Kreuz und ♭ auf der Gitarre
Wo die Töne auf dem Gitarrengriffbrett grundsätzlich zu finden sind und wie man sie schnell
lernt, versuche ich auf den Seiten über
Griffbrettkenntnis zu erklären. Hier
möchte ich mich mit den Kreuzen und ♭s befassen. Dieser Abschnitt ist
also für Gitarrenschüler, die gerade ♯ und
♭ durchnehmen, und eventuell für
Eltern, die ein bisschen unterstützen
wollen...
Ein allgemeiner Abschnitt über alterierte Töne ist bei den
Grundlagen der Musiklehre zu finden.
Kreuz und ♭ auf dem Klavier
Auf dem Klavier, dem ordentlichsten Instrument der Welt, ist alles ganz einfach: rechts werden die Töne höher, links werden sie tiefer.
Wenn man das g erst durch ein Kreuz und dann durch ein Doppelkreuz erhöht, beziehungsweise durch ein ♭ und Doppel-♭ erniedrigt, erhält man die Töne g, gis, gisis und g, ges, geses. Jeder Ton einfach immer eine Taste weiter - das ist leicht zu verstehen. Unter Geses und Gisis steht auf den Tasten im Bild zur Orientierung auch F bzw. A, die Namen der Stammtöne auf diesen Tasten. Selbstverständlich ist am Ende irgendwann Schluss: rechts und links neben den letzten Tasten befindet sich ein Stück Holz.
Auf dem Gitarrengriffbrett ist die Welt eigentlich auch in Ordnung: "je höher der Bund, desto höher der Ton" ist die einfache Gleichung. Das einzige Problem sind die verschiedenen Saiten: auf der Gitarre wird der Ton höher, wenn man in einem höheren Bund greift, und wenn man auf eine höhere Saite wechselt.
Kreuze auf der Gitarre
Auf dem Gitarrengriffbrett ist die Situation bei den Kreuzen relativ einfach: man hat einen Ton
X, der zum Beispiel im 3. Bund gegriffen wird. Die Erhöhung der Note
wird dann in Bund 3 + 1 = 4 gegriffen. Man muss
zum gegebenen Bund immer 1 addieren .
Obwohl
räumlich gesehen die Hand bei höheren Noten weiter Richtung Erde
rutscht, spreche ich davon, dass man einen Bund höher greift, weil der Ton und
die Ordnungszahl des Bundes höher werden. Siehe auch diese
Grafik:
Im Bild unten eine
Reihe Beispiele:
Das
c auf der h-Saite wird im 1. Bund gegriffen. Das
cis im 1 + 1. Bund, also im zweiten Bund.
Die Note
d und ihre Erhöhung dis liegen im 3. bzw. 4.
Bund.
Einen Bund darüber findet man das e, das man natürlich auch
als leere Saite, also im "nullten Bund" auf der e-Saite spielen kann.
Auch das
h ist im nullten Bund, und zwar auf der h-Saite zu spielen, und wenn man
es zum his erhöht, muss man im 1. Bund greifen, in dem auch das
c liegt. (Dass es die Note his tatsächlich gibt,
ist an anderer Stelle erklärt.)
Jede Note wird erhöht, indem man einen Bund höher greift.
Auf die nächst höhere Saite wechseln
Wenn man auf einer Saite die Tonhöhe der nächst höheren Saiten erreicht hat, kann man auf diese wechseln. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ich auf der h-Saite im fünften Bund greife. Dort liegt das e', und das ist gleichzeitig der Ton der leeren e-Saite. Ich kann also dann statt auf der h-Saite auch auf der e-Saite spielen.
Die Tonfolge e'- fis' - g', die im fünften, siebten und achten Bund der h-Saite zu greifen wäre, könnte ich auch in den Bünden null, zwei und drei auf der e-Saite spielen.
Man entscheidet sich aus klanglichen Gründen dafür, auf einer tieferen Saite in höherer Lage zu spielen, oder weil gleichzeitig zu greifende Töne dies nötig machen. Wenn man es kann, macht es auch einfach Spaß!
Am Ende des Griffbrettes ist Schluss, nur kommt nicht wie beim Klavier ein Stück Holz, sondern Luft.
Aufgabe zu den Kreuzen:
Schreibe unter die folgenden Noten wie beim ersten Ton- den Notennamen,
- den Bund, in dem die Note gegriffen wird, und
- die Saite, auf der die Note gegriffen wird.
Die Bundziffer ist in diesem Fall eine Ordnungszahl, Saitenangaben macht man mit arabischen Ziffern im Kreis. Wenn eine Note doppelt da steht, gibt es zwei Möglichkeiten!
