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deren
Erziehungsberechtigten eingeholt werden muss. Ich lösche deswegen hier Texte und Bilder; beim folgenden Bereicht lasse ich den modifizierten Text stehen.
Klassenvorspiele im Mai 2019
Wenn die Klassenvorspiele meiner Gitarrenschüler in einer Woche stattfinden, bin ich am Ende meistens glücklich über die gezeigten Leistungen. Es ist aber auch viel zu organisieren: der Unterricht wird nach Bedarf etwas verkürzt, der Raum muss
hergerichtet werden, die Programme müssen gedruckt, es muss moderiert werden, und am Schluss kommt noch das Aufräumen und Nachdenken darüber, wie es eigentlich gewesen ist.
Im Mai 2019 gab es an drei aufeinander folgenden Tagen 89 Teilnehmer, etwa 230 Menschen im Publikum, und 3 ½ Stunden lang wurden Gitarren gestimmt, und dann gespielt.
Sandkrug
Beim Sandkruger Vorspiel lief die Grundschulgruppe der 2. Klasse statt mit sieben Kindern nur mit drei Mädchen auf. Sie spielten sehr ordentlich, und die ganze Gruppe hätte es sicher genauso gut gemacht.
Die Drittklässler kamen komplett und spielten sowohl als Gruppe, als auch bei Solodarbietungen in diesem Jahr sehr gut!
Danach kamen noch zwei Sechstklässler auf die Bühne und drei ältere Einzelschüler, die schon recht schwierige Stücke spielen. In der für Gitarre schönen Akustik der Aula der Waldschule war das Konzert schon nach 40 Minuten vorbei.
Hude
25 von 33 angesagten Gitarristen kamen zum Huder Vorspiel. Es ist immer jemand krank, auf Klassenfahrt, oder zu einer Geburtstagsfeier eingeladen.
In Hude gibt es in der Grundschule eine Zweitklässlergruppe, aber auch im Nachmittagsunterricht gleichaltrige Kinder, Drittklässler und Viertklässler. Vor allem die Schüler, die schon im zweiten Jahr dabei sind, haben richtig gut gespielt.
Sehr sichere Notenkenntnis, gutes rhythmisches Verständnis und gelungenes Kanonspiel kennzeichnen diese Gruppen.
Die Kinder, die seit relativ kurzer Zeit die weiterführende Schule besuchen sind oft am aufgeregtesten. Sehr gefreut hat mich, dass die älteren Jugendlichen diesmal vollzählig kamen und
auch gut spielten.
Wegen der vielen Grundschulkinder hatte dieses Vorspiel eine Pause, nach der die jüngeren Teilnehmer und Geschwister schon nach Hause konnten, und die Veranstaltung dauerte immerhin eine Stunde und 15 Minuten.
Wildeshausen
Nach Wildeshausen kommen auch meine Harpstedter Schüler; diesmal waren 48 Kinder und Jugendliche angesagt! Das muss natürlich eine Pause geben; eigentlich sind das zwei Vorspiele hinter einander.
Aufnahme vor Beginn der Veranstaltung, es kommen immer noch Leute, aber gleich geht es los!
Das Konzert begann mit einer Nachmittagsgruppe aus fünf Erst- und Zweitklässlern, die erst kurze Zeit spielen, ihre Lieder aber sehr konzentriert vortrugen.
Die Harpstedter Zweitklässler kamen nur zu zweit statt zu fünft, spielten aber ebenso sicher, wie die sieben Zweitklässler aus der Wildeshauser Grundschule.
Sechs Drittklässler aus Harpstedt folgten, danach fünf gleichaltrige Kinder aus Wildeshausen, die aus drei verschiedenen Ursprungsgruppen stammen. Ich hoffe immer, dass sowohl die Kinder als auch die Eltern beobachten: was machen die, wie
spielen die, sind die "weiter" als wir? Ein bisschen Konkurrenz kann anspornen!
Dann traten noch zwei Gruppen auf, die bereits zweistimmig spielen, und dann folgte die in Wildeshausen bereits legendäre Pause!
In der Pause: es herrscht noch Kommen und Gehen, es sind noch nicht alle da, aber man sieht: einige jüngere Menschen wollen auch sehen und hören, wie die "großen" so spielen.
Im zweiten Teil kamen die Schüler einzeln auf die Bühne, obwohl die ersten sieben noch in zwei Gruppen Unterricht haben. Es gab spanische Folklore, Stücke aus der Klassik von Komponisten wie Carulli, Diabelli und Giuliani, und zum
Abschluss vom ältesten Jugendlichen zwei sehr schöne folkartige Gitarrenstücke. Der letzte Künstler muss immer lange zuzuhören und dann plötzlich hoch konzentriert auf der Bühne sitzen!
Um 19.35 Uhr war die Veranstaltung beendet, nach freundlichen Gesprächen, Notenständer zerlegen und Stühle wegräumen ging es auch für mich Richtung Abendbrot - bis zur nächsten Runde im Winter!
