Griffbrettkenntnis
Der Schlüssel zu schnellerem Erfolg!
Wie schnell jemand beim Erlernen der Töne auf dem Griffbrett voran kommt, hängt von
seinen Notenkenntnissen und auch davon ab, wie engagiert er sich mit dem Griffbrett
auseinandersetzt. Für die Themen "Noten auf der Gitarre" und "Griffbrett der Gitarre" habe ich verschiedene Seiten angelegt, doch beide hängen natürlich eng zusammen.
Wer
weiß, wo die Töne liegen, dass zum Beispiel das c' auf der h-Saite im
ersten, auf der g-Saite im fünften, auf der d-Saite im zehnten und auf der A-Saite im
fünfzehnten Bund ist, der lernt Stücke schneller, ist sicherer, kommt insgesamt schneller vom
Fleck.
Unterteilung des Griffbrettes in hoch und tief
Das Griffbrett der Gitarre hat auf dem Hals zwölf Bünde, der Mensch hat vier Finger an der Greifhand. Teilt man das Griffbrett zum Lernen also in drei Teile ein? Nein!
Es gibt für mich zwei Teile: die Bünde 1 bis 5, auf denen sich die ersten vier
Stammtöne auf jeder Seite befinden; im 5. Bund findet sich ja der Ton der nächst höheren Saite.
Der zweite Teil, die Bünde 7 bis 12 sind etwas schwerer zu erfassen,
allerdings gibt es auch hier "Ankertöne", von denen ausgehend man alles überblicken kann.
Auf dieser Seite finden sich Übungen zu den ersten 5 Bünden, auf der nächsten solche zu
den höheren Bünden. Der sechste Bund erschließt sich entweder als Erhöhung des fünften, oder als
Erniedrigung der Noten auf dem siebten Bund.
Bewusst trainieren
Bei diesen Übungen helfen Notenpapier und Stift, ein Freund, der dich "abfragt" oder Würfel, um das Zufallsprinzip zu nutzen. Wenn eine Aufgabe anfängt, dich zu langweilen, "kannst" du sie wahrscheinlich. Wenn du zu früh weitergehst, wirst du irgendwann auflaufen.
Voraussetzung: die Stammtonreihe
Du siehst hier die Noten der Stammtonreihe. Sage sie dir von jedem Ton aus auf, und zwar vorwärts und rückwärts. Also: c d e f g a h c, dann d e f g a h c d und auch c h a g f e d c. Du darfst gerne ein bisschen schreiben. Wenn du schon dabei bist, präge dir die natürlichen Halbtonschritte (zwischen e und f, sowie h und c) durch betontes Sprechen gleich mit ein.
Laut sprechen
Ja, ich halte sehr viel von lautem Sprechen. Das hilft beim Lernen von Fremdsprachen, die lateinischen Konjugationen, die man laut gebrabbelt hat bleiben länger hängen, also kann es bei der Stammtonreihe nicht schaden.
Diese Übung solltest du machen, bis sie gut läuft. Noten schnell zu finden hat viel mit Abzählen zu tun. Sowohl beim ersten Abspielen des nächsten Gitarrenstücks als auch in der nächsten Musikklausur wirst du merken, dass sich Fleiß bei dieser Basisübung auszahlt. Je besser du die Reihe rückwärts aufsagen kannst, umso schneller lernst du die tiefen Töne der Gitarre, die auf bis zu drei Hilfslinien liegen.
Leere Saiten, der 5. und der 12. Bund
Leere Saiten
Die leeren Saiten der Gitarre heißen
e, h, g, d, A und E. Man beginnt mit dem Zählen bei der höchsten Saite,
der sogenannten Chanterelle. Die hohe e-Saite ist also die erste, die tiefe
E-Saite ist die Nummer 6.
Saitenzahlen stehen in
Gitarrennoten immer als
arabische Ziffern in einem Kreis, damit man sie von den Fingersätzen für die
linke Hand unterscheiden kann. Lagen- bzw. Bundangaben schreibt man als
römische Zahlen.
Die bekannten Merksprüche zu den Gitarrensaiten beginnen
aber mit der 6. Saite, z.B. "Eine alte Dame ging Haifisch essen". Eine Alternative für
die Reihenfolge Saite 1 - 6 wäre
"Ein Hund gräbt draußen alles ein."
Zwölfter Bund
Im zwölften Bund findest Du dieselben Töne wie auf den leeren Saiten, nur eine Oktave höher.
Die Töne bis zum 5. Bund
Bis zum fünften Bund kannst du auf jeder Saite 4 Stammtöne spielen:
Eckig umrahmt ist der Ton der nächst höheren Saite im 5. bzw. 4. Bund.
