Unterteilungen
Innerhalb der Takte stehen einzelne Noten, die sich zu metrischen Figuren gruppieren. Notenwerte stehen in Verhältnissen zu einander, eine ist doppelt so lang wie die andere, können um ihre eigene Hälfte verlängert werden, durch zwei oder anders unterteilt werden, und Figuren wie Hemiolen oder Synkopen bilden. Um diese Unterteilungen im Kleinen geht es in den nächsten Abschnitten.
Notenwerte
Zeit messen wir in Einheiten wie Minuten und Sekunden, Musiker haben ein System von relativen Zeiteinheiten entwickelt. "Relativ" bedeutet: die Dauer der verschiedenen Notenwerte beziehen sich auf ein Grundtempo. Auch dieses System ist enorm praxisbezogen und durchdacht, wie das der Tonhöhendarstellung. Die Form der Note, ausgefüllt, mit Hals, mit Fähnchen oder Balken, gibt die Tondauer an.
Die Ganze
Versuchen wir mal zu erklären:
Da wir alle wissen, dass vier Viertel von einer Torte eine ganze Torte ergeben, halten wir
einen 4/4-Takt für den Normalfall, in dem die Welt in Ordnung ist. Also schauen wir uns die
Notenwerte in Bezug zu einem 4/4-Takt an.
Ein Schlag
Ein 4/4-Takt hat vier Schläge (weil der Dirigent den Takt schlägt), und somit zählt man bei der Ganzen Note ebenfalls vier Schläge. Die Halbe hat zwei, die Viertel einen, und die kleineren Notenwerte teilen sich einen Schlag. Vierundsechzigstelnoten (nicht in der Grafik) teilen sich zu sechzehnt einen Viertelschlag, in einen 4/4-Takt passen ihrer 64. Eine Tabelle wie die folgende hat jeder schon gesehen:
Es sind noch ein paar zusätzliche Erklärungen nötig:
- Die Ganze Note ist nicht der größte Notenwert - es gibt eine Doppelganze.
-
Die Bezeichnung "Ganze Note" kann zwei Bedeutungen haben!
- Erstens: eine Note, die vier Viertelschläge dauert.
- Zweitens: eine Note, die einen ganzen Takt dauert. Man kann prinzipiell in einem 6/8-Takt eine Ganze Note setzen, die dann den Wert von sechs Achteln hat. Allerdings sollte man sich bemühen, Missverständnisse zu vermeiden.
- Man kann längere Noten, die es eigentlich nicht gibt erzeugen, indem man zwei oder mehr Noten mittels Haltebogen verbindet.
Gerade Taktarten und Dreier
Für die Menschen des Mittelalters war übrigens der Dreiertakt das "Tempus perfectum", wegen der heiligen Dreifaltigkeit - "Tempus imperfectum" ist dem entsprechend ein grader Takt. Trotzdem war meines Wissens nie die Viertel punktiert die Halbe Note (als Hälfte eines 3/4-Taktes). Die körperlichen Grundlagen von Rhythmus und "Taktgefühl", vor allem unser Gehen auf zwei Beinen, waren hier wohl der stärkere Einfluss.
Das System sei "praxisbezogen und durchdacht", habe ich oben behauptet. Zählt man die in der Tabelle fehlenden 64tel mit, muss der Musiker im Orchester, der gerade beginnt, eine längere Oper zu spielen, im Verlaufe des Abends sieben verschiedene Notenwerte sofort auseinander halten können. Das scheint ja seit längerer Zeit grundsätzlich zu klappen, was bedeutet, dass die Menge an auftauchenden Zeichen oder Daten für das Gehirn eines musikalisch begabten Menschen zu verarbeiten ist. Aber die aufgeführten sieben Notenwerte sind noch nicht mal die halbe Wahrheit!
Irreguläre Teilungen
Triolen
Man kann einen Notenwert nicht nur in zwei kleinere halbieren, man kann ihn auch anders unterteilen! Die häufigste Teilung neben der durch zwei ist die durch drei, die Triole.
Das Wort bedeutet, dass anstelle von zwei kleineren Werten drei ihren Zeitraum einnehmen. Es kommen also zum Beispiel auf eine Viertel drei statt zwei Achtelnoten. Im Notenbild schreibt man drei statt zwei Achtelnoten und setzt eine Klammer oder einen Bogen mit der Ziffer "3" darüber.
