Gitarre und Musiklehre, U. Meyer

Lernstrategien

Note

Schön, wenn man weiß, was Takt, Triole und Synkope bedeuten, aber letztlich geht es um die Praxis! Ein Instrument wie Gitarre spielen zu lernen ist ja machbar: man erlernt die Bedeutung der Noten, und dann die Zuordnung: die Note rechts erfordert, dass ich im 3. Bund auf der g-Saite greife und dann dieselbe Saite anschlage. Aber wie lange soll der Ton dauern?

Musizieren bedeutet, etwas fließend und fortlaufend zu machen, wobei es aber nicht egal ist, wie schnell oder wie langsam etwas geschieht, und ob mit oder ohne Unterbrechungen. Beim Sockenstricken - auch in gewisser Weise ein rhythmisch fließender Vorgang - kann ich jederzeit pausieren, ohne dass das "Werk" darunter leidet...

Zählen lernen

Raster

Raster eines Grafikprogrammes - Musik muss in ein gedachtes Zeitraster eingeordnet werden...

Nach der Aufzählung der möglichen Notenwerte und ihrer Zeichen muss man also lernen, diese praktisch umzusetzen.
Die Aufgabe ist, beim Spielen eines Musikstückes "live" zu überwachen, ob die Töne die richtige Dauer haben. Man muss also beim Lesen der Noten diese quasi in ein Raster einordnen. Als Novize darf man sich Zählzeiten gerne in die Noten schreiben. Irgendwann hat man hoffentlich fast immer den Überblick auch ohne Notizen! Wenn ein Computer live eingespielte Noten in einem Midiprogramm aufzeichnet, tut er nichts anderes: er ordnet die Noten nach Vorgaben für Takt und Quantisierung sinnvoll ein.

In der Besprechung einer CD von Alicia Keys in der Tagespresse steht sinngemäß, dass es ähnlich schwierig sei, zu singen und sich dabei gleichzeitig auf dem Klavier zu begleiten, wie sich auf den Kopf zu klopfen und dabei den Bauch in Kreisen zu reiben (vielleicht auch etwas schwieriger). Frau Keys sagt denn auch aus, dass sie lange und viel geübt habe, um das zu können (sehr beruhigend, zu erfahren, dass auch Stars üben...). Genau dies, die Gleichzeitigkeit vieler Vorgänge, ist die Hauptschwierigkeit beim Musizieren.

Strategien und Übungsvorschläge

"Rhythmus lernen" ist eine relativ schwer fassbare Aufgabe im Vergleich zum Erlernen eines Instrumentes. Allerdings reicht es nicht, die Sache zu verstehen - mann muss sie praktizieren. Deshalb möchte ich zunächst einige Strategien vorstellen, mit denen man sich die Thematik erarbeiten kann, und dann konkrete Übungen vorschlagen.

Die vorgeschlagenen Strategien würde ich parallel erlernen und anwenden - es ist gut, das Problem von verschiedenen Seiten einzukreisen!

Grundsätzliche Strategien:

Taktschlagen mit dem Fuß: Man spielt oder klatscht Rhythmen, und schlägt dabei einfache Zähleinheiten - das zeitliche Raster.

Laut zählen: Wie oben, allerdings spricht man die Zähleinheiten laut aus. Bläser müssen das Instrument weglegen und die Noten klatschen, andere Instrumentalisten können spielen und sprechen.

Dirigieren: Die Dirigierbewegungen strukturieren die Musik lautlos, aber präzise: die verschiedenen Zählzeiten haben einen bestimmten Ort in der Bewegung.

Übungen ohne und mit Instrument:

  1. Einfache rhythmische Muster trainieren. Schreibe ganz einfache Muster auf, die sich auf verschiedenen Tonhöhen wiederholen, und übe sie wiederzugeben.
  2. Takte erfinden. Indem du dir Rhythmen ausdenkst, lernst du etwas über die Beziehung zwischen Rhythmus und Takt. Dies ist eher eine theoretische Übung - bis du deine selbst geschriebenen Takte spielst oder klatschst.
  3. Einfache Lieder rhythmisch notieren. Ohne auf die Tonhöhen zu achten, versuchst du, einfache bekannte Lieder rhythmisch zu erfassen und aufzuschreiben.
  4. Taktschlagen mit dem Fuß. Du spielst, beginnend mit rhythmisch einfachem Material, das du dir selbst suchen musst, und schlägst dabei mit dem Fuß den Takt. Rhythmus hat immer mit dem Körper zu tun!
  5. Übungen mit dem Körper. Während du in Vierteln gehst (auf der Stelle oder im Raum), klatscht du unterschiedliche Rhythmen und zählst dabei laut. Dies ist die körperlichste Übung, die vielleicht am meisten bringt.
  6. Laut zählen. Beim Spielen auf dem Instrument laut die Zählzeiten (eventuell mit "und" dazwischen) sagen. Auch sprechen ist eine körperliche Tätigkeit, bringt einen durcheinander und extrem weiter, wenn man es schafft! Übungsmaterial muss man sich selber in den Stücken suchen, die man gerade spielt.
  7. Irreguläre Teilungen zählen. Triolen gegen normale Achtel klopfen und dabei laut zählen - das trainiert wirklich die Koordination!

Rhythmen klatschen?

Klatschen ist ja irgendwie doof, und wirkt auf bestimmte Altersgruppen kindisch. Tatsächlich hat es gravierende Nachteile! Es ist natürlich praktisch - man legt seine Tuba weg, und hat ein handliches Instrument, mit dem man einen Rhythmus übt, aber...

Ein Ton hat eine zeitliche Ausdehnung, er nimmt Zeit-Raum ein. Dabei ist eine halbe Note deutlich "dicker" als eine Sechzehntel, sie braucht viel mehr Platz. Wenn man eine Halbe streicht, oder auf der Flöte bläst, dann klingt sie so lang, wie der Bogen über die Saite streicht oder der Atem fließt. Selbst auf einem Klavier wird der Ton sinnfällig dadurch beendet, dass man den Finger von der Taste nimmt - zack, kommt der Dämpfer, und auch auf einer Gitarre muss man manche Töne durch Abdämpfen beenden.

Der Ton ist zu kurz

Wie lange hört man den geklatschten Ton? Richtig, er ist enorm kurz! Man hört den Anfang der Halben, aber man hört sie nicht für ihre Dauer klingen.

Trotzdem kann man das Klatschen zum Üben nutzen; man sollte sich vielleicht vorstellen, dass man in Wirklichkeit eine Klaviertaste herunterdrückt, das heißt man muss die Hände für die Dauer des Notenwertes zusammen lassen. Dann passiert einem auch nicht der Anfängerfehler, dass man die nächste Note zu früh klatscht.

Also: Rhythmen klatschen ist ganz okay, aber mein Vorschlag wäre, die Hände bei längeren Noten zusammen zu lassen, oder die Rhythmusübung mit einem Instrument zu machen, bei dem du den Mund zum Sagen der Zählzeiten frei hast. Eigentlich fallen dabei nur Blasinstrumente weg, und kurioser Weise sind Schlagzeuger in einer ähnlichen Situation wie jemand, der klatscht, es sei denn, sie nutzen ihre länger klingenden Instrumente wie Becken, Tom oder Vibraphon und machen sich die Mühe, immer abzudämpfen.

Taktschlagen mit dem Fuß

Die erste Strategie, sich rhythmische Sicherheit anzueignen ist das Taktschlagen mit dem Fuß. Während man spielt, schlägt man mit dem Fuß, der nicht auf der Fußbank steht die Zählzeiten des Taktes. Man schlägt also nicht dieselben Notenwerte, die man gerade spielt, sondern regelmäßige Viertel, um zu kontrollieren, ob man die Noten in der richtigen Länge spielt.

Natürlich möchte niemand einem Gitarristen zuhören, der den Takt so laut auf den Bühnenboden klopft, dass man die Gitarre nicht mehr hört, aber als Lernprozess ist diese Übung sehr wichtig und effektiv. Es ist schwierig, aber Musik hat mit dem ganzen Körper zu tun! Nicht nur wenn man tanzt! Die Schwierigkeit, bei einer halben Note zweimal mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen, besteht darin, dass es dem Körper und seiner Denkzentrale schwerfällt, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, nämlich einen Ton zu spielen und zweimal mit dem Fuß zu klopfen (oder umgekehrt). Also muss man das mit dem ganzen Körper üben.

