Tonleitern auf der Gitarre üben
Tonleitern auf der Gitarre zu spielen könnte den Zweck haben, die "Geläufigkeit" zu entwicklen, oder auch den, Wissen über Musiktheorie in praktisches Handeln umzusetzen. Außerdem übst du Läufe, die so oder so ähnlich in vielen Stücken vorkommen.
In der
Gitarrenschule für den Einzel- oder Gruppenunterricht 1 von Dieter Kreidler gibt es
"Transponierbare Dur-Tonleitern in der II. Lage" und "Tonleitern unter Verwendung von leeren
Saiten". Vor allem von den transponierbaren Skalen habe ich einige gelernt, allerdings nur
Durtonleitern.
In den anderen Lehrwerken, die ich im Hause habe, findet sich nichts
ähnlich systematisches. Deshalb hier eine Zusammenstellung mit ein paar hoffentlich nützlichen
Tonleitern, hier auch als PDF.
Tonleitern mit leeren Saiten
Ich bin kein großer Fan von Tonleitern in der 1. Lage mit leeren Saiten. Spielt man eine
C-Dur-Tonleiter und beginnt dabei mit dem c auf der A-Saite, dann kommen
als leere Saiten d, g und h vor.
Bei einer
E-Dur Tonleiter hätte man E, A, h und e' als
Leersaiten; As-Dur liefe ausschließlich mit gegriffenen Tönen, einzig der Leitton
g käme als leere Saite daher.
As-Dur mit einer leeren Saite.
Sicher, das bildet, aber diese Skalen lassen sich nicht übertragen, während man Tonleitern ohne Leersaiten bundweise verschieben kann. Vielleicht sollte man Tonleitern in der 1. Lage mal aus dem Kopf und einfach so spielen.
Tonleitern auf einer Saite
Tonleitern auf einer Saite sind cool, weil man dabei die Struktur der jeweiligen Tonleiter, ihre Halb- Ganz- und Anderthalbtonschritte erfährt, und Lagenwechsel übt. Leider kann man sie nicht so weit bundweise verschieben, es sei denn, man hat gerade eine E-Gitarre in der Hand.
C-Dur auf einer Saite
Reines, melodisches und harmonisches Moll
Bei der melodischen Molltonleiter sind beim Rückweg die hochalterierten Töne a und h wieder leitereigen, also b und as. Die harmonische Molltonleiter enthält zwischen as und h einen Anderthalbtonschritt.
Chromatische Tonleiter
In der chromatischen Tonleiter habe ich aufwärts die alterierten Töne mit Kreuzen, und abwärts mit ♭s geschrieben.
Durtonleitern
Wenn in einer Gitarrenschule Tonleitern vorkommen, sind sie oft sehr kurz - Füntonreihen, wenn die Schüler sich gerade in dem Tonraum bewegen - oder sie erklären eine Tonart und gehen oft nur über eine Oktave. Eine Ausnahme habe ich oben genannt, die Schule von Schaller/Scheit enthielt auch Tonleitern, und in Büchern für E-Gitarre kommen natürlich immer Pentatonische- und Bluestonleitern vor.
Tonleitern über sechs Saiten
Durtonleiter über zwei Oktaven
Diese Tonleiter sollte jeder Gitarrist kennen. Sie geht quer über alle sechs Saiten, bleibt konsequent in einer Lage und lässt sich sich bundweise verschieben. Beginnst du in der 3. Lage, hast du As-Dur, in der 4. Lage A-Dur und so weiter.
Zwei Fingersatzziffern übereinander bedeuten: setze zwei Finger auf einmal! Wenn du dir beim abwärts spielen angewöhnst, auf jeder neuen Saite nicht nur den ersten Ton zu setzen, sondern den zweiten vorbereitend mitzugreifen, werden deine Bewegungen ruhiger und präziser!
...rhythmische Variante
Alle Tonleitern über zwei Oktaven kannst du auch in dieser rhythmischen Variante üben; so hast du nach einer Oktave immer einen Haltepunkt.
Als Anregung habe ich hier noch zwei Ausführungsmöglichkeiten angedeutet: die erste in Triolen, die zweite in Sechzehntelnoten. Man kann mit Tonleitern durchaus auch kreativ umgehen!