Zwölftelnoten
Und es gibt natürlich nicht nur Achteltriolen. Man kann drei Halbe setzen, wo sonst zwei stehen, drei 32tel anstelle von zweien usw. Wenn man ein bisschen überlegt kommt man unweigerlich zu folgenden Schlüssen: Da bei einer Triole aus Halben 3 Noten in einen Takt passen, muss es sich um "Drittelnoten" handeln, Vierteltriolen passen 6 in einen Takt, also sind das Sechstelnoten, dann gibt es noch Zwölftelnoten, 24telnoten, 48telnoten usw. Man nennt sie aber nicht so!
In der unteren Notenzeile steht immer der "normale Bezugsnotenwert". In der Mp3-Datei erklingt die obere Zeile als Gitarre, die "Bezugsnotenwerte" darunter als Tom, und ein Agogo schlägt durchgehende Viertel.
Reizüberflutung
Hätten all diese Notenwerte eigene Zeichen, müsste sich der Musiker nicht mit sieben Notenwerten, sondern mit, na sagen wir knapp der doppelten Menge herumärgern. Und die Wahrscheinlichkeit in der Praxis zu scheitern wäre groß.
Duolen, Quartolen
Dabei haben wir noch nicht erwähnt, dass es nicht nur Triolen gibt, sondern auch das Gegenteil: zwei Noten dort wo sonst drei stehen (Duole), oder vier (Quartole) anstelle von dreien (allgemein: gerade Teilung statt einer ungeraden). Um Quintolen, Sextolen, und die, bei denen der Komponist einfach "11:10" schreibt zu verschweigen...
Beim Anhören dieser Beispiele erklingt jeder Takt zweimal, die Tonhöhe der Begleittrommel ändert sich bei den ungewöhnlichen Teilungen, und bei jedem Taktwechsel gibt es einen Takt Pause.
Duolen bei Telemann
Im 6. Satz der ersten Partita aus der kleinen Kammermusik von G. Ph. Telemann gibt es hübsche Duolen.
Kolorierte Noten
In der Renaissance gab es Verfahren, ungewöhnliche Notenteilungen zu kolorieren, also z.B. rot einzufärben. Heute deutet man die irregulären Teilungen durch Klammern mit arabischen Ziffern an, wie oben in den Notenbildern zu sehen. Jedenfalls gibt es keine neuen Zeichen, und das ist auch gut so. Es ist doch auch ganz schön, dass man für die Laute der Schriftsprache in Mär, mehr, Tür, Öse, Leute, Läuten, Moin, Maul, Meile, Mai, Mayer etc. nicht extra Buchstaben erfunden hat!
Wie man sich an das Zählen dieser irregulären Teilungen herantastet, versuche ich hier zu beschreiben.
Punktierungen und Haltebogen
Punktierungen
Das sind immer noch nicht alle Gemeinheiten, die auf den Lernenden in der Welt des Rhythmus warten. Steht ein Punkt hinter einer Note, verlängert sich deren Wert um die eigene Hälfte. Aus einer Halben wird eine Halbe + Viertel, also eine Note, die drei Schläge dauert; aus einer Viertel wird durch den Punkt eine Note, die die Länge von drei Achteln hat. Eine doppelt punktierte Halbe zählt eine Halbe plus eine Viertel plus eine Achtel; es kommen also die Hälfte und die Hälfte der Hälfte dazu.
Haltebogen oder Ligaturen
Und es gibt immer noch Dinge, die man nicht schreiben kann, ohne einen weiteren Trick zu erfinden: den Haltebogen. Er verbindet zwei Noten gleicher Tonhöhe, die dann als ein Ton gespielt werden. Man macht dies, um Notenlängen zu schreiben, die sonst nicht machbar wären, um Noten in einen neuen Takt hinüber zu halten oder um die Lesbarkeit zu verbessern. Besonders in der sogenannten U-Musik (Unterhaltungsmusik), in der der Rhythmus oft gegen den Takt geht und so Spannung erzeugt, sind die Rhythmen leichter zu deuten, wenn sie als Überbindungen geschrieben werden. Tatsächlich klingen viele Popstücke wie Kinderlieder, wenn man sie rhythmisch "begradigt"; anders herum kann man auch "Hänschen klein" als Jazzstück spielen.