Viertel und Halbe

Zuerst bitte nur die einfachsten Stellen vornehmen. Um diese Art Koordination zu erlernen, spielt man erst mal eine Melodie, die nur aus Vierteln besteht und klopft Viertel dazu. Die Halben Noten in Takt drei und vier der folgenden Grafik brauchen schon mehr Aufmerksamkeit.
Und man sollte das Üben mit dem Fuß zunächst   wirklich extrem langsam machen, denn das Gehirn muss drei Dinge gleichzeitig beobachten: das Spielen der Töne, das Klopfen und den Spieler selbst beim Versuch, nicht durcheinander zu kommen!

Fuß klopfen 1

Achtelnoten

Schwieriger wird es dann, wenn zwei Achtel auf einen "Viertelfuß" kommen. Sehr langsam und bewusst die beiden Bewegungen aufeinander abstimmend macht man aber garantiert Fortschritte - man darf nur nicht aufgeben. Man kann sich erst mal damit helfen, dass die erste Achtel dran ist, wenn der Fuß unten ist, die zweite aber wenn der Fuß oben ankommt. Etwas eckige Bewegungen, für die man entsprechend starke Impulse gibt, helfen.

Fuß klopfen 2

Punktierungen

Wenn der gute Meister Jakob punktiert daher kommt, wird es noch haariger: die Achtel nach der Punktierung muss nach dem zweiten Schlag, die nächste Viertel auf den dritten kommen.

Fuß klopfen 3

Überbindungen

Punktierungen sind schon ein sehr schwieriges Kapitel; Überbindungen sind noch schlimmer. Richtig erarbeiten kann man diese Rhythmen erst mit Kindern im "Bruchrechenalter", auch wenn es musikalische Menschen gibt, die schon vorher mit diesen Dingen zurecht kommen. Diese mit Überbindungen verzierte Version von "Meister Jakob" ist also nichts für Kleine.

Fuß klopfen 4

Vom Einfachen zum Schwierigeren

Was hier in vier Beispielen von steigendem Schwierigkeitsgrad dargestellt ist, ist genau der Grund, weshalb Instrumentalschulen im deutschen Sprachraum immer wieder diese ungeliebten deutschen Kinder- oder Volkslieder enthalten: Hier gibt es Material von großer Einfachheit - ideal, um Koordination und Rhythmusgefühl zu üben.

Natürlich sieht eine Gitarrenschule, die als zweites Stück einen amerikanischen Folksong mit Synkopen und Überbindungen bringt peppiger aus, aber sie wird sich für Schüler als zu schwierig erweisen, wenn mit ihnen die Basis erst noch erarbeitet werden muss.
Lieber den einen oder anderen Wolf mit Erfolg in den Brunnen schubsen und Hänsel und Gretel durch den Wald begleiten, als nach "Hang down your head, Tom Dooley" den Kopf hängen lassen...

Wie eng knüpft man das Netz?

Achtel oder Viertel?

Immer wieder stellt sich gerade bei langsamen Sätzen mit vielen kleinen Notenwerten die Frage, was man denn nun klopfen soll, um sicher durch das Stück zu kommen. Im folgenden Beispiel, dem Beginn eines Adagio aus einer Triosonate von Sammartini, klopft der Spieler der ersten Stimme Achtel, der der zweiten Stimme Viertel.

Viertel oder Achtel schlagen?
Achtel klopfen

Was ist schlauer? Spieler 1 sagt sich "Gehen wir mal lieber auf Nummer sicher - sonst weiß ich ja nicht, wann im zweiten und dritten Takt die Sechzehntel kommen".

Viertel klopfen

Spieler 2 ist vielleicht ein bisschen routinierter und kann die Viertelschläge innerlich in zwei Häflten unterteilen, wo es nötig scheint. Oder er kann die Figur "Viertel punktiert, zwei 16tel" wie "Viertel punktiert, Achtel" empfinden. Besonders vor den letzten drei 16teln in der 2. Stimme zeigt sich der Vorteil seiner Methode: man spielt die drei Noten einfach direkt nach dem vierten Taktschlag.