Die gelbe Linie vom A im 5. Bund der E-Saite zur leeren A-Saite deutet an: diese Töne sind gleich hoch. Das Gleiche gilt für die anderen Saiten, nur bei der g-Saite ist der entsprechende Ton im 4. Bund.
Stammtöne in der 1. Lage spielen
Anfänger der Gitarre lernen meist zuerst die Töne in der ersten Lage, also in den ersten vier Bünden. Man lernt sie nicht der Reihe nach, und viele vergessen sie erstaunlich schnell. Als Gegenmittel hilft vielleicht diese Überlegung:
Auf jeder Saite kann man in der 1. Lage drei Stammtöne spielen. Achtung: ich habe auf der
g-Saite das h im vierten Bund hinzugefügt, das man in der Regel erst
später durchnimmt. So hat man auch auf der g-Saite drei Noten.
Jede Saite habe ich farbig
umrahmt und Fingersätze für die Greifhand hinzugefügt. Die "0" bedeutet immer "leere Saite".
Wenn du das von Hand
abschreibst, lernst du es gründlicher.
Aufgabe:
a) Spiele diese Stammtöne saitenweise und sage dabei laut die Tonnamen.
Schreibe die Tonnamen nicht unter die abgeschriebenen Noten - schaue lieber im
Griffbild im vorigen Abschnitt so lange nach, bis du sie weißt!
b) Spiele immer eine Oktave, also zum Beispiel vom E auf der tiefen E-Saite bis zum e auf der d-Saite.
c) Spiele die Oktaven vorwärts und rückwärts!
Vorwärts und rückwärts von E bis e.
Du kannst die Töne jeder Saite durchnummerieren: der tiefste Ton ist Nummer 1, der zweite Nummer 2 und der dritte Nummer 3. So machst du dir Mini-Übungen für jede Saite:
Aufgabe:
Lege dir eine Reihenfolge fest, zum Beispiel 1 - 2 - 3 - 2 wie oben im ersten Takt, oder 1 - 3 - 2 - 3 und spiele die Töne jeder Saite und sage dabei laut die Notennamen.
Noten denken, nicht Griffpunkte!
Wenn dein Gehirn denkt
"Der Punkt auf der untersten Notenlinie heißt, dass ich den zweiten Bund auf der dünnsten
umsponnenen Saite greifen muss."
liest du keine Noten!
Zwinge dich, lieber zu denken
"Die Note auf der untersten Linie heißt e, und das
e ist auf der d-Saite im zweiten Bund."
Sprich die Noten mit ihrem Namen an, dann lernst du sie! Lange musst du das
nicht machen, bis du es verinnerlicht hast.
Die Noten verlernt man, wenn man aufhört, sie mit Namen anzusprechen. Die Schüler "Du da" zu nennen, ist genauso der beste Weg für mich, die Namen meiner Schüler zu verlernen. Ein bisschen anstrengen dürfen wir uns alle!
Stammtöne denken
Aufgabe:
Nimm dir für die folgende Übung einen gekritzelten
Quintenzirkel - dort findest du
die Stammtöne zwischen dem F oben links und dem
H unten rechts, also f, c, g, d, a, e, h.
Als erstes nimmst du die Note f und fragst dich: gibt es ein
f auf der hohen e-Saite zwischen nulltem und fünftem Bund?
Antwort: ja, im 1. Bund.
Zweite Frage: Welcher Stammton liegt darunter und welcher liegt
darüber?
Antwort: unter f ist im nullten Bund das e, über f ist im 3. Bund das g.
Wenn du auf allen Saiten ein f suchst, wirst du als nächstes auf der
d-Saite fündig, und die Töne darunter und darüber sind wieder e und
g, aber in welchem Bund sind die drei?
Diese Übung, "Stammtöne
denken" führt also erstmal ganz banal dazu, dass du dir Gedanken über benachbarte Töne machst,
und dann darüber, wo sie auf Saiten liegen, und dass sie auf einer Saite immer im
gleichen Abstand von einander auftauchen.
Ich halte diese Übung für sehr wichtig, einfach weil man als Lernender viel zu
sehr damit beschäftigt ist, Töne aus Gitarrenstücken zu üben und zu spielen, und viel zu wenig
innehält und sich bewusst wird, welche Töne neben den gerade gegriffenen sind.
Man spielt
ein g im fünften Bund der d-Saite, und danach ein
a im zweiten Bund der g-Saite, aber denkt man dabei darüber nach, dass
dieses a auch im siebten Bund der d-Saite liegt? Um es dort zu spielen,
muss man in eine höhere Lage rutschen, aber man braucht nicht die Saite zu wechseln.