...in Triolen
...in Sechzehnteln
Solche Übungen sind auf anderen Instrumenten gang und gäbe. Als meine große Schwester mit dem Klavierspiel anfing, bekam sie von ihrem Lehrer außer einem Buch mit Stücklein das Werk Henri Herz, Gammes. 58 eng bedruckte Seiten mit Tonleitern, unisono, in Oktaven, in Terzen und Sexten in beiden Händen, und natürlich durch alle Tonarten.
Tonleitern über fünf Saiten
Wenn man eine Tonleiter auf der A-Saite beginnt, kann man nur eine Oktave spielen, es sei denn,
man baut einen Lagenwechsel mit ein.
Wo genau man die Lage wechselt ist oft
Geschmackssache. In der folgenden Tonleiter hätte ich die Noten d' und
e' auch noch in der zweiten Lage und damit auf der h-Saite spielen, oder
schon auf der d-Saite nach oben rutschen können.
Durtonleiter über 5 Saiten mit Lagenwechsel
Es lohnt sich auch, bei dieser Tonleiter die beiden Oktaven einzeln zu üben. So hat man mehr Möglichkeiten, sie nach oben und unten auf dem Griffbrett zu verschieben, und man erkennt wahrscheinlich so manchen Lauf aus Gitarrenstücken wieder.
Untere und obere Oktave der Tonleiter einzeln
...in Triolen
Hier habe ich die Tonleiter in Triolen mit den Lagenwechseln ganz ausgeschrieben.
D-Dur über fünf Saiten
Diese Tonleiter beginnt mit dem 4. Finger auf der A-Saite und bekommt dadurch einen anderen Fingersatz.
Tonleiter über drei Oktaven
Zum Abschluss der Durtonleitern eine G-Dur-Tonleiter über drei Oktaven, die auf der Tonleiter über zwei Oktaven am Anfang basiert, vom Fingersatz her aber an die über fünf Saiten angelehnt ist. Viel verschieben kann man sie nicht, weil sie diesen großen Umfang hat, aber sie macht Spaß!
Molltonleitern
Dass jemand systematisch Molltonleitern lernt, ist eher unwahrscheinlich. Das Tongeschlecht "Moll" mit seinen drei Varianten ist aber auch eine Herausforderung, muss man doch für reine, melodische und harmonische Tonleitern jeweils andere Fingersätze lernen. Also gehen wir es mal an!
Molltonleitern über sechs Saiten
A-Moll rein über sechs Saiten
A-Moll melodisch über sechs Saiten
A-Moll harmonisch über sechs Saiten
Im Gegensatz zur Durtonleiter über sechs Saiten kommt man bei keiner der Mollvarianten ohne Lagenwechsel aus, man darf sein Gehirn also etwas anstrengen.
Molltonleitern über fünf Saiten
D-Moll rein über fünf Saiten
D-Moll rein über fünf Saiten, zweite Fassung
D-Moll melodisch über fünf Saiten
D-Moll harmonisch über fünf Saiten
D-Moll harmonisch über fünf Saiten, zweite Fassung
3 Noten pro Saite
Die Tonleitern, die konsequent drei Noten pro Saite nutzen, und damit immer Überstreckungen und Lagenwechsel fest eingebaut haben, habe ich auf der nächsten Seite als Griffbild dargestellt.
Hier folgt die erste dieser Tonleitern auf C. Du kannst die
C-Dur-Tonleiter mit dieser Technik in sieben Formen spielen, denn du kannst sie auf jedem Ton
der Tonleiter beginnen.
Wenn du mit dem D in der X. Lage auf der
E-Saite beginnst und konsequent drei Noten pro Saite spielst, kommst du in der XII. Lage an.
Wenn du bei E anfängst, bist du in der XII. Lage, und mit dem
F kannst du dann ganz unten in der ersten Lage beginnen und so weiter.
Auch hier wäre eine E-Gitarre wieder praktisch.
C-Dur, drei Noten pro Saite
Diese Art Tonleitern lassen sich wunderbar chromatisch auffüllen. Sie enthalten dann pro Saite fünf Töne, aber die Grundlage bleibt die vorige Skala.