Irgendwann im Sommer 2007 ging diese Webseite mit vier Teilseiten online, und jetzt sieht sie so
aus... das hatte ich nicht wirklich geplant.
Ich wollte aus der Perspektive eines Musikschullehrers vor allem über die
Gitarre schreiben, Musiktheorie möglichst ohne Vereinfachungen und
Eselsbrücken erklären, und für mich lernen, wie man eine Webseite macht.
In diesem Artikel möchte ich über meine Motivation schreiben, ein bisschen über den Beruf
"Musikschullehrer", über Musikstudium und verschiedene Arten von Musikschulen.
Dies ist keine "Online - Gitarrenschule", weil ich glaube, dass das nicht funktioniert.
Eine reine Werbeseite für mich als Musiker und Lehrer war nie die Intention, und verkauft wird
hier auch nichts.
Musikschullehrer
Wenn es um die Gitarre geht, melden sich verschiedenste Leute zu Wort, online wie im wirklichen
Leben. Die Gruppe, zu der ich gehöre, ist dabei nicht so leicht zu identifizieren, viele
Menschen wissen kaum, dass es sie gibt und was sie ausmacht: Musikschullehrer. Wir
haben studiert, aber nicht um Rockstar oder Oberstudienrat zu werden, sondern um
Instrumentalunterricht zu geben.
Musikschullehrer sind eine eher kleine und relativ unbekannte Berufsgruppe. Klein, weil man
einfach nicht so viele von uns braucht, und
unbekannt
in dem Sinne, dass Menschen, die mit uns zu tun haben deshalb trotzdem nicht automatisch wissen,
welche Qualifikation hinter unserer Tätigkeit steht.
Wir haben keine eigene Interessenvertretung, und wenn die Politik sparen muss gehören wir
zu den ersten Zielgruppen.
Hobby als Beruf
Da wir unser Hobby zum Beruf gemacht haben, sollen wir mit geringer Bezahlung für den Unterricht
zufrieden sein, und wenn wir mal auftreten, dann am besten umsonst. Dass wir uns auf
jeden Auftritt mit viel Training vorbereiten, weil wir immer unseren guten Ruf
zu verlieren haben, wird dabei nicht berücksichtigt. Der Mythos vom perfekt sein Instrument
beherrschenden Könner schwebt über uns.
Lehrbeauftragte an Unis
Musikschullehrer sind so ausgebildet, dass sie sogar an Hochschulen und Unis als Lehrbeauftragte
einen großen Teil des Instrumentalunterrichts von Lehramtsstudenten für das Schulfach Musik
geben. Das habe ich auch gemacht, bevor ich meinen Arbeitsplatz an einer Musikschule fand.
Leute
vertrauen
uns ihre Kinder an, oder sich selber, und wir versuchen den Schülern etwas beizubringen. Wir
sind aber keine "richtigen" Lehrer, verdienen auch weniger Geld und unsere Arbeitsplätze sind
unsicherer. Wir sind spezialisiert auf Instrumentalunterricht, in der Regel für ein oder zwei
Instrumente. Hierfür haben wir die Lehrbefähigung durch unser Studium erworben - wer mehr oder
alle Instrumente unterrichtet ist entweder ein Genie, oder hat ein anderes oder kein Studium
gemacht.
Musikstudium
Um überhaupt Instrumentalpädagogik oder ein Instrument studieren zu können, um eine Orchester-
oder Solistenkarriere zu starten, muss man eine Aufnahmeprüfung machen. Man kann nicht aufgrund
eines guten Abidurchschnitts Musik studieren.
In diesen Prüfungen wird theoretisches Wissen abgefragt, Gehörbildungsaufgaben werden gestellt,
um zu sehen, ob man überhaupt musikalisch ist, und vorspielen muss man auch, um ein vorhandenes
Grundlevel zu zeigen. Aufnahmeprüfungen sind je nach Studienort unterschiedlich schwierig, und
man besteht sie, oder nicht. Wer sie nicht besteht, schraubt seine Ansprüche herunter, übt noch
mal ein Jährchen intensiv oder macht etwas ganz anderes.
Andere musikalische Studiengänge
Wenn man zum Beispiel "Musik auf Lehramt" studieren möchte, wird im Bereich "instrumentales
Können" weniger verlangt, weil man ja hauptsächlich als Pädagoge vor Schulklassen stehen soll,
statt die schwierigen Werke der Literatur unterrichten und darbieten zu können oder gar zu
konzertieren. Trotzdem kann die Aufnahmeprüfung auch für Schulmusiker je nach Studienort
durchaus schwierig sein.
Musikschulen
Der Begriff "Musikschule" ist in Deutschland nicht geschützt. Jeder kann
eine Musikschule eröffnen, jeder kann Instrumentalunterricht geben. Eine Qualifikation
nachweisen muss man nicht. Auf dem privaten Markt trifft man also alles an:
hochqualifiziert ausgebildete Lehrkräfte, Leute, die einen anderen musikalischen Studiengang wie
den für Lehrer an allgemeinbildenen Schulen oder Musiktherapie etc. gemacht haben, und Leute,
die einfach ein Instrument spielen können, aber keine pädagogische Ausbildung haben.
Öffentliche Musikschulen, also solche in Trägerschaft von Kommunen oder Landkreisen, erhalten
Zuschüsse und bezahlen deshalb die Lehrkräfte relativ gut. Im Gegenzug verlangen sie, dass die
angestellten Musikschullehrer für dieses Fach studiert haben. Daraus kann man schließen, dass
den Politikern qualifizierter Musikschulunterricht mal wichtig war.
Die öffentliche Musikschule ist immer teurer als die private am Ort. Der Grund ist einfach: die
Lehrkräfte verdienen dort genug Geld, um sogar Steuern zu zahlen, sie sind krankenversichert,
sie haben "richtige" Arbeitsplätze.
Private Musikschulen und Franchiseunternehmen
Eine private Musikschule ist ein Unternehmen, das seinem Besitzer Geld einbringen soll. Wenn man
dort als Kunde weniger zahlt als an der kommunalen Musikschule kann das nur einen Grund haben:
die Personalkosten sind geringer. Die Lehrer bekommen dort (deutlich) weniger Geld, sie bekommen
es nur, wenn sie tatsächlich arbeiten, das heißt sie sollten nicht krank werden, in den Ferien
von Luft und Liebe leben, und sich selber um Krankenversicherung und Altersvorsorge kümmern.
Dabei sind sie aber keine Spitzenverdiener in der freien Wirtschaft, sondern bringen am Ende des
Monats vielleicht 1200 Euro nach Hause, wenn sie entsprechend einer vollen Stelle arbeiten.
Wenn so eine Lehrkraft eigentlich einen anderen Beruf hat, privat in einer Band spielt und nur
nebenher ein bisschen unterrichtet mag man das in Ordnung finden, wenn der Mensch dank Studium
eine wirklich hohe Qualifikation hat, sollte man ihm wünