Übungen
Nach dem Vorstellen der Lerntipps "Takt klopfen, Zählzeiten laut sagen und dirigieren" kommen jetzt konkrete Übungsvorschläge. Es sind nur Vorschläge und Ideen: es geht darum, sich Material selbst herzustellen. Dazu braucht man nur Notenpapier, groß oder klein, Bleistifte, den Körper und etwas Platz.
Vorgefertigte Übungen sind natürlich auch schön, aber wenn man selber Noten in dem Schwierigkeitsbereich schreibt, den man gerade bewältigen kann überfordert man sich nicht und trainiert die eigene Kreativität.
Einfache rhythmische Muster trainieren
Mein erster Tipp: einfache rhythmische Grundmuster üben. Ganz einfache Figuren wiederholen, vielleicht auf unterschiedlichen Tonhöhen, und daran zählen, klopfen und dirigieren üben.
Mein erstes Grundmuster im 4/4 - Takt ist
"Viertel - Viertel - Halbe". Unter den Noten stehen die Zählzeiten,
darunter die Zeichen für den Fuß (die letzlich mit den Zählzeiten zusammen fallen), über den
Noten stehen noch mal die "Dirigierpfeile".
Man kann die Noten spielen, klatschen oder singen, auf alle Fälle sollte man sie auf
jede Art so lange üben, bis man sie verinnerlicht hat.
Das Grundmuster 2 ist nicht schwieriger, die Halbe Note steht hier am Anfang des Taktes:
Hier stehen nur noch die Zählzeiten unter den Noten, aber man sollte wieder mit dem Fuß und dirigierend üben.
Tatsächlich kann man diese zwei Notenwerte noch auf eine dritte Art gruppieren, und zwar so, dass man eine Synkope erhält:
Da hier die zweitwichtigste Zählzeit des Taktes, die "Drei" keine eigene Note erhält, sondern der Ton von der "Zwei" gehalten werden muss, ist diese Übung aber schon schwieriger.
Ein letztes Beispiel, diesmal mit Achteln als drittem Notenwert und den "F" für den Fuß zur Verdeutlichung unter den Zählzeiten - weitere Übungen kann und sollte sich jeder nach Lust und Laune selbst ausdenken. Mit Halben, Vierteln, Achteln und den beiden ersten als punktierte Noten kann man schon viele Variationen erstellen! Außerdem kann man auch Dreiertakte, oder 6/4 oder gar mal einen 5/4 - Takt nehmen.
Der Witz an der Sache ist, dass man nicht in jedem Takt mit etwas Neuem konfrontiert wird, was hoffentlich hilft, wenn man große Schwierigkeiten hat, zu spielen und dabei zu zählen bzw. den Takt zu klopfen. Man muss sich die Unabhängigkeit erkämpfen!
Takte erfinden
Mein nächster Übungsvorschlag zum Begreifen der rhytmischen Ebene von Musik wäre, sich Takte auszudenken. Komposition auf niedrigster Stufe: es geht nicht um Kreativität, sondern erst mal nur um richtiges Ergänzen.
Kochen wir eine Suppe von einigen Takten und legen dafür vorher die Zutaten fest! Wir schreiben im 4/4 Takt, und dürfen dafür Ganze, Halbe, Halbe punktiert, Viertel, Viertel punktiert, Achtel und die entsprechenden Pausen benutzen.
Schreibe erst mal vier Takte mit ordentlichen Zählzeiten und den "und" dazwischen auf! Bescheidenheit ist eine Zier - so wie ich beim Abzählen von Intervallen empfehle, die Finger zu benutzen, kann ich hier nur sagen: wenn man die Zählzeiten oder die Schläge oft genug schriftlich fixiert hat, "sieht" man dieses Raster irgendwann um so schneller, obwohl es nicht da steht!
Jetzt gebe ich mal ein paar Notenzeichen vor, und der Rest muss ergänzt werden...
EINE Lösungsmöglichkeit wäre die unten - die blauen Noten habe ich mir neu ausgedacht. Dabei stelle ich fest - ups, der letzte Takt war ja schon "voll"!