Das ist gerade die Art Kreativität, die Saiteninstrumente ermöglichen!
Dieselben Töne auf einer tieferen Saite
Wir sind zwar noch bei den Bünden 0 bis 5, trotzdem hier noch zwei Beispiele zu diesem
Nachdenken über benachbarte Töne:
In der Grafik unten sind die Töne
e, f, g, a auf der e-Saite farblich abgesetzt und blau umrahmt. Auf der
h-Saite finden sich dieselben Töne ab Bund 5, da dort die Note
e liegt.
Notenfolge in unterschiedlichen Oktaven
Unten siehst du wieder die Töne e, f, g, a blau umrandet aber diesmal in unterschiedlicher Tonhöhe auf jeder Saite (auf der g-Saite läge das a in Bund 14). Wo immer man diese Tonfolge auf einer Saite beginnt, sieht sie so aus; die Töne haben immer die gleichen Abstände zu einander.
Stammtöne denken 2: Dreiergruppen
Denke dir irgendeine Dreiergruppe von aufeinander folgenden Tönen, zum Beispiel c, d, e. Ich zeige dir sechs Möglichkeiten, diese Töne zu greifen:
Möglichkeit 1 und 2
Auf der hohen e-Saite findet man kein c, also gehen wir zur h-Saite. Dort liegt ein c im ersten Bund, dann ist das d im dritten Bund und das e findet sich in Bund 5, oder im nullten Bund auf der e-Saite.
Möglichkeit 3 und 4
Auf der g-Saite gibt es ein c im fünften Bund, dann folgt d im siebten und e im neunten Bund, oder man nimmt das d auf der h-Saite im dritten Bund und das e ebenfalls auf der h-Saite in Bund 5.
Möglichkeit 5 und 6
Natürlich geht auch das c im 5. Bund der g-Saite, d im siebten und das e im fünften Bund auf der h-Saite, oder das c im 5. Bund der g-Saite, das d im 3. Bund der h-Saite und das e im nullten Bund, also auf der leeren e-Saite.
Du kannst Dreiergruppen immer so spielen: drei Töne auf einer Saite, zwei auf der tieferen und einen auf der nächst höheren, oder einen auf der tieferen und zwei auf der höheren Saite. Und es gibt sogar die Möglichkeit, die Töne auf drei Saiten zu verteilen!
Diese sechs waren nur die Möglichkeiten in den tieferen Bünden. Wenn man weiter in die oberen Lagen geht, gibt es noch mehr! Aber das sollte dich nicht beunruhigen: es gibt viele grundsätzliche Muster, die immer wiederkehren, und wenn du auf diese Art und Weise über das Griffbrett nachdenkst, wird es irgendwann keine Geheimnisse mehr für dich bieten!
Stammtöne würfeln
Wenn man einen Freund mit gleichen Interessen hat, kann man sich gegenseitig abfragen im Stile des Spiels "Schiffe versenken". Einer hat ein Griffbrett vor sich und fragt den anderen "Was ist auf der h-Saite in Bund 8?" etc. So eine Partnerschaft ist natürlich auch toll für Harmonielehre oder Gehörbildung. Wenn man das nicht hat, muss man sich selber austricksen - dabei helfen Würfel oder Blätter mit vielen Buchstaben, auf die man mit geschlossenen Augen tippt...
Aufgabe:
Die vier ersten Töne sind z. B. auf der e - Saite 1: e, 2: f, 3: g, 4: a
Aufgabe: Nimm einen Würfel, nimm die gewürfelte Zahl als die Saite, auf der du Ton 1 nennen
musst. Auf der nächsten gewürfelten Saite nennst du Ton 2 usw.
Oder Du nennst auf den
gewürfelten Saiten feste Reihen wie 1-2-3-4 oder 4-2-3-1.
Alterierte Töne
Nach dieser Übung nehmen wir die alterierten Töne, also die Töne mit Kreuzen und ♭s dazu.
Die Töne c und d liegen auf der h - Saite im ersten und dritten Bund. Dazwischen befindet sich im zweiten Bund das durch ein ♯ erhöhte c und das durch ein ♭ erniedrigte d. Die Note heißt cis oder des; es kommt auf den Zusammenhang an, wie der Ton genannt wird.
Selbstverständlich kann man auch dort Töne erhöhen und erniedrigen, wo die Stammtöne nur einen
Halbton auseinander liegen, also eigentlich kein Platz zu sein scheint. Es gibt also die Noten
ces und his.
Genauso wie die Note
"c" einen Leitton namens "h" hat, hat auch die
Note "cis" das Recht auf einen Leitton, der
"his" heißt und im ersten Bund der h-Saite liegt.
