Ziel: Dur, im Quintenzirkel aufwärts
Das erste Beispiel ist eine Modulation von C-Dur nach D-Dur, also zwei Stufen aufwärts im Quintenzirkel. Die Dominante von C-Dur, der G-Dur-Dreiklang, ist in D-Dur die Subdominante und wird angesteuert, danach folgt eine Kadenz, die die neue Tonart festigt.
Die Noten sind im 4/4-Takt mit einer halben Note Auftakt gesetzt, damit beim Quartsextvorhalt eine Betonung entsteht. Der doppelte Taktstrich entsteht wegen des Vorzeichenwechsels und ist kein wirklicher Taktstrich (In Beispiel 2 fällt er mit dem "richtigen" Taktstrich zusammen). Wenn man die Modulationen spielt, sollte man darauf achten, rhythmisch sinnvolle Dinge zu tun. Alles wirkt weniger überzeugend, wenn die entscheidenden Akkorde auf schwachen Taktzeiten landen!
Beispiel 1: Von C-Dur nach D-Dur, einfache Version.
Diese erste Version klingt natürlich sehr einfach. Bei H. Grabner wird die Subdominante zur Verstärkung ihres Charakters mit sixte ajoutée gebracht. Hier also die zweite Fassung dieser Modulation, die etwas kürzer geraten ist:
Beispiel 2: Von C-Dur nach D-Dur, beginnend in der Oktavlage.
Ich habe die Sexte beim G-Dur-Akkord nachschlagen lassen, das e und das d in der folgenden Dominante könnte man angebunden spielen. Deshalb habe ich dort nur einen Quartvorhalt geschrieben statt eines Quartsextvorhaltes wie in Beispiel 1.
Beide Fassungen beginnen in C-Dur in der Oktavlage, man kommt aber in D-Dur quasi "eine Lage tiefer", in der Quintlage an. Natürlich könnte man versuchen, dies auszugleichen, indem man bei Gegenbewegung zwischen Bass und Oberstimmen und zusätzlichen Harmonien eine Bewegung nach oben macht, aber ich folge brav und unkreativ der Stimmführung. Schauen wir lieber erst mal, was sich ergibt, wenn man in Terz- und Quintlage beginnt!
Die beiden folgenden Beispiele sind also nichts Kreatives; ich habe einfach die Akkorde "umgeschichtet". Wenn man sich aber vornimmt, so etwas in allen Tonarten des Quintenzirkels zu üben, hat man ein ganz schönes Trainingspensum vor sich!
Beispiel 3: Von C-Dur nach D-Dur, beginnend in der Terzlage.
Beispiel 4: Von C-Dur nach D-Dur, beginnend in der Quintlage.
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Andere Möglichkeiten
Hat man verstanden, dass das Entscheidende an der Modulation ist, einen gut zu vermittelnden Zielklang anzusteuern, bevor man durch eine Kadenz das neue Zuhause in Besitz nimmt, wird schnell klar: woher man genau kommt ist gar nicht so wichtig, oder anders ausgedrückt: man kann so nicht nur von C-Dur nach D-Dur modulieren, sondern aus dem Umfeld von C-Dur, aus dem Bereich "0 Vorzeichen" nach D-Dur.
Als Beispiel folgt eine Modulation von A-Moll aus nach D-Dur. Dabei habe ich die Tonart A-Moll nicht durch eine komplette Kadenz befestigt, weil die Dominante E-Dur mit ihrem gis den G-Dur-Dreiklang ein bisschen auf Distanz hält. Aber natürlich könnte vor dem Beginn der Zeile noch eine ausführlichere Kadenz stehen.
Beispiel 5: Von A-Moll nach D-Dur, beginnend in der Oktavlage.
Es folgt eine Modulation von D-Moll nach D-Dur, also eine Stelle weiter im Quintenzirkel. Nach der Dominante gibt es einen Trugschluss, dann folgt die Tonikaparallele und deren Dominante (oder die Molldominantparallele) und dann die Durvariante der Subdominante, also G-Dur statt G-Moll, und dieser Dreiklang ist ja die Subdominante in der Zieltonart.
Beispiel 6: Von D-Moll nach D-Dur, beginnend in der Oktavlage.
Man könnte argumentieren, dass diese Modulation wegen der Verwendung der Variante der Subdominante eher bei den Modulationen mittels Variante einzuordnen sei, andererseits entsprechen die Akkorde an der Umschaltstelle F-Dur, C-Dur und G-Dur schon der C-Dur-Kadenz. Also liegt hier vielleicht keine direkte diatonische Modulation vor, weil man sich so halb durch eine andere Tonart schleicht?