Natürlich werde ich als nächstes die erfundenen Takte "üben", also ein paar Mal klatschen oder auf einem Instrument spielen, und dabei die Zählzeiten sagen und / oder mit dem Fuß den Grundschlag dazu klopfen. Dabei kann ich zunächst alle Zählzeiten sagen, also "1 und 2 und..." und danach die "und" für die zwischen den Vierteln liegenden Achtel weglassen. Das ist schwieriger!
Wenn man die Palette der "erlaubten" Notenwerte um Sechzehntel, Zweiundreißigstel, Triolen und dergleichen erweitert, kann man seine Entdeckungstouren immer schwieriger gestalten.
Zweistimmige Übungen
Wenn man sich zweistimmige Übungen ausdenkt, ist das Reproduzieren hinterher etwas anders, denn
man braucht zwei Hände und muss dabei zählen oder die Zählzeiten mit dem Fuß klopfen.
Hier drei Anregungen, die du gerne mal üben darfst, um sie danach mit den Mp3-Dateien zu
überprüfen. Zu dieser Thematik gibt es auch ganze Bücher wie
"Flip-a-rhythm" von Sheila Nelson, aber eigentlich braucht man dazu weder Buch noch
Internet, sondern nur Papier, Bleistift und Fantasie!
Zweitimmige Übung 1
Ein ganz einfaches Beispiel zum Einstieg. Die Datei zum Anhören beginnt mit einem Vorzähler in der zweiten Stimme aus vier Vierteln, die obere Stimme ist als Klaviersound, die untere als Trommel gespeichert.
Zweitimmige Übung 2
Die zweite Übung ist schon ziemlich verwegen mit den Triolen im dritten Takt! Es gibt wieder einen Vorzähler aus 4 Vierteln.
Zweitimmige Übung 3
Dreivierteltakt, Pausen, eine Synkope - für Nummer 3 wähle man ein gemäßigtes Tempo! Diesmal mit zwei Takten Vorzähler!
Eine Hand hilft der anderen
Sind zweistimmige Aufgaben grundsätzlich schwieriger als einstimmige? Klavierspieler sind rhythmisch häufig nicht so fit wie Saxophonisten, weil sie sich mit der "einen Hand an der anderen entlang hangeln"...
Beispiel 1 oben ist ja denkbar einfach: auf jeder Zählzeit passiert etwas, man braucht eigentlich gar nicht zu zählen, wenn man die Rhythmen "addiert". Wäre die Übung auf zwei Instrumentalisten verteilt, müsste jeder für sich zählen und spielen, aber ein Spieler allein muss nur schauen, wann welche Hand klopft.
Der Rhythmus der rechten Hand im 2. Satz von Mozarts C-Dur - Klaviersonate an sich ist ja nicht so einfach, aber da die linke Hand zerlegte Dreiklänge in Sechzehnteln spielt, muss man die rechte nur koordiniert platzieren:
Einfache Lieder rhythmisch notieren
Komplizierte Rhythmusdiktate, die man für Aufnahmeprüfungen an Musikhochschulen bewältigen muss sind eine heikle Sache. Ein bekanntes Lied rhythmisch zu notieren könnte eine gute Einstiegsübung sein. Nehmen wir einige Beispiele in Angriff!
Hänsel und Gretel
"Hänsel und Gretel" ist ein Kinder- oder Volkslied, das man vielleicht im Ohr hat, und zu dem man garantiert Noten im Internet findet - es unterliegt ja keinem Copyright. Damit kann man überprüfen, ob man richtig notiert hat.
Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald.
Es war so finster und auch so bitter kalt.
Sie kamen an ein Häuschen von Pfefferkuchen fein.
Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein?
Sprich dir zunächst die Anfangszeile im richtigen Rhythmus vor:
Hän- - sel und Gre- - tel verliefen sich im Wald - - -.
Mit den Gedankenstrichen möchte ich andeuten, dass diese Silben im Lied länger sind als
die anderen.