Klassenunterricht in Wildeshausen
2001 habe ich zum ersten Mal eine Achtergruppe in der verlässlichen Grundschule unterrichtet. Manche dieser Gruppen, die ab der dritten Klasse dann in den Nachmittag wechseln, liefen sehr gut und Jahre lang, einige wenige funktionierten nicht so
toll
und verkleinerten sich schnell oder die Kinder hörten alle bald auf. Jedenfalls kann ich über Mangel an Erfahrung mit großen Gruppen und Kooperation im Vormittagsbetrieb der Grundschulen nicht klagen.
Trotzdem war mir ein bisschen mulmig, als mir ein Abenteuer ganz anderer Qualität angetragen wurde: Nach den Sommerferien 2014 sollte ich in Teamarbeit mit dem Klassenlehrer in Wildeshausen im Rahmen des Musikalisierungsprojektes eine komplette
4. Klasse
in "Musik mit Gitarre" zu unterrichten. 21 Kinder!
Es gibt zwei Musikstunden in der Woche; die eine macht der Lehrer alleine, für die andere komme ich in die Schule. Absprachen wegen der Vorbereitung und der Noten treffen wir direkt im Gespräch oder per E-Mail.
Man fragt sich natürlich sofort: wie kann das gehen? Abgesehen davon, dass 21 Kinder ziemlich viele sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass nicht alle vom selber
Musizieren begeistert sein werden. Und einige der Kinder haben schon in der zweiten Klasse im Rahmen der "verlässlichen Grundschule" mit Gitarrenunterricht begonnen und spielen teils noch, andere haben aufgehört... Aber herausfordernde
Gruppen
haben mich schon immer angezogen, und die vorbereitende Begegnung mit dem Klassenlehrer, der selber auch Gitarre spielt war sehr ermutigend, also - hinein ins Vergnügen!
Die Klasse und ihr Lehrer
Diese 4. Klasse - wie soll man sie beschreiben? Klassen sind ja als gesamte Gruppe unterschiedlich, die eine eher laut, die andere eher ruhig... also, diese 4. Klasse ist sehr nett! Die Kinder sind freundlich, höflich und können sich benehmen.
Das war
mein erster Eindruck, und der hat sich nach über einem halben Jahr immer wieder bestätigt.
Natürlich macht mal jemand Quatsch, natürlich hat mal jemand keine Lust, es sind auch nicht alle gleich interessiert, aber der Gesamteindruck ist eine positive Grundhaltung. Gezieltes Stören gibt es eigentlich nicht.
An dieser guten Erziehung hat der Klassenlehrer großen Anteil. Er macht klare Ansagen und hat gute Regeln für Gesprächskultur eingeführt, an die er immer wieder erinnert. Er begründet, warum man zuhört, wenn jemand etwas sagen möchte, warum man
sich
meldet und nicht einfach in die Klasse ruft, erklärt den Kindern, dass man als Lehrer nicht lange gegen einen hohen Lärmpegel ansprechen kann.
Tatsächlich sind meine Stimmbänder nach dieser Unterrichtsstunde weniger strapaziert als nach so mancher Gruppe mit sechs bis neun Mitgliedern, und ich gehe immer fröhlicher aus der Stunde heraus als ich kam! Die Arbeit ist anstrengend,
erfordert andere
Vorbereitung als sonst, aber sie macht Spaß!
Die Instrumente
Vorab mussten 21 Gitarren aus dem Musikschullager nach Größe ausgesucht, überprüft, gestimmt und zum Teil für Linkshänder umbesaitet und in die Schule getragen werden. Die Abteilung "mittelgroße Gitarren" wurde regelrecht geplündert, aber es
sind auch
genug kleine Gitarren dabei: Viertklässler sind sehr unterschiedlich groß!
Das "Gitarrenlager". An zwei Tagen bleiben die Instrumente in der Schule, den Rest der Woche werden sie zum Üben mit nach Hause genommen.
Vorbereitung der Unterrichtsstunde
Schnell war klar: im Klassenraum ist mit Gitarren und Noten nicht genug Platz. Aber die Schule hat einen kleinen Saal, der für Musik und kleine Vorführungen ausgestattet ist. Zu Beginn der Stunde bauen die Kinder sehr selbstständig eine
Hufeisen-Sitzordnung
mit Tischen für die Notenmappen. Das geht schnell und klappt reibungslos.
Dann müssen die Gitarren ja gestimmt werden. 23 Gitarren à 6 Saiten - das dauert lange, aber zum Glück halten Gitarren die Stimmung ziemlich gut, wenn man nett zu ihnen ist und auf ihnen übt. Außerdem hat der Lehrer Stimmgeräte
bestellt, die zu Beginn der Stunde herum gegeben werden.
Dabei gibt es natürlich das Problem, dass die Kinder vor allem auf die Pfeilanzeige "höher / tiefer" achten, und nicht immer auf den angezeigten Ton. So hat man manchmal E-Saiten, die auf
C, oder A-Saiten, die auf
G gestimmt sind...