Genauso wie D-Moll hat auch F-Dur ein ♭ als Vorzeichnung. Hier habe ich weiter ausgeholt: nach einer erweiterten Kadenz mit T, Tp, S, Sp, D und T folgt die Variante der Subdominantparallele, die SP in F-Dur. Dann schlägt die Sexte statt Quinte (also mal keine sixte ajoutée) nach, bei der folgenden Sp springt die Oktave ab zur hinzugefügten Sexte, und bei der Dominante mit Quartvorhalt gibt es einen Durchgang von der Quinte zu Sexte, um die Septime im vorletzten Akkord elegant zu erreichen.
Beispiel 7: Von F-Dur nach D-Dur, beginnend in der Oktavlage.
Die letzten Beispiele ließen sich noch um viele andere erweitern, und man könnte sie auch jeweils in den anderen Lagen beginnen. Ich habe mich an den Tasten eine Weile mit den Beispielen 2, 3 und 4 rund um den Quintenzirkel amüsiert, bevor ich mich an die Erkundung der Gegenrichtung gemacht habe.
Ziel: Dur, im Quintenzirkel abwärts
Auf dem Weg in Richtung ♭ im Quintenzirkel soll man nach H. Grabner die Dominante der Zieltonart ansteuern, als Dominantseptakkord bringen und zunächst einen Trugschluss vor der Schlusskadenz setzen. Wenn ich von C-Dur nach B-Dur möchte, ist F-Dur der Dreiklang der Wahl: Subdominante in C, und Dominante in B, sozusagen die Schnittmenge des blauen und des grünen Rechtecks.
Beispiel 8: Von C-Dur nach B-Dur, beginnend in der Oktavlage.
Es beginnt wieder mit einer halben Note Auftakt, wodurch der in Viertelbewegung gebrachte
Dominantseptakkord auch auftaktig ist. Dadurch fallen Trugschluss und Dominantquartsextvorhalt
auf eine Betonung. Nach der Subdominante F-Dur, die in der Zieltonart als
D7 umgedeutet wird, kommt zunächst der
Trugschluss auf der Tonikaparallele, und dann eine Kadenz mit Subdominante mit sixte ajoutée.
Auch hier kann man diverse Kleinigkeiten variieren, zum Beispiel könnte man die sixte
ajoutée in Vierteln nachschlagen lassen, die Sexte (das c) zur Dominante
hin überbinden und dann nur einen Quartvorhalt setzen.
Dieses Beispiel habe ich wieder auch in Terz- und in Quintlage starten lassen:
Beispiel 9: Von C-Dur nach B-Dur, beginnend in der Terzlage.
Beispiel 10: Von C-Dur nach B-Dur, beginnend in der Quintlage.
Beispiele des Abschnittes als PDF für Klavier und Gitarre.
Andere Möglichkeiten
Auch hier kann man wieder viele andere Möglichkeiten finden. Es folgt eine erste Version von A-Moll nach B-Dur, bei der nach der Dominante ein Trugschluss zum tG erfolgt. Dieser F-Dur-Akkord wird wiederholt, dominantisiert und in B-Dur als D7 zum erneuten Trugschluss nach G-Moll geführt. Zweimal nacheinander ein Trugschluss, na...
Beispiel 11: Von A-Moll nach B-Dur, erste Version.
In Version 2 ist der Modulationsweg etwas anders: ich bringe nach der Tonika die Molldominantparallele G-Dur, die als Zwischendominante zur tP C-Dur fungiert, die ihrerseits Zwischendominate zu F-Dur ist, das in A-Moll sP und in der Zieltonart B-Dur die Dominante ist. Der Rest der Modulation läuft wie gehabt.
Beispiel 12: Von A-Moll nach B-Dur, zweite Version.
Hin und zurück modulieren üben in Dur
Um ein bisschen sattelfester zu werden, habe ich die Beispiele 2, 3, 4 und 8, 9 und 10 mit einander zu längeren Übungen verbunden. Wie immer kann man die Kadenz nach Erreichen der ersten Zieltonart auch etwas weitschweifiger gestalten. Hier ein paar Noten zur Aufgabe, von C nach D und zurück zu modulieren:
Beispiel 13: Von C nach D und zurück, Oktavlage.
Dies ist eine Verbindung von Beispiel 2 und 10.
Beispiel 14: Von C nach D und zurück, Terzlage.
Die Verbindung von Beispiel 3 und 8.
Beispiel 15: Von C nach D und zurück, Quintlage.
Die Verbindung von Beispiel 4 und 9.
Beispiele des Abschnittes als PDF für Klavier und Gitarre.
Zum Schluss ein Stücklein, das die Modulation von C nach D und zurück enthält. Es könnte der erste Teil einer Gavotte sein. Solche Spielereien sind sicher auch nicht schädlich...