Gitarre und Musiklehre, U. Meyer

Fußbank oder Gitarrenstütze

Fußbank oder Gitarrenstütze gehören für mich eigentlich nicht zum Zubehör, sondern zum Instrument wie Kinn- und Schulterstütze bei der Geige, Stachel beim Cello oder Haltegurt beim Saxophon. Bei der "normalen klassischen Haltung" benutzt man eines von beidem. Fußbänke gibt es in verschiedenen Ausführungen; die klappbaren aus Metall gibt es mit so schlechten Nieten, dass sie sehr schnell kaputt gehen. Auch auf die Stabilen nie draufstellen, dafür sind sie nicht gemacht.

Fußbank
Gitarrenstütze

Links die gute alte Fußbank, rechts eine sehr einfache Gitarrenstütze, die man auch beim Transport in Tasche oder Koffer nicht unbedingt abzunehmen braucht. Es gibt kompliziertere Modelle mit mehr Einstellmöglichkeiten, die man aber immer wieder neu befestigen muss. Zumindest die Saugnäpfe können an der Zarge bleiben - dann ist es nicht so laut, wenn die Stütze nachts von der aufgehängten Gitarre auf den Boden fällt!

Ponticello Gitarrenstütze von Volker Griese

Rechts: die Ponticello Gitarrenstütze, die V. Griese, Gitarrenlehrer in Oldenburg auch nach individuellen Angaben fertigt. Diese Stütze verfügt über viele Einstellmöglichkeiten, hochwertige Teile und sieht sehr ästhetisch aus. Die Befestigung kann beim Transport am Instrument bleiben.
Hier hat sich jemand mit praktischer Erfahrung als Spieler und Lehrer wirklich Gedanken gemacht!

Gitarrenstützen sind teurer, aber das eine Bein wird nicht hochgestellt. Wenn man wirklich viel spielt, ist das sehr angenehm! Die Gitarre "schwebt" etwas über den Beinen, auch das macht die Haltung für die Oberschenkel und die untere Wirbelsäule etwas angenehmer. Außerdem ist es quasi unmöglich, die Gitarre wie eine Bratpfanne auf den Schoß zu legen - man hat automatisch eine gute Haltung.
Es gibt unterschiedliche Modelle mit mehr oder weniger Einstellmöglichkeiten, die ich im Geschäft ausprobieren würde. Die Zarge muss breit genug für die Saugnäpfe sein; bei offenporiger Lackierung braucht man etwas Plastikfolie als Auflage - auch die kann man in der erforderlichen Qualität kaufen.

Auf der Homepage der EGTA gibt es einen ausführlichen Artikel zu Fußbank und Gitarrenstütze. Dort wird übrigens auch ausdrücklich erwähnt, dass man mit einem Gurt sehr gut klassische Gitarre spielen kann, auch wenn das noch ein ungewohnter Anblick ist.

Unterarmauflagen

Ärmel

Im Sommer immer in der Nähe der Gitarren: ein Ärmel!

Unterarmauflagen kann man tatsächlich kaufen! Während der "T-Shirt-Zeit" des Jahres spiele ich immer mit einem selbst genähten "Ärmel" am rechten Unterarm, weil man ja gerne zwecks Klangfarbenveränderung die Position des Armes auf der Zarge verändert. Man rutscht ständig hin und her, und Haut auf Holz bremst, außerdem sind die Zargen auf Dauer doch scharfkantig und belasten die Muskeln und Sehnen.

Man findet im Internet mittlerweile auch diverse Angebote zum Thema "ergonomische Gitarre". Die sind dann dort, wo der rechte Unterarm aufliegt so angeschrägt oder abgerundet, dass die Kante entschärft ist - ein bauliches Detail, das es bei E-Gitarren schon lange gibt. Zum Teil haben sie auch einen "angeschrägten Cutaway" zum besseren Erreichen der hohen Lagen. Jedenfalls machen sich Leute Gedanken darüber, dass der rechte Unterarm nicht übermäßig belastet wird. Mir persönlich ist allerdings das Gleiten sehr wichtig.