Versuche durch taktschlagen, dirigieren oder mitzählen "im Kopf" herauszufinden, in welcher Taktart das Lied zu notieren ist! Ist es ein grader Takt, oder ein "Dreier"? Beginnt das Lied auftaktig?
Kann man das ohne Noten aufschreiben? Versuchen wir einen Dreiertakt:
Das wirkt nicht sehr plausibel, weil die Silben so alle gleich lang werden. Meine Textversion mit den ergänzten Bindestrichen lässt sich in einen 4/4 - Takt einpassen:
Nehmen wir endgültig Noten zur Hilfe:
So ähnlich müsste der Rhythmus doch aussehen! Ob im vierten Takt eine ganze Note steht, oder eine Halbe mit einer halben Pause zum Luft holen sei mal dahingestellt, aber ansonsten kann man sich jetzt an den Rest der Geschichte machen.
Kein schöner Land
Deutlich schwieriger zu notieren ist "Kein schöner Land in dieser Zeit", jenes Lied von Zuccalmaglio, bei dem sich Kinder immer über das merkwürdige Deutsch wundern.
Kein schöner Land in dieser Zeit,
als hier das unsre weit und breit,
wo wir uns finden wohl wir unter Linden zur Abendzeit,
wo wir uns finden wohl wir unter Linden zur Abendzeit.
Als erstes muss man darauf kommen, dass die erste Silbe
"Kein" nicht auf der Eins welcher Taktart auch immer steht.
Wenn man sich dazu durchgerungen hat, dass "Land" die erste
wirklich betonte Silbe, also die Eins des ersten Taktes ist
(die Silbe "schö-" ist auch, aber weniger betont als "Land"), merkt man sicher bald, das
"Zeit" die nächste Eins darstellt:
Kein schö - ner | Land in die - ser | Zeit, ...
Dann entdeckt man, dass
Kein schö-ner
drei gleich lange Silben und ein Auftakt sind, während
Land in
größere Notenwerte brauchen, und die-ser
dann wieder auf zwei kürzere
Notenwerte kommt. Die nächste Textzeile Als hier das uns-re weit und breit
funktioniert
genauso wie die erste.
Wenn
Land in die-ser
zusammen einen Takt einnehmen, muss man herausfinden,
um wie viel größer die Notenwerte der beiden ersten im Vergleich zu den beiden letzten
Silben sind. Wieder findest du durch dirigieren, zählen oder klopfen mit dem Fuß hoffentlich die
Lösung: sie sind doppelt so lang. Es könnten also zwei Viertel und zwei Achtel in den Takt
gehören, oder auch zwei Halbe und zwei Viertel - Hauptsache die einen sind doppelt so lang wie
die anderen.
Damit kämen wir auf einen Dreivierteltakt - oder sollte es doch ein 6/8 - Takt sein? Man merkt
ja schnell, dass die drei Auftaktnoten
Kein schö-ner
> die gleiche Länge haben wie die von die-ser
, und das gäbe dann 3
Achtel Auftakt - das
deutet auf einen 6/8 - Takt
hin.
Ich würde trotzdem den 3/4-Takt als Lösung annehmen, denn die Betonung
innerhalb des Auftaktes liegt doch bei schö-
und nicht bei Kein
, und in
der folgenden Zeile ebenso bei hier
und nicht bei als
, oder? Wären Kein
und
als
betont, hätte man die natürliche Hierarchie eines 6/8 Taktes, in dem die erste und
vierte Achtel die Schwerpunkte sind, aber offenbar ist das hier eher nicht der Fall. Schreiben
wir die erste Zeile als Rhythmus auf:
Schwierigkeitsgrade
Dieses zweite Beispiel war natürlich wegen des Auftaktes und der ungeraden Taktart viel anspruchsvoller als das erste. Wenn man noch mehr Stress haben möchte, greife man zu einem Lied, das auch noch Triolen enthält, wie zum Beispiel "Amazing Grace".