Die Namen der alterierten Töne
Unten siehst du die Namen aller einfach alterierten Töne. Doppelt erhöhte heißen "cisis, disis...", die zweimal erniedrigten "ceses, deses..." usw. Das doppelt erniedrigte h heißt heses!
Die Musiklehre ist sehr demokratisch - gleiche Rechte für alle Töne!
Der Cis-Dur-Dreiklang und der Akkord rechts vom Taktstrich klingen gleich, aber nur einer von beiden sieht aus wie ein Dur-Dreiklang!
Ein "eis" zum Beispiel ist keineswegs eine Absurdität: Wenn du in A-Dur, einer Tonart mit lediglich drei Kreuzen, die Dominante zur Tonikaparallele spielen willst, dann brauchst du den Cis-Dur-Akkord, und dieser besteht aus "Cis - eis - gis", so wie C-Dur aus "C - e - g" besteht. Das eis sollte dich nicht durcheinander bringen, im Gegenteil: Wenn man das "eis" als "f" notieren würde, sähe der Dreiklang überhaupt nicht wie ein solcher aus. (Mehr zu diesem Thema findest du auf den Seiten über Musiklehre.)
Bund 1 - 6 nennen / würfeln
Aufgabe:
In der folgenden Aufgabe werden die Töne auf Bund 1 - 6 auf den sechs Saiten abgefragt. Wenn du mit der Maus auf den Bund zeigst, erscheint die Antwort.
Du kannst die Aufgabe auch schriftlich machen: Notiere die Ergebnisse in 6 Notenreihen à 6 Takten und lasse dir dann hier die
- E-Saite
- 4. Bund
- 2. Bund
- 5. Bund
- 3. Bund
- 1. Bund
- 6. Bund
- A-Saite
- 2. Bund
- 6. Bund
- 1. Bund
- 3. Bund
- 5. Bund
- 4. Bund
- d-Saite
- 3. Bund
- 5. Bund
- 1. Bund
- 6. Bund
- 2. Bund
- 4. Bund
- g-Saite
- 4. Bund
- 1. Bund
- 5. Bund
- 2. Bund
- 6. Bund
- 3. Bund
- h-Saite
- 5. Bund
- 3. Bund
- 6. Bund
- 1. Bund
- 4. Bund
- 2. Bund
- e¹-Saite
- 1. Bund
- 4. Bund
- 6. Bund
- 3. Bund
- 5. Bund
- 2. Bund
Wenn du das Zufallsprinzip magst, kannst du auch "Bünde würfeln":
Aufgabe
Nehme zwei Würfel, einen für die Saite und einen für den Bund, und spiele und benenne den
gewürfelten Ton.
Danach verfahre wie oben, aber schreibe was du würfelst. Schreibe alterierte Töne
abwechselnd als ♯-Ton und als ♭-Ton. Schreibe einigermaßen ordentlich, dann kannst du später
deine Noten als Abspielaufgabe nehmen.
Intervalle finden
Aufgabe
Die nächste Aufgabe wird dich hoffentlich weiterbringen! Du bekommst von mir Intervalle, d. h. zwei Töne übereinander, die du auf möglichst viele Arten in den Bünden 1 - 6 spielen sollst. Für das erste Intervall z. B. gibt es in dem Bereich des Griffbrettes, den du bisher durchgenommen hast, drei Möglichkeiten:
- d-Saite, 1. Bund und h-Saite, 1. Bund
- d-Saite, 1. Bund und g-Saite, 5. Bund
- A-Saite, 6. Bund und g-Saite, 5. Bund
Alles klar? Bei einigen Intervallen darfst du auch schon über den Rand des 6. Bundes
hinausgucken!
Hier ist ein kleiner Text über ein Beispiel aus dem täglichen
Leben...
Die erste Aufgabe in Fotos:
Die Töne es - c, erste Möglichkeit:
d-Saite, 1. Bund; h-Saite, 1. Bund.
Die Töne es - c, zweite Möglichkeit: d-Saite, 1. Bund; g-Saite, 5. Bund.
Dritte Variante: A-Saite, 6. Bund; g-Saite, 5. Bund.
Die Töne es - c, viertens: A-Saite,
6. Bund; d-Saite, 10. Bund (Variante 4 - 6 sind Bonus, oben nicht abgefragt).
Die fünfte Möglichkeit, es und c zu greifen: E-Saite, 11. Bund; d-Saite,
10. Bund.
Zum Schluss: Die Töne es - c auf der
E-Saite, 11. Bund; und der A-Saite,
15. Bund.