Ein Stückchen Leder kann hilfreich sein, wenn die Gitarre auf dem Oberschenkel wegrutscht. Das kann bei bestimmten Hosenstoffen passieren und ganz schön stören, wenn die Stücke schon etwas schwieriger sind, und man eigentlich über die Musik und nicht übers Festhalten der Gitarre nachdenken will. Und natürlich gibt es hinderliche Kleidung. In engen Röcken oder Baggies kann Gitarrespielen unbequem aussehen, weil die Beine zusammengeschnürt sind, und manche Jeans mit dicken Reißverschlüssen und Metallapplikationen gerade da wo die Gitarre aufliegt... ach, das Leben kann ja so absurd sein!

Kapodaster

klassischer Kapo

Ein Kapodaster (italienisch: Hauptbund) ist eine Klemmvorrichtung, die auf dem Gitarrenhals befestigt wird, und so die Mensur verkürzt. Dadurch wird der Klang der Gitarre höher. Man benutzt ihn gerne bei Liedbegleitungen, wenn ein Lied für die Singstimme zu tief ist. Dann kann man die bekannten Akkorde beibehalten und mit Hilfe des Kapo höher spielen. Bei Stücken, die in unangenehmen Tonarten stehen und sehr viele Barrégriffe (Zeigefinger über alle Saiten legen) erfordern, setzt man entsprechend den Kapo und kann dann die Akkorde einer "leichteren" Tonart benutzen.

Hier gibt es ein ausführlicheres Kapitel über den Kapodaster.

Es gibt Kapos, die erschreckend mehr kosten als die günstigsten Modelle, aber die Ausgabe lohnt sich. Und natürlich gibt es gewölbte Kapos für Western- und E-Gitarren, die häufig ein gewölbtes Griffbrett haben, und gerade für Konzertgitarren. Darauf sollte man beim Kauf achten!

Kapos

Billige und teure, gekaufte und mit der ersteigerten Gitarre erworbene - das klassische Modell mit Holzwirbel im Bild rechts oben. Auf alle Fälle braucht man genug, damit man immer einen findet!

Kapo

Die besseren Kapos haben eine weichere Gummiauflage. Dadurch werden die Saiten wie von einem Finger differenziert heruntergedrückt, während die harten Auflagen die dickeren Saiten tiefer ins Griffbrett drücken und so verstimmen.


saitenbeisser

saitenbeisser1
saitenbeisser2

Der neuartige saitenbeisser-Kapo ist sehr anders als die konventionellen Modelle: er kann nicht damit werben, dass er mit einer Hand und blitzschnell angebracht werden kann, sondern man muss die große Schraube links im Bild in eine Aussparung einhängen und dann durch Drehen den Kapo auf Spannung bringen. Dafür gibt er definitiv gute klangliche Ergebnisse.
Man gibt mit der Hauptschraube sehr dosiert Druck auf die Saiten, mit den beiden weiteren Schrauben kann man bei den äußeren Saiten für Nachdruck sorgen und so den Kapo auch an gewölbte Griffbretter anpassen.

Wer kennt das nicht, dass auch bei einem teuren Kapo immer eine der Saiten (meist aussen) nicht wirklich sauber klingt - hier funktioniert das.
Er passt auf unterschiedlich breite Griffbretter, Bässe, wahrscheinlich Mandolinen oder was auch immer, sogar auf meine siebenchörige Laute, und er kommt auf Wunsch mit "partial capo"-Einsätzen: man entfernt den Vollkapo, und bringt statt dessen kleine Teile für eine, zwei oder drei Saiten an. Das ist etwas für Leute, die gerne mit offenen Stimmungen und akkordartigen Stimmungen experimentieren.

Stimmgabel

Eine Stimmgabel ist ein U-förmiges Stahlstück mit Griff, das zuverlässig immer den gleichen Ton hervorbringt, meistens das a'. Danach kann man jedes Instrument stimmen. Rechts unten im Bild eine, die mit 440 Hertz schwingt; darüber ein Familienerbstück aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, das die Tonhöhe 435 Hertz angibt. Orchester heute stimmen auf 442 oder 443 Hertz.

Stimmgabeln
Stimmgabel Resonanzkörper
Stimmgabel anschlagen

Man fasst das Ding locker am Griff und schlägt das "U" an, zum Beispiel am Knie - das ist hart genug. In einen Tisch könnte man eine Macke schlagen. Dann stellt man das punktförmige Ende auf einen Resonanzkörper.