"Der Mond ist aufgegangen" oder "Morgen kommt der Weihnachtsmann" wären ähnlich einfach wie
"Hänsel und Gretel", während "O Tannenbaum" mit seinen punktierten Vierteln und Achteln, und
sogar punktierten Achteln, die durch Sechzehntelnoten ergänzt werden, eine ganz anderere
Gewichtsklasse repräsentiert.
Außerdem wird der "Tannenbaum" oft "zurechtgesungen", will sagen: jeder singt es
anders und wie er mag, der eine macht hier eine Punktierung mehr, der andere glättet dort...
Zurechtgesungene Volkslieder
Zu den "zurechtgesungenen" Kinderliedern gehört auch das unverwüstliche "Alle Leut' gehn jetzt
nach Haus", das so manche Kindergartenrunde beendet. Hier wird oft am Anfang ordentlich der
3/4-Takt eingehalten, während bei der Textstelle
Gro - ße Leut', klei - ne Leut', dick - e Leut', dün - ne Leut'
viele das mit Apostroph
gekürzte Leut'
zu Leu - te
verlängern, und schon singt man hier im 4/4 - Takt.
Wenn man dieses Lied also brav, aber "falsch" aufschreibt, merkt man vielleicht beim
Überprüfen "O, das singen wohl manche Leute anders?!"
Kuckuck - Motivarbeit
"Kuckuck ruft's aus dem Wald" kann man zum Anlass nehmen, über rhythmische Motive und den Begriff "Metrum" nachzudenken.
Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald.
Lasset uns singen, tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Das Lied beginnt ja mit dem Metrum oder Motiv
"kurz - lang", das bei den Worten sing-en
und
sprin-gen
umgedreht wird. Man nennt das "Krebs", wobei es hier
nur um den Rhythmus geht - melodisch ist es kein Krebs!
Das Motiv wird also umgedreht zu "lang - kurz", und dieses Motiv wird
dann für den Beginn der dritten Liedzeile Früh-ling
benutzt, wobei die Tonhöhen so
bleiben wie in der ersten Zeile. Die dritte ist also eine variierte Wiederholung der ersten
Zeile - ganz schön tückisch!
Grafische Aufteilung
Dieses Lied sieht man aus Platzgründen häufig in zwei Zeilen notiert, der Zeilenwechsel liegt
dann zwischen singen
und tanzen
. Damit wird weniger deutlich, dass es eigentlich
aus drei Teilen besteht, und der Beginn des dritten Teiles wird sehr verschleiert - die Grenze
ist ja der Taktstrich zwischen sprin-gen!
und Frühling
, und genau hier bringt die
Melodie dreimal die Tonfolge "d-h", was den Einschnitt zusätzlich
verunklart!
Ich schreibe das Lied mal rhythmisch ohne großes Brimborium auf, denn jeder kommt schnell dahinter, dass es im Dreiertakt steht, Halbe, Halbe punktiert und Viertel enthält, und durch die Motivanalyse ist es schnell durchschaut.
Zur Verdeutlichung habe ich das Motiv "kurz - lang" blau eingefärbt, und die Krebsform "lang - kurz" grün.
Über bekannte Lieder nachzudenken, genau zu überlegen und dabei alle verfügbaren Mittel bei der Detektivarbeit einzusetzen kann sehr hilfreich sein, wenn man Kenntnisse über die rhythmische Ebene gewinnen will. Viel lesen ist nett, aber man muss selber etwas praktisch tun!
Übungen mit dem Körper
Du hast große Schwierigkeiten, Rhythmen korrekt wiederzugeben? Wenn du mit dem Fuß den Takt auf dem Boden schlägst, zuckt der Fuß bei Achteln, die du auf dem Instrument spielst immer mit, und bei Halben bleibt er auf dem Boden? Beim lauten Zählen kommst du mit den Zahlen oder den Tönen oder beidem durcheinander?
Probiere doch mal die folgenden Übungen mit Hand und Fuß!
Während die ersten Übungen so einfach sind, dass man denkt "Das bringt ja nichts!", wird es schnell schwieriger, wenn man mit den Händen etwas anderes klatschen soll als man mit den Füßen geht.