Das b auf der Gitarre
Das ♭ allerdings ist viel schwieriger zu kapieren! Durch das ♭ wird eine Note um einen Halbton erniedrigt, also muss man sie einen Bund tiefer greifen. Zunächst sieht alles ganz simpel aus:
Das
d auf der h-Saite liegt im 3. Bund, um zum
des zu kommen, muss man 3 - 1 = 2 rechnen;
des ist im zweiten Bund.
Die Note c ist im
1. Bund zu greifen, also ist das erniedrigte c, das
ces im "nullten Bund". Dort befindet sich bekanntlich auch das
h, aber - wie findet man das b?
Man kann doch nicht tiefer als im "nullten Bund" greifen!
Die nächst tiefere Saite
Des Rätsels Lösung: man sucht sich auf der nächst tieferen Saite, der g-Saite, ein h. Das g wird als leere Saite gespielt, im 2. Bund liegt das a (weil von g nach a ein Ganztonschritt ist), und das h ist einen weiteren Ganztonschritt über dem a im 4. Bund. Dieses h kann man dann zum b erniedrigen, indem man im 3. Bund greift.
Das h auf der g-Saite im 4. Bund entspricht der leeren h-Saite.
Im 3. Bund ist das erniedrigte h, das b.
Dieser Trick hilft bei allen leeren Saiten: auch das leere hohe e findet sich auf der benachbarten tieferen h-Saite, und zwar im 5. Bund. Das es ist dann in Bund 4.
Dass der Ton der leeren Saiten - bis auf die tiefe E-Saite - immer auf der nächst tieferen Saite zu finden ist, weiß man vielleicht auch vom Stimmen.
Bei der tiefen E-Saite ist allerdings Schluss: das tiefe E kann man nicht weiter erniedrigen, es sei denn, man stimmt die 6. Saite auf D um, oder spielt gerade ein Stück, das die 6. Saite auf Es erfordert.
Aufgabe zu den bs:
Schreibe unter die folgenden Noten wie beim ersten Ton- den Notennamen,
- den Bund, in dem die Note gegriffen wird, und
- die Saite, auf der die Note gegriffen wird.
Die Bundziffer ist in diesem Fall eine Ordnungszahl, Saitenangaben macht man mit arabischen Ziffern im Kreis. Wenn eine Note doppelt da steht, gibt es zwei Möglichkeiten! Denke daran: Wenn zum Beispiel vor einem g ein ♭ steht, ist der Ton tiefer als g! Diese Note kann dann nicht auf der g-Saite gespielt werden!
Noten zwischen den Stammtönen
Wenn man seine Tonleiter, die
Stammtonreihe und die
natürlichen Halbtonschritte kennt, kann man die durch ♯ und
♭ erzeugten "Zwischentöne" auch anders finden.
Für Gitarristen
leicht zu merken: die natürlichen Halbtöne h-c und
e-f liegen zwischen leerer Saite und erstem Bund auf den beiden höchsten
Saiten. Das ist fast so einfach wie auf der Klaviatur!
Daraus folgt logischer Weise: zwischen allen anderen Stammtönen liegt ein Ganztonschritt. Innerhalb eines Ganztonschrittes ist immer ein Bund "frei", so wie auf der Klaviatur zwischen zwei weißen Tasten eine schwarze ist, und dort liegt jeweils die Erhöhung des tieferen und die Erniedrigung des höheren Tones. Wenn man eine Note einmal so und dann wieder anders nennt, z.B. ein cis als des bezeichnet, heißt das "enharmonische Verwechslung".
Beispiele auf dem Griffbrett
Im linken Bild sieht man die Noten
c und d und ihre erhöhten bzw. erniedrigten
Ableitungen cis / des und die entsprechenden Griffpunkte auf dem
Griffbrett.
Im rechten Bild sind die Töne g, gis, as und
a dargestellt. Griffbild: das g liegt im nullten
Bund, man schlägt also einfach die g-Saite an, aber gis / as liegt
trotzdem zwischen nulltem und zweitem Bund, also im ersten Bund.
Zwischen c und d.
Zwischen g und a.
Wenn man weiß, dass auf dem 5. Bund der d-Saite das g liegt, kann man daraus ableiten, dass die Note as im 6. Bund liegen muss, denn as ist die enharmonische Verwechslung von gis. Dies sieht man unten im linken Bild.
Im Bild rechts noch ein kompliziertes Beispiel: du siehst hier die Noten e, eis, fes und f.
Zwischen e und f liegt bekanntlich ein Halbtonschritt, sie sind direkte Nachbarn auf dem Griffbrett. Das bedeutet: wenn ich e zum eis erhöhe, lande ich im dritten Bund, habe also eine enharmonische Verwechslung von f, und umgekehrt genauso: das erniedrigte f, fes findet sich im selben Bund wie das e. Etwas verwunderlich, aber völlig logisch!
Zwischen g und a auf der d-Saite.
Enharmonische Verwechslungen: e, f und eis und fes.