Das "rhythmische Netz"

Insgesamt unterteilt man das "rhythmische Netz" mit den Achteln in kleinere Maschen. Die vermehrten rhythmischen Impulse führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu kleinkarierterem Spiel. Nur Viertel zu schlagen sorgt dagegen für mehr Großzügigkeit und Spielfluss - auch und gerade in langsamen Sätzen. Wenn man das Geklopfe gar nicht mehr nötig hat, ist es oft gut, "nur Halbe" als Taktschwerpunkte zu empfinden, dann gelingen größere musikalische Bögen!

Halbe klopfen

Halbe zu klopfen hilft wiederum besonders bei der 1. Stimme: nach den überbundenen Vierteln kommen die zwei Sechzehntel immer nach dem Schlag.

Die Verabredung "Lass uns mal Achtel zählen..." führt gerade bei barocken Stücken gerne zu Nähmaschinen-Musik und ist ein letztes Mittel, in wenig geprobten Stücken der Aufführung zum sicheren Gelingen zu verhelfen...

Laut zählen

Lernstrategie Nummer 2 ist für Sänger und Bläser leider unmöglich und bei Instrumentalisten, die den Mund frei haben auch enorm unbeliebt: Beim Spielen laut die Zählzeiten sagen. Wie beim Klopfen ist wieder der ganze Mensch gefordert, und es geht anfangs nur mit großen Schwierigkeiten. Aber es hilft, ein kompletter, unabhängiger Musiker zu werden.

Laut zählen gibt Sicherheit

Nein, es ist nicht egal, ob man laut oder "leise im Kopf" zählt! Laut zu zählen stört mehr, und der Druck, richtig zu zählen und zu spielen ist größer. Wenn man eine gewisse Sicherheit erlangt hat, darf man leise zählen, aber zunächst sollte man streng mit sich sein!

Viertelnoten und größere Notenwerte zählt man, indem man einfach die Taktzeiten dazu sagt. Man zählt immer soweit, wie die Taktvorzeichnung angibt: im Dreiertakt gibt es keine "4"!

viertel zählen

Die Viertel unterteilen

Wenn im 4/4 Takt Achtelnoten vorkommen, "fallen diese durch die Maschen" des "1 -2 -3 - 4 - Netzes". Also hilft man sich damit, dass man "Eins und Zwei und Drei und Vier und" spricht. Bei Sechzehnteln sagt man "Ein-ze-un-te Zwei-e-un-te...", Triolen gehen so: "Ei-ner-lei Zwei-er-lei...". Diese angebotenen Verbalisierungen rufen bei meinen Schülern anfangs immer ungläubiges Staunen und Murren hervor, aber bitte: bei "You Tube" findet man einen amerikanischen "online drummer", der sogar sein Metronom so programmiert hat, dass es "one-e-and-a two-e-and-a..." quäkt. Und man übt sich mit diesen Hilfen ja nur so lange, bis man sie nicht mehr braucht!

Zählen 1

Als konkretes Beispiel noch mal der Bruder Jakob:

Bruder jakob

Und hier 4 Takte in der schwierigeren, weil punktierten Version:

Zaehlen bei Jakob

Hin- und herschalten

Wenn man sich eine schwierige Stelle wie die im obigen Notenbeispiel mit Zählen mit "eins und zwei und drei und vier und" erarbeitet hat, sollte man unbedingt versuchen, dasselbe ohne "und" hinzukriegen! Zwischen zwei Zählzeiten die einzelne Achtel zu platzieren ist anfangs viel schwieriger, also zählt man einmal mit, einmal ohne "und" bis es klappt!

In sehr langsamen Sätzen, die ja tendenziell viele kleine Notenwerte enthalten, kann man sich mit zuviel Sicherheitsdenken mehrere Beine stellen: wenn man in Achteln zählt, verzählt man sich leicht bei längeren Tönen und - schlimmer noch: "kleinkariertes" Zählen führt unweigerlich dazu, dass man auch so musiziert. Man kommt zwar hoffentlich heil durch das Stück, aber die vielen kleinen gedachten Impulse führen dazu, dass die Musik nicht schwingt, sondern nähmaschinenartig vor sich hin rattert. Bitte nie vergessen, dass zählen und klopfen Übevorgänge sind, Prozesse, um ein Stück Musik verstehen zu lernen, aber nicht das Ziel des Musizierens!

Zusammengesetzte Taktarten

Ein Sonderfall sind unregelmäßige Unterteilungen eigentlich einfacher Taktarten. Wenn in einem 4/4-Takt die Achtel nicht in 4 Gruppen von je zweien auftauchen, sondern immer 3 + 2 + 3 Achtel die Grundstruktur ausmachen, zählt man am besten auch "eins zwei drei, eins zwei, eins zwei drei". Im Beispiel unten könnte die Taktvorzeichnung so aussehen: 3+3+2 im Zähler, und 8 im Nenner des Bruches.

3 plus 3 plus 2 Achtel

Es ist zum Lernen sehr hilfreich, in den Noten die Zählzeiten durch Striche zu markieren oder "1 u 2 u 3 u..." einzutragen. Schließlich muss man den Rhythmus erst mal korrekt analysieren. So erarbeitet man sich Selbstständigkeit (während man durch das Eintragen von Buchstaben bei den Noten nur verhindert, dass man Noten lesen lernt)!

Irreguläre Teilungen zählen

Wenn man beim Spielen zählt legt man ein "Gitternetz" über die Noten wie Millimeterpapier, um ihre genaue Position im Zeitraum abzumessen.

KGV von 2 und 3

Diese blauen Gitternetzlinien im Notenbeispiel kann man zwar sehen, aber nicht hören, und deshalb zählt man während des Lernprozesses.
Die hier eingezeichneten Linien für Viertel, Achtel und Sechzehntelnoten sind nicht weiter kompliziert, nur eben immer feiner gesetzt - siehe oben den Abschnitt über die Maschen des Netzes.

Triolen oder "zwei gegen drei"

Irreguläre Teilungen sind ein anderes Vergnügen und so viel schwieriger, dass man sie nicht nach den ersten Zählübungen angehen sollte. Man teilt ja die Notenwerte nicht einfach durch zwei, wie bei der Abfolge "Halbe, Viertel, Achtel...", sondern man muss zwischen einer geraden und einer ungeraden Teilung vermitteln.

KGV von 2 und 3

Dazu bildet man das KGV, das "Kleinste gemeinsame Vielfache" von 2 und 3, nämlich 6, und überlegt "die Achtel kommen auf 1 und 4 (denn 6 geteilt durch 2 ist 3) und die Triolenachtel auf 1, 3 und 5 (denn 6 geteilt durch 3 ist 2). Dann klopft man zunächst sehr langsam auf die Oberschenkel, oder einen Oberschenkel und einen Tisch (zwei verschiedene Klangfarben sind gut) und zählt dabei brav bis sechs.

KGV von 2 und 3 überkopf

Wenn es sehr gut läuft, erhöht man allmählich das Tempo und beobachtet und hört sich zu. So erlernt man das rhythmische Muster, das man dann irgendwann auch ohne zu zählen abrufen kann.

Man kann den Rhythmus auch üben, indem man als Gitarrist die Achtel auf die hohe e-Saite und die Triolen auf die tiefe legt. Wenn das klappt übt man anders herum, und danach den "fliegenden Wechsel". Dann ist man - jede Wette - um ein paar funktionierende Gehirnwindungen reicher!

Mozart

2 gegen 3 bei Mozart

So ausgedehnte Stellen mit Triolen gegen Achtel wie hier in Mozarts Klaviersonate KV 332 im ersten Satz hat man in der Gitarrenliteratur nur selten, aber die Fähigkeit zu erwerben trägt zur musikalischen Allgemeinbildung bei.

Drei gegen vier

KGV von 3 und 4

Noch hübscher ist "Drei gegen Vier". Das kleinste gemeinsame Vielfache ist 12, man muss also wirklich langsam beginnen! Wenn es läuft, ist es cool!
Die Audiodatei macht zwölf Schläge vorweg!

Manchmal mache ich beim Gehen Folgendes: in einer Hand bringe ich alle vier Finger nacheinander mit dem Daumen zusammen, in der anderen nur Zeige- Mittel- und Ringfinger...

Beethoven

3 gegen 4 bei Beethoven

Eine sehr schnelle Passage mit Achteltriolen gegen Sechzehntel kommt in Beethovens op. 10, 1 im dritten Satz vor.