Aufstehen oder am Instrument
Also: Aufstehen, auf der Stelle im Takt gehen, oder im Raum herum, sobald eine
Übung "läuft", bei den Schritten die Zählzeiten des 4/4-Taktes laut sagen und dabei
klatschen. Die Hände bleiben
so lange zusammen, wie der Notenwert dauert. Dadurch verhinderst du, den nächsten Ton
zu früh zu klatschen!
Es besteht die Gefahr, dass man so etwas albern findet, aber keine
Angst: der Punkt, an dem man "Hä? Wie soll das denn gehen?!" sagt kommt früh genug!
Natürlich kannst du auch mit dem Instrument üben, wenn du Ober- und Unterstimme gleichzeitig spielen kannst. Blas- und Streichinstrumente sind nicht so geeignet.
Zum Anhören gibt es Mp3-Dateien. Zuerst kommt ein eintaktiger Vorzähler in der unteren Stimme mit dem Klang einer Tom, dann kommt die obere Stimme als Agogo dazu. Bei den komplizierteren Rhythmen habe ich das Tempo reduziert.
Die Hand & Fuß - Grafiken sind hoffentlich groß genug, dass man sich vor den Bildschirm stellen und alles erkennen kann! Los geht's!
1. Viertelnoten.
Bei der ersten Übung klatscht du mit den Händen Viertel, während du mit den Füßen in Vierteln
gehst. Das ist leicht. Rechts ein Notenbeispiel für die Gitarre. Dabei übernimmt die leere
A-Saite den Part der Füße, und die hohe e-Saite den des Händeklatschens.
Du kannst die Übungen also auch am Instrument machen, aber die Variante im Stehen ist der
härtere Kampf gegen die Blockaden!
2. Halbe.
Halbe Noten gegen die Viertel in den Füßen zu klatschen ist auch noch nicht so schwierig, aber man muss immer eine Zählzeit auslassen. Lasse die Hände zusammen bis kurz vor der nächsten Halben, analog zum Klavierspielen: man hört den Ton nur so lange, wie man die Taste gedrückt hält. Dann kommt der nächste Ton nicht zu früh!
3. Achtel.
Wenn man Achtel klatschen soll, während man in Vierteln geht, ist das Gehirn schon etwas mehr
gefordert. Kinder haben dabei häufig Schwierigkeiten, mit den Füßen nicht auch in Achteln zu
trippeln.
Man zählt "1 und 2 und 3 und 4 und" um alle Achtel mit einer
Zählsilbe zu treffen. Wenn man es sich zutraut, kann man nach einiger Zeit probieren, das Wort
"und" beim Zählen weg zu lassen.
4. Viertel und Achtel
Wer bis hierhin ohne Probleme gekommen ist, sollte mal "auf Zuruf" (in der Gruppe) den fliegenden Wechsel zwischen Vierteln, Halben und Achteln üben. Man hört nicht auf mit dem Gehen, und wechselt zwischen den Notenwerten.
Natürlich kann man nach den durchgehenden Achteln auch mal die Rhythmen "1 Viertel, 2 Achtel" oder das Gegenstück "2 Achtel, 1 Viertel" trainieren, die man rechts in Noten sieht.
5. Viertel punktiert und Achtel.
Punktierte Viertel mit der ergänzenden Achtelnote marschierend zu klatschen ist vielleicht das erste ernst zu nehmende Problem. Wenn du ins Stolpern kommst oder spontanen Impulsen folgend öfter klatschen willst als gefordert, musst du das Tempo reduzieren und dich konzentrieren. Das laute Zählen hast du doch nicht vergessen? Es gehört zum Job dazu!
6. Achtel und Viertel punktiert
Übe auch die umgekehrte Fassung, den rhythmischen Krebs "Achtel - viertel punktiert"!
7. Sechzehntel.
Sechzehntelnoten sind wieder simpel, man klatscht bei jedem Schritt vier Mal.