An die Arbeit!
Für die Unterrichtspraxis ist es ein großer Vorteil, zu zweit zu arbeiten, gerade wenn es um so etwas Praktisches wie Gitarre spielen in der Gruppe geht. Während einer der Lehrer laut mitspielt, mitsingt, Zählzeiten ansagt, geht der andere
herum
und
gibt dem einzelnen Schüler Hilfen und Tipps, oder zeigt zusätzlich den zu spielenden Akkord auf dem Whiteboard an.
Lieder, Akkorde, Noten
Angefangen haben wir mit Liedbegleitung. D-Dur und A-Dur waren die ersten Akkorde, ziemlich bald kamen E-Moll und A-Moll dazu, und "He-jo, spann den Wagen an" zu begleiten und dabei dreistimmig Kanon zu singen war ein großes Erfolgserlebnis.
Inzwischen können wir eine ganze Reihe Akkorde und Lieder, dem Hausmeister wird zum Geburtstag zwischendurch ein Ständchen gebracht, und beim Üben fällt mir immer wieder auf, dass viele der Kinder die Griffe auch wirklich flott und richtig
wechseln.
Abwechselnd mit den Akkordübungen beschäftigen wir uns mit Melodiespiel und Notenlehre - darüber wird sogar ein Test geschrieben.
Auftritt und Pressetermin
Das erste große Ziel, die erste Aufführung fand im Zusammenhang mit Weihnachten statt: bei einer Adventsfeier in der Turnhalle spielte die Klasse zwei Lieder, eine andere Gruppe half singen.
Ich bin natürlich gespannt, wie es weiter geht, wie weit wir kommen, und ob sich nach dem Ende des Schuljahres Kinder zum Gitarrenunterricht anmelden, die vorher noch nicht auf die Idee gekommen waren.
Ganz abgesehen davon bin ich sehr froh, dieses Angebot wahrgenommen zu haben! Ich habe über die Arbeit mit großen Gruppen von dem Grundschullehrer viel, viel gelernt, und ich kann nur jedem Kollegen raten, so etwas mal zu machen. Je früher,
desto besser!
Es ist etwas völlig anderes als die Arbeit mit einem begabten Einzelschüler, der vielleicht an "Jugend musiziert" teilnimmt, und es macht wirklich Freude!
Die zweite Halbzeit
Jeder weiß, dass sowohl Kinder am Ende der Kindergartenzeit, als auch im letzten Halbjahr der Grundschule "etwas aufdrehen". Sie werden vorlaut, verweigern schon mal die Mitarbeit und zeigen, dass sie "die Großen" im Hause sind.
Ich weiß natürlich nicht, ob "unsere 4. Klasse" rund um die Uhr brav war, aber in der Gitarrenstunde klappte alles weiterhin außergewöhnlich gut. Wir haben eine ganze Reihe Lieder mit Akkorden dazu gelernt, darunter Lieder auf englisch, und
auch
das
Melodiespiel wurde weiterentwickelt.
Am Ende kam die Idee, ein Abschlusskonzert zu geben, unter anderem um Spenden für den Förderkreis der Schule zu sammeln, der die Zusammenarbeit mit ermöglicht hatte.
Abschlusskonzert
In der mit Eltern, Großeltern, Geschwistern und Lehrern vollgestopften kleinen Aula gab es am 17. Juli ein einstündiges Konzert, bei dem Beispiele für Melodiespiel gespielt und elf Lieder gesungen wurden. (Die Weihnachtslieder schienen uns bei
30 Grad
nicht passend zu sein.) Als Zwischenspiel gab es vier solistische Beiträge, die von den Kindern selbst vorbereitet worden waren, und als "interaktive Elemente" musste das Publikum bei den Kanons mitsingen und einzelne Eltern bekamen von den
Kindern
den Wechsel vom D-Dur-Griff zu A-Dur erklärt, um zu verdeutlichen, wie viel die Klasse sich angeeignet hatte.
Es gab viel zu lachen: Beim Singen der selbstgetexteten Strophe "Uns're Lehrer, die sind heiser, wär'n die Kinder doch mal leiser und die Eltern lieber heiser und den Lehrern ging' es gut!" war die maximale Lautstärke erreicht!
Das Konzert war von den Kindern und ihrem Lehrer sehr gut vorbereitet. Vierte Klassen bekommen ihre Zensuren wegen des anstehenden Schulwechsels besonders früh, und danach... hat diese Klasse offenbar viel Gitarre geübt, T-Shirts angefertigt,
und sogar
die Sequenz mit dem Erklären der Akkorde an Schülern aus einer anderen Klasse ausprobiert, und es hat alles wirklich begeisternd geklappt! Wir Lehrer, Vertreter des Förderkreises und auch die Schulleiterin hoffen auf eine Wiederholung der
Aktion,
und
ich hoffe, dass viele aus der Klasse sich eine eigene Gitarre zulegen und irgendwie weiter Gitarre spielen!