Stimmgerät

stimmgeraet

Die rote Diode leuchtet, der Zeiger steht bei -30 Cent: der Ton ist zu tief! Einfach drehen, bis der Zeiger bei "0" steht und das grüne Lämpchen strahlt...
Aber schauen wir mal genau hin: oben rechts im Display steht rot unterstrichen F#, also fis. Ich schlage gerade meine g-Saite an, aber das Gerät "hört" fis! Ich muss also viel höher stimmen, so lange, bis oben rechts G erscheint!
Links oben, ebenfalls rot unterstrichen, liest man "440 Hz", das heißt, dass der Bezugston ein normales a auf 440 Hertz ist.

Elektronische Stimmgeräte oder Apps für Smartphone oder Tablet "hören" den Ton des Instrumentes über ein Mikrophon, ordnen ihn ein (zum Beispiel "in der Nähe von c") und zeigen dann an, ob der Ton zu hoch oder zu tief ist.

Außerdem können sie häufig auch Töne angeben, und je nach Preis kann man sie kalibrieren, d.h. einstellen, ob der Stimmton 440 Hertz haben oder höher liegen soll. Moderne Orchester spielen auf 442 oder 443 Hz, Spieler historischer Instrumente zum Beispiel auf 415 Hertz.

Der Zweck eines Stimmgerätes ist in erster Linie, einem die Entscheidungen über die Stimmung abzunehmen. Wenn man also genau nach Stimmgerät stimmt, werden Überlegungen zu den Feinheiten außer Acht gelassen...

Lesefehler

Achtung: Stimmgeräte und Stimmapps sind tückisch! Man muss nicht nur lesen, ob der Ton zu hoch oder zu tief ist, sondern auch auf den Ton achten! Siehe oben im Bild: wenn die g-Saite näher am fis als am g ist, zeigt das Gerät an "fis, aber zu hoch". Wenn ich nur das "zu hoch" beachte, wird die Saite bald auf fis gestimmt sein, und die Gitarre merkwürdig klingen. Das passiert durchaus häufiger mal!

In der Regel sprechen Stimmgeräte englisch. Alle erhöhten Töne heißen "C#, D#...", die erniedrigten "Cb, Db...". Unser "h" heißt auf englisch "B" und unser "b" heißt "B♭".

Es gibt auch Stimmgeräte, die "nur die Töne der Gitarre können". Häufig kann man sie dann noch umstellen auf Bass, Banjo und Ukulele - wenn man darauf nicht aufpasst, hat man eine weitere Fehlerqelle.
Wenn man also eine Saite auf fis für Lautenmusik stimmen möchte, oder für ein modernes Stück das E der 6. Saite auf das große C, braucht man ein chromatisches Gerät, das alle Töne identifizieren kann.

Metronom

Ein Metronom ist eine mechanische oder elektronische Vorrichtung, die man benutzt, ein vorgegebenes Tempo einzustellen. Es macht gleichmäßig "klack - klack - klack...", die guten elektronischen kann man die Eins des Taktes betonen lassen ("Ping - klack - klack, ping - klack - klack...") oder auf swing einstellen. So übt man, ein Tempo zu halten, also nicht ungewollt im Tempo zu schwanken.

Es ist nicht dazu da, "im Takt spielen zu lernen", also die Notenwerte richtig wiederzugeben. Dazu hat man das Gehirn. Der dazugehörige Lernprozess ist sehr komplex und musikspezifisch. Die Tatsache, dass ein Schüler der Musik gleichzeitig spielen und beim Spielen überwachen muss, ob in Bezug auf die Zeit auch alles stimmt, braucht enorm viel Aufmerksamkeit, Abstraktionsvermögen und Arbeitsspeicher! Womöglich einer der Hauptgründe, weshalb Menschen, die ein Instrument lernen, ihre Konzentrationsfähigkeit steigern.

Wenn man im Internet die Suche bemüht, findet man schnell Metronome als Freeware für den PC oder das omnipräsente Smartphone, ebenso Apps, die beim Stimmen helfen oder Stimmtöne angeben.