Ja, die Zählzeiten sind völlig falsch geschrieben! Aber wenn man "ein-se un-de..." sagt,
kommt die Sprache nicht energisch genug, und rhythmische Genauigkeit hat nun mal viel mit
Energie und "Knack" zu tun. Lahm darf man bei dieser Arbeit nicht sein!
Obwohl zwischen den Zählsilben Lücken sind, muss man lückenlos zählen! Ich wollte die Zahlen grafisch etwas absetzen, aber der Abstand zwischen "-te" und "2" ist keineswegs größer als zwischen "un" und "-te"!
8. Synkopen.
Eine Synkope ist eigentlich nur eine Folge von Vierteln und Achteln, aber sie hat so eine charakteristische rhythmische Gestalt, dass es eben diesen besonderen Namen für sie gibt. Sie ist noch anspruchsvoller als die punktierten Viertel.
Wenn man aber die Rhythmen von Hand und Fuß innerlich "addiert", merkt man, dass auf jeder Achtel im Takt eine rhythmische Aktion stattfindet. Viel Denken, ob man auf einer Achtel etwas machen muss braucht man nicht, die Frage ist nur, ob die Hände oder die Füße dran sind. Das trifft auch auf die nächste Übung zu.
9. Überbindungen.
Überbindungen führen dazu, dass der Rhythmus der Hände gegen den der Füße geführt wird. Nur auf der Eins des Taktes kommen beide zusammen.
10. Fortgesetzte Überbindungen
Wer mag, kann zur Abwechslung auch zur Eins des Folgetaktes hin überbinden. Das bringt zusätzliche Routine.
11. Triolen.
Man kann Noten nicht nur binär unterteilen, sondern auch ungerade. Die Achteltriole ist die am einfachsten umzusetzende Variante: drei Noten kommen auf eine Viertel, wo sonst zwei Platz hatten. Zum Zählen nimmt man im deutschen Sprachraum "ei-ner-lei zwei-er-lei...". Das klingt wieder sehr lustig, hilft aber. Genau bei den Zahlen sollte der Fuß auf dem Boden landen.
12. Swing.
Dies ist eine Körperübung zum Thema Swing / Jazz / Blues... und zur Musik des Barock in Frankreich! Bitte eben den Abschnitt darüber lesen, falls einem das nichts sagt.
Im Jazz werden normal notierte Achtel meistens nicht gerade, sondern so gespielt, dass die erste
länger und die zweite entsprechend kürzer ist. Das hier gegebene triolische Verhältnis ist kein
Muss, aber erst mal die einfachste Variante.
Verglichen mit der vorigen Übung wird hier einfach die zweite Achtel der Triole
ausgelassen.
13. Zwei gegen Drei.
Es folgen noch zwei wirklich schwierige Übungen: Vierteltriolen gegen normale Viertel. Zunächst bleiben die Viertel "im Bass". Wenn man mit dieser Situation zählend zurecht kommen möchte, muss man das KGV, das kleinste gemeinsame Vielfache der Zahlen 2 und 3 bilden. Das habe ich in einem Kapitel mit Hörbeispielen zu erklären versucht.
Im Notenbeispiel stehen die Ziffern des KGV zwischen den Stimmen und die normalen Zählzeiten
unter den Basstönen. In der "Körpergrafik" stehen die Zählzeiten in den Füßen.
Die Schritte müssen auf die Ziffern 1 und
4, das Klatschen auf 1, 3 und
5 kommen, dann wird es richtig. Viel Spaß!
14. Zwei gegen Drei umgekehrt.
Dieselbe Geschichte wie eben, nur anders herum: die normalen Viertelnoten stehen oben beziehungsweise werden von den Händen geklatscht, die Triolenviertel liegen im Bass / sind zu gehen. Wer das im fliegenden Wechsel schafft, kann stolz auf sich sein! Auch mit zwei Händen üben, und dabei unterschiedliche Klangfarben wie Tisch und Oberschenkel nutzen.
Die vier Zählzeiten stehen diesmal in den Noten über der Oberstimme beziehungsweise in der Grafik grün unter den Händen. Der Vorzähler der Mp3-Datei bleibt in der tiefen Trommel, danach muss man "umschalten" und die Viertel synchron zum Agogo klatschen.
Ich mache das manchmal aus Spaß beim Gehen: ich tippe Daumen und Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger und dann Daumen und Ringfinger gegen meine Schritte als Triolen zusammen. Wenn man den kleinen Finger dazu nimmt, kann man auch "vier gegen drei" spazierend üben. Das ist sehr meditativ...
Im Unterricht
Ich muss zugeben, dass ich im Unterricht mit Erwachsenen bisher noch nicht so kühn war, den Schülern diese Akrobatik abzuverlangen. Es macht auch in Gruppen mehr Spaß, und erwachsene Schüler treten leider selten in Gruppen auf.
Fast alle Menschen zieren sich bei solchem Tun. Dabei halte ich diese Übungen, genauso wie das laute Zählen beim Spielen und das Taktschlagen mit dem Fuß für extrem hilfreich. Es gilt, die Koordination zu entwickeln, es gilt Widerstände zu überwinden, die sich dem Lernenden in den Weg stellen! Solche Anforderungen werden eigentlich nicht mal beim Tanzen an einen gestellt, denn dabei führt man mit dem Körper ja einen Rhythmus, nämlich die Schrittfolge aus, die zwar zur Musik passen sollte, aber ein zweiter Gegenrhythmus ist dabei selten gefordert.
Wer die Übungen macht, bis er sie kann, wird mit den Rhythmen seiner Instrumentalstücke sicher weniger Schwierigkeiten haben.
Bodypercussion
Mit dem Begriff "Bodypercussion" meint man Rhythmusspiele oder Rhythmusübungen, die mit dem Körper als Instrument gemacht werden. Man denkt sich unterschiedlich komplizierte Rhythmen aus, die man entweder so als Selbstzweck mit dem Körper macht, oder als Begleitung zu Sprechgesang oder auch existierenden Liedern nutzt.
Im Grunde ist das so, als wenn man Klatschspiele, wie man sie zu Kinderliedern mit einem Gegenüber macht ("Bei Müllers hat's gebrannt...") alleine durchführt.
Über Kreuz klatschen
Meine erste Übung hat eigentlich noch nicht viel mit Musik zu tun, sondern soll einfach
auflockern und die Koordination fördern. Die Anregung dazu kam aus einem Buch über
Edu-Kinestetik, in dem gelehrt wird, dass Bewegungen "über Kreuz", also mit der rechten
Hand auf die linke Körperseite zielend und umgekehrt, die Gehirnhälften besser verbinden. In
einem Wikipedia-Artikel steht allerdings, dass es dafür keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt.
Auf jeden Fall macht diese Übung aber wach und munter, und sie ist komisch! Und Lachen
soll ja unschädlich sein!
1. Mit der rechten Hand auf die linke Schulter klopfen.
2. Mit der linken Hand auf die rechte Schulter.
3. Mit der rechten Hand auf den linken Oberschenkel.
4. Mit der linken Hand auf den rechten Oberschenkel.
5. Mit der rechten Hand auf die linke Fußsohle vor dem rechten Bein.
6. Mit der linken Hand auf die rechte Fußsohle vor dem linken Bein.
7. Mit der rechten Hand auf die linke Fußsohle hinter dem rechten Bein.
8. Mit der linken Hand auf die rechte Fußsohle hinter dem linken Bein.
Die ersten vier Bewegungen reichen schon, um das Gehirn ein wenig zu beschäftigen. Nimmt man Nummer fünf und sechs dazu, wird es deutlich anstrengender, man muss sich mehr bücken. Das Klatschen auf die Fußsohle hinter dem anderen Bein kennt man vom bayrischen Schuhplattlern - das ist nicht mehr so einfach zu koordinieren, und wenn man die acht Bewegungen mehrmals nacheinander gemacht hat, ist man wach, außer Puste, und gackert!
Mit Geräuschen
Wenn man Bodypercussion wegen der Geräusche machen will, muss man erst mal Klänge festlegen. Ich vergleiche sie mit entsprechenden Klängen eines Schlagzeugs:
1. Mit der (hohlen) rechten Hand auf das Brustbein klopfen - klingt ein bisschen wie die Bass Drum.
2. In die Hände klatschen - klingt ein bisschen Richtung Snare.
3. Mit den Fingern schnipsen als Ersatz für die Hi-Hat.
4. Mit der Hand auf den Oberschenkel als Simulation einer Tom.
Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Hände aneinander zu reiben, mit zwei Fingern auf die Wangen zu klopfen, mit dem Fuß zu stampfen etc.
Übung 1 im 4/4 - Takt
Diese Übung ist sehr einfach. Man kann dazu "eins, zwei, drei, vier" zählen, oder ein Lied im Viervierteltakt wie "Hänsel und Gretel", oder - schwieriger, weil es auch Achtelnoten enthält - "Bruder Jakob" singen.
Eins
Brust
Zwei
Schnips
Drei
Klatsch
Vier
Schnips
Übung 2 mit vorgezogener Bassdrum
Die nächste Übung geht genauso wie die vorige, nur dass man auf "4 und", also auf der zweiten Achtel der Zählzeit Vier, einen Schlag mit der linken Hand auf die Brust vor der Eins macht. Ich nehme die linke Hand, weil eine Achtel später ja schon die rechte Hand dieselbe Bewegung ausführt.
Achtung: diese Serie umfasst 5 Bilder, die aber zeitlich nicht im gleichen Abstand zu einander stehen wie bei der vorigen Bilderreihe! Die letzten beiden Bilder sind Achtelnoten, finden also im gleichen Zeitraum wie sonst ein Bild statt!
Eins und
Brust
Zwei und
Schnips
Drei und
Klatsch
Vier
Schnips
und
Brust
In Noten wird hoffentlich deutlicher, dass die beiden letzten Schläge im Abstand einer Achtel aufeinander folgen:
Dabei dann noch zu singen ist nicht mehr so einfach!
Übung 3 mit Achteln
Hier habe ich ein "Füllbild" eingebaut, um zu verdeutlichen, dass die vorherige "Note" länger zu halten ist.
Eins
Brust
und
-
Zwei
Schnips
und
Bein
Drei
Klatsch
und
-
Vier
Schnips
und
Bein
Zum Beispiel könnte man dazu "Hejo, spann den Wagen an" singen:
Übung 4 mit Off-Beats
Hier habe ich wieder die Füllbilder eingefügt, sodass man acht Bilder für die acht Achtel
sieht.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Man könnte zum Beispiel hier statt des
"Schnips" auf Vier und alle zwei Takte einen Brust-Klopf mit der
linken Hand einfügen wie in Übung 2. Oder man teilt das letzte
"und" des Taktes in zwei Sechzehntel und macht die Bassdrum mit links
nach dem Schnips auf und, aber vor der nächsten
Eins.
Eins
Brust
und
Schnips
Zwei
-
und
Schnips
Drei
Bein
und
Schnips
Vier
-
und
Schnips
Übung 5 mit Sechzehntel-Groove
Ohne Fotos, nur mit Notenbild: eine Idee für einen Sechzehntel-Groove. Auf Zwei und Vier reibst du nach dem Klatschen die Hände in Sechzehnteln aneinander!
Es folgen zwei sehr schwierige Grooves, die ich von meiner Tochter habe. Beim ersten sind die beiden Takte verschieden, beim zweiten ist der eine Takt so schon kompliziert genug. Wenn man sich das draufschafft (und dabei ständig Fehler macht), merkt man auch: man könnte ein bisschen improvisieren, mindestens Schläge woanders ausführen, und trotzdem im Rhythmus bleiben. Es macht Spaß!
Wenn die selbstgestellten Aufgaben zu komplex werden, ist man schnell überfordert, oder man muss richtige Kompositionen schreiben, vielleicht mit Text und Rhythmusnotation. Das überlasse ich aber deiner Fantasie!