Vier gegen Fünf

Noch mehr sportlichen Ehrgeiz braucht es für "Vier gegen Fünf" - da das KGV von 4 und 5 zwanzig ist muss man immerhin bis dort zählen. Ab "13" sind die Zahlwörter aber zweisilbig - zusätzlicher Stress!

KGV von 4 und 5

Dirigieren

Carcassi, Schlagfiguren

Schlagfiguren aus "Vollständige Guitarreschule in drei Abtheilungen" von Matteo Carcassi.

Für die dritte Lernstrategie muss man das Instrument weglegen, man muss die Hände frei haben und sich die zu spielende Musik vorstellen oder singen.

Wenn man mit dem Fuß die Zählzeiten schlägt, bleiben diese anonym. Wenn man laut (irgendwann leise im Kopf) zählt, spielt man ja dabei und muss also außer dem korrekten Zählen auch noch die Töne auf dem Instrument bewältigen. Manchmal ist das zu Spielende aber so komplex, dass man nicht recht weiterkommt.

Dann ist vielleicht eine gute Idee so zu tun, als sei man sein eigener Dirigent! Die Dirigierbewegungen sind ja genauer bezeichnend als das Klopfen mit dem Fuß, weil jede Zählzeit einen Ort im Raum hat.
Häufig habe ich schon Sänger in Proben dabei beobachtet, dass sie zum Singen dirigieren - so lernt man am schnellsten seine Einsätze, wenn man zum Beispiel mit Orchester musiziert. Und man bereitet sich auf das vor, was der wirkliche Dirigent möglicherweise machen wird. Die gebräuchlichsten Taktierfiguren sehen so aus:

Dirigieren

Allen gemeinsam ist, dass der Schlag "Eins" immer eine Dirigierbewegung nach unten ist. Im Zweiertakt schlägt man einfach "ab - auf", im Vierertakt "ab - links - rechts - oben". Im schnellen 6/8-Takt wird man nur die Eins und die Vier so wie im 2/4-Takt schlagen, statt der Zeichnung oben zu folgen, die für ausreichend langsame 6/8-Takte gilt. Selbstverständlich sind die kruden Grafiken kein Ersatz für ordentlichen Unterricht im Fach Dirigieren (man findet im Netz unter "dirigieren Bilder" auch bessere Grafiken; meine Pfeile sind zu gerade!), sie sollen nur eine Idee vermitteln, und die Idee, sich Musik vorzustellen und dabei zu taktieren ist auf alle Fälle gut.

Beispiel Chorstelle

Aus dem Anfangschor des ersten Teils des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach habe ich eine x-beliebige Stelle in der Tenorstimme genommen. Das Stück ist ja sehr bekannt, aber wenn man sich zu Hause auf die erste Chorprobe vorbereiten möchte, muss eines der ersten Ziele sein, dass man die Pausen "intus" hat. Da helfen Dirigierbewegungen beim Singen enorm!

Eingangschor

Wenn man in der Stimme mehrere Ganztaktpausen hat, hilft es, so zu zählen:
"1 - 2 - 3 - 4 | 2 - 2 - 3 - 4 | 3 - 2 - 3 - 4 | ...". Man denkt am Taktbeginn immer die Nummer des Pausentaktes.
Wenn dann noch in den Noten steht, dass es insgesamt 16 Pausentakte sind und man konzentriert zählt, hat man gute Chancen, den Einsatz nicht zu verpassen! Musiker sieht man häufig zur Sicherheit mit den Fingern der Reihe nach bei jeder Eins leise klopfen. So kann man fünf, zehn, und fünfzehn Takte abzählen.

Beispiel Rezitativ

Rezitative wirken oft im ersten Moment etwas komisch, weil sie sehr an der Sprache orientiert sind. Sie sind nicht einfach zu begleiten, und schon gar nicht leicht zu singen.
Im folgenden kleinen Rezitativ aus Bachs "Bauernkantate" BWV 212 habe ich die vier Zählzeiten mit den Dirigierbewegungen über den Noten eingefügt (Die Pfeilspitze zeigt die Zählzeit). Wenn man probiert, zunächst den Text zu den Bewegungen zu sprechen, lernt man den Rhythmus der Stelle deutlich schneller.

Rezitativ