Wandhalterung / Gitarrenständer / Saitenkurbel / Saiten

Eine Wandhalterung für die Gitarre ist fein für den Menschen, der häufiger nach seinem Instrument greift. An die Wand gedübelt oder am Regal befestigt (im Bild sehr undogmatisch mit dem regaleigenen Aufhängwinkel) ist die Gitarre stets griffbereit.

Gitarrenständer
Wandhalterung

Gitarrenständer stehen vielleicht im Weg und können umfallen. Auf jeden Fall führen eine Gitarre, die man nicht umständlich aus der Tasche auspacken muss und ein aufgebauter Notenständer oft dazu, dass Menschen mehr üben!

Selbst wenn man die Tasche sicher in einer Ecke oder Nische stehen hat, sodass der Reißverschluss offen bleiben kann, läßt sich das Instrument schneller nehmen, als wenn ein Kind nach unten ins Wohnzimmer gehen muss...

Andererseits kann in extrem trockenen Wohnungen im Winter die Aufbewahrung des Instruments in Koffer oder Tasche mit einem Luftbefeuchter (ein kleines Röhrchen, das man in die Gitarre hängt, im Fachhandel erhältlich), sinnvoll sein, um Trockenrisse zu vermeiden.

Eine Saitenkurbel ist ein einfaches Hilfsmittel, schneller Saiten aufzuziehen.
Saitenkurbel

Ein Satz Saiten in Reichweite ist extrem nützlich, wenn plötzlich eine Saite reißt. Böswillige Saiten reißen immer im Konzert, am Wochenende oder auf der Südseeinsel. Dann hat man den Blues und kann ihn nicht spielen!

Gitarrentaschen und Reißverschlüsse

Gitarrentasche
Reißverschluss

Vielleicht scheint es ein bisschen absurd, wenn ich hier Tipps für die Behandlung der Gitarrentasche anbiete, aber es ist doch ärgerlich, wenn jemand eine gute gebrauchte Gitarre für 100 Euro ersteht, die Tasche aber so kaputt ist, dass für knapp 30 Euro eine neue fällig ist.

Wenn man sie aber als Wintermantel oder Jacke seiner Gitarre sieht, ist das vielleicht einfacher zu akzeptieren. Ich kaufe mir schließlich auch manchmal eine neue Wetterschutzhülle...

1. Tipp zur Behandlung der Tasche: Die billigste Tasche schützt das Instrument schlecht und hält selber nicht lange - sparen Sie Geld, indem Sie etwas mehr ausgeben...

Die Tasche ist also hoffentlich ein bisschen gepolstert, dann lebt die Gitarre länger als sie selbst. Sie hat einen Reißverschluss, der meistens um 4 Ecken geht - siehe Bild.

Wenn man diesen mit Gefühl öffnet und schließt, vor allem nicht so um die Ecken herum reisst, lebt er - und damit die Tasche - viel länger.

2. Tipp: Eigentlich reicht es, den Reißverschluss nur bis zu den grün markierten Ecken zu öffnen, um an die Gitarre zu kommen, und für die Fußbank reicht die Öffnung zwischen den gelben Pfeilen an der Aufsatztasche.

Man sollte allerdings bedenken, dass wir alle Billigprodukte aus Fernost kaufen und dann auch bekommen! Es gibt Reißverschlüsse unterschiedlicher Qualität!

Wenn der Schlitten des Reißverschlusses sich nur sehr schwer bewegen lässt, hat sich fast immer etwas von dem umgebenden Stoff eingeklemmt.

3. Tipp: Bei eingeklemmtem Stoff hilft nur vorsichtiges hin- und zurückbewegen und dabei zu probieren, den Schlitten zu befreien. Fingerspitzengefühl ist allemal besser als Gewalt!

4. Tipp: Ein wenig Bienenwachs, Seife oder Silikonspray (bei Plastikreißverschlüssen) vor dem Schlitten auf die Metall- oder Plastikzähne zu reiben macht das Ganze leichtgängiger.

Ist der Reißverschluss so kaputt wie im Bild rechts, hilft nur noch dies:

5. Tipp: Mit grobem Zwirn vor den rot markierten Ecken eine Sperre nähen, und den Benutzer erinnern, doch ein bisschen sachte und nur bis zur Sperre zu ziehen und die Tasche weiter benutzen.

Einen neuen Reißverschluss einnähen zu lassen dürfte sich nur lohnen, wenn das Taschenmaterial an sich von hoher Qualität ist. Und man muss erstmal einen Handwerker finden, der diese Reparatur macht.

Aufsatztaschen für Fußbänke oder gar Notenständer sind fein, aber solche Metallteile gewinnen meistens gegen den Taschenstoff, genauso wie Gurtpins an (schweren) E-Gitarren billige Taschen schnell durchbohren.

6. Tipp: Transport schwerer und kantiger Metallteile lieber in einer zweiten Tasche.

All dies frei nach Tim Minchins Song "Take your canvas bags to the supermarket"... auch der vorsichtige Gebrauch von Gegenständen ist ein Stück Umweltschutz...

Notenständer

Jeder weiß, wie ein Notenständer aussieht, und dass er dazu da ist, die Noten freundlich für Auge und Haltung vorm Spieler zu platzieren. Genau diese Funktion, Auge und Haltung zu entspannen, motiviert seit Jahrhunderten Menschen, für diesen Gegenstand Geld auszugeben. Meist stellt man den Notenständer in angenehmer Höhe etwas zur Greifhand versetzt vor sich, dann kann man schnell einen Kontrollblick beim Lagenwechsel machen. Aber wenn man vorspielt, freut sich das Publikum, wenn der Notenständer so weit seitlich und niedrig steht, dass man einen guten Blick auf den Spieler hat - einem Gitarristen zuzuschauen ist interessant! Der mystischen Erzeugung von Klängen kann man vertrackte Bewegungsabläufe zuordnen - viel spannender als bei Klavier oder Querflöte, die brauchen mehr Showelemente!

Andererseits gewöhnt man sich so an, den Kopf ständig nach links zu drehen. Also könnte man zumindest beim Üben den Notenständer gerade vor sich haben, den Kopf gerade halten und die Bewegungen der Greifhand weniger mit den Augen kontrollieren.

Der krasse Gegenentwurf: Üben auf dem Sofa oder Bett, ein Bein übergeschlagen, Noten links neben sich auf dem Sofa. Je nach Gelenkigkeit und Alter schläft einem das Bein ein, man kriegt einen steifen Nacken, verzieht sich den Rücken und fragt sich am nächsten Tag, woher das wohl kommt. Und man verfällt nie auf die Idee, mal etwas länger zu üben.

Wie bei Gitarrenfußbänken gilt bei Notenständern: bei den ganz billigen sind die Nieten wirklich Nieten! Die traditionellen Modelle sind zwar nicht unzerstörbar (schwere Bücher, ruppiges Auf- und Abbauen, Füße auf den dünnen Beinchen ablegen...), aber es lohnt sich, die stabilere, etwas teurere Variante anzuschaffen.

Andererseits sollte man gut überlegen, bevor man sich ein Notenpult im Stile der "Orchesterpulte" kauft. Erstens bewähren sich die billigen nicht, weil die Schrauben schnell überdrehen und man nichts mehr feststellen kann. Zweitens sind sie in der Regel hoch (und nicht tiefer zu stellen) und damit für kleine Schüler eine Qual, drittens haben sie keine "Ausklappohren" für Noten mit Überbreite, und viertens sind sie wirklich schwer!
Wenn man also nicht dauernd aus einem 300-Seiten-Folianten spielt, reicht ein guter klappbarer Notenständer.

Einen Notenständer aufzubauen kann sich zu einem technischen Drama ausweiten. Deshalb hier einige Fotos:

Tischnotenständer

tischnotenständer

Tischnotenständer fand ich immer unglaubwürdig, zumal ich nur diese Plastikteile kannte, die umkippen, sobald man ihnen eine aufgeklappte Gitarrenschule zeigt... Jetzt bin ich im Internet über zwei Modelle gestolpert, die so aussehen, wie das "obere Teil" eines ganz normalen Notenständers zum Aufklappen. Der eine wirkt äußerst stabil, der andere hat weniger solide Nieten, dafür breitere "Ausklappohren".

Wenn man wie ich große Gruppen in vollgestellten Klassenräumen unterrichtet, könnte das eine Alternative sein. Manche Klassenräume sind wirklich so voll (großes Hufeisen mit dem Deko-Doppeltisch in der Mitte), dass man beim besten Willen nicht genug Platz freischieben kann, um Notenständer für einen großen Sitzkreis aufzubauen. Die Kinder sitzen also mit Gitarre hinter Tischen, auf denen die Noten flach liegen, und dann ist es für Zweitklässler nicht einfach, weil sie doch etwas weiter weg vom Tisch sitzen und der Blickwinkel auf die Noten sehr ungünstig ist.
Vielleicht ist in manchem Kinderzimmer so ein stabiler Tischnotenständer auch die bessere Möglichkeit, als die Noten einfach auf den Schreibtisch zu legen.

Notenständer aufbauen

Der gute alte Klappnotenständer! Wenn man ihn nicht überlastet, ihm nicht ständig auf die Füße tritt, und ihn mit Zartgefühl auf- und abbaut kann er einen ein Leben lang begleiten! Manchmal lässt sich der Neigungswinkel des Kopfes nur noch schlecht einstellen, dann hilft ein Metallscheibe zwischen Flügelschraube und Haltegabel (Tipp eines Schülers, der mit zehn schon Trecker fahren konnte...).

Aber haben wir nicht alle schon mal davorgestanden... "Verflixt, wie baut man das Ding noch mal auf?!" Die "großen Ohren" müssen nach oben, und die kleinen nach unten, dann geht es!

Notenständer aufbauen 01

Da liegt er noch harmlos auf dem Teppich... die entscheidende Sache, die "zwei Paar Ohren" sind noch angelegt.

Notenständer aufbauen 02

Erstmal die Flügelschraube für den Kopf lockern, und dann diesen nach oben kippen.

Notenständer aufbauen 03

Dann die Schraube für die drei Beine lösen, die Beine weit genug auseinander stellen, denn sonst kippt er leicht um, und die Schraube - jede Schraube - wieder festdrehen.

Notenständer aufbauen 04

Hier löse ich die Schraube für die erste Verlängerung. Es gibt ja Exemplare, die man zweimal auseinander ziehen kann, und solche mit drei Verlängerungen. Wenn man irgendwann 1,85 ist und E-Gitarre spielt, freut man sich über das große Modell.

Notenständer aufbauen 05

Ein Notenständer hat zwei Paar Ohren! Die großen Ohren müssen nach oben, die kleinen nach unten geklappt werden.

Notenständer aufbauen 06

Hier sind die großen Ohren oben, die kleinen unten, und ich beginne die linke Seite auszuklappen.

Notenständer aufbauen 07

Beinahe fertig...

Notenständer aufbauen 08
Notenständer aufbauen 09

Links: Es ist vollbracht! Übrigens sind diese handlichen dünnen Metallnotenständer nicht für Beethoven - Gesamtausgaben oder das Realbook geeignet - zu schwer! Dafür gibt es Modelle in ähnlicher Konstruktion, die aber eher 50 - 60 € kosten und auch etwas mehr wiegen. Modelle mit einer Holz- oder Blechplatte (sogenannte "Orchesterpulte") verfügen nicht über die "Ausklappohren" für Noten mit Überbreite...

Rechts: der Anfang des Zusammenklappens: zuerst die kleinen Ohren nach unten! Sonst verbiegt der Gute.

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Links: hier wird es schief gehen: die kleinen Ohren sind auch oben, und wenn ich jetzt versuche, den Notenständer auseinander zu ziehen, wird alles ganz fürchterlich verbogen, wie im rechten Bild noch etwas deutlicher zu sehen.

Beim Abbauen des Notenständers sollte man immer zwei Hände benutzen! Wenn man die Schraube für eine Verlängerung lässig mit einer Hand löst, knallt einem das Ding auf den Daumen, und man kann sich fürchterlich weh tun! Außerdem drehe ich immer alle Schrauben fest, weil sonst beim nächsten Anfassen das Ding auseinanderrutscht und - zack - die Gitarrendecke trifft...

Lösen einer Schraube heißt nicht: in die Luft gucken und drehen, bis man die Schraube in der Hand hat... es ist ziemlich schwierig, die Schrauben wieder 'reinzudrehen. Voller Tücken, dieses nützliche Objekt!