Die "5. Bund - Methode"
In welche Richtung man drehen muss, kannst du hier sehen.
Wenn man diese Methode erlernt, gibt es einen positiven Nebeneffekt: man lernt wichtige Ankerpunkte des Griffbrettes kennen!
Schwebungen
Wenn man beide Töne gleichzeitig hören kann, und die Töne nicht stimmen, hört man eine
Schwebung, das heißt der Ton wabert schneller oder langsamer. Die beiden Frequenzen
stören sich und erzeugen so einen an- und abschwellenden Effekt.
Wenn die Schwebung
langsamer wird, nähern sich die Töne an, wenn sie verschwunden ist, stimmen die Saiten.
Die A-Saite
Ich beginne das Stimmen immer mit der A-Saite, weil ich eine
Stimmgabel benutze. Das ist
einfach eine Tradition und ein festes Ritual, bei dem ich eine bestimmte Reihenfolge habe. Wenn
ein Orchester stimmt, spielt der Oboist auch zunächst für alle ein a.
Aber du kannst natürlich von einem anderen Instrument ein
E abnehmen, und mit der tiefen E-Saite beginnen.
Versuche also, nach dem a der Stimmgabel die A-Saite zu stimmen. Man kann natürlich auch ein a von einer Flöte oder von einem Klavier nehmen.
Der Pfeil in der Notengrafik bedeutet immer "stimme nach" oder "vergleiche". Links steht der gestimmte, rechts der zu stimmende Ton.
Römische Zahlen bezeichnen den Bund, arabische Ziffern im Kreis bezeichnen die Saiten, gezählt ab der hohen e-Saite.
Die d-Saite
Der Punkt an der Griffbrettseite oberhalb des zweiten Fingers ist die Markierung des fünften Bundes
Im 5. Bund auf der A-Saite liegt das d, das die gleiche Höhe hat wie die d-Saite. Versuche zu greifen, ohne die Saite zu verziehen, und stimme danach die d-Saite.
Versuche den Ton senkrecht von oben zu greifen, damit du beide ds gleichzeitig hören kannst, und achte auf die Schwebung. Eventuell kannst du mit der Anschlagshand "übergreifen" und so stimmen, während die Töne klingen!
Die g-Saite
Die g-Saite wird nach dem 5. Bund der d-Saite gestimmt.
Im 5. Bund der d-Saite ist das
g. Stimme die g-Saite nach diesem Ton.
Überprüfe
danach, ob das a im 2. Bund der g-Saite zur leeren A-Saite passt! Diese
Vergleiche über mehrere Saiten sind bei der "5. Bund - Methode"
sehr wichtig!
Die h-Saite - die Ausnahme
Die h-Saite wird nach dem 4. Bund der g-Saite gestimmt. Am Punkt an der Griffbrettseite sieht man, dass ich im 4. Bund greife.
Die h-Saite ist die große Ausnahme: man stimmt sie nach dem 4. Bund der g-Saite, weil dort ein h erklingt!
Würde man die h-Saite auch nach dem 5. Bund stimmen, bekäme man eine c-Saite, und die hohe e-Saite würde zum f! Das wäre unschön für die Struktur der Akkorde, die man auf der Gitarre spielen kann.
Zum Überprüfen greife auf der A-Saite im zweiten Bund das H und vergleiche mit der leeren h-Saite (Takt 2 im oberen Notenbild), und vergleiche außerdem die leere d-Saite mit dem d im dritten Bund der h-Saite (Takt 3).
Die beiden e-Saiten
Um die hohe e-Saite zu stimmen, greifst du auf der h-Saite im 5. Bund.
Tiefe E-Saite: schlage die leere A-Saite an, und spiele danach das A im fünften Bund der E-Saite (vielleicht von oben über den Hals greifen wie im Foto unten rechts). Vorsicht: Diesmal musst du die tiefere Saite stimmen!
Links stimme ich die hohe e-Saite, rechts das tiefe E.
Der Punkt am 5. Bund ist im Bild rechts durch den Finger verdeckt, der sichtbare Punkt ist beim 7. Bund!
Tests für die erste und sechste Saite: Vergleiche die leere E-Saite mit dem e auf der d-Saite und der leeren hohen e-Saite (Takt 1), dann die A-Saite mit dem gegriffenen a auf der g-Saite und dem a im fünften Bund auf der hohen e-Saite (Takt 2), dann noch leere g-Saite und das g im 3. Bund der hohen e-Saite (Takt 3).
Probleme bei dieser Methode
Beim Stimmen des Chitarrone hat man es mit Holzwirbeln zu tun, und man kommt nicht so leicht an alle Wirbel heran! Hören kann man das Instrument hier...
Die "5. Bund - Methode" ist aus mehreren Gründen nicht ganz unproblematisch:
- Da du jede Saite von der vorhergehenden aus stimmst, kann es passieren, dass sich Fehler addieren. Deshalb sind die Vergleichstests so wichtig!
- Wenn du beim Greifen nicht sehr darauf achtest, die Töne nicht zu verziehen, werden die Saiten zu hoch.
- Saiten, die unsauber schwingen, führen zu falschen Ergebnissen, da im fünften Bund der Fehler schon erheblich sein kann.
Trotzdem war diese Methode des Stimmens immer die, die zuerst gelehrt wurde. Das Stimmen mit Flageoletttönen, dass ich auf der nächsten Seite erkläre, braucht nämlich ein bisschen Technik und Verständnis der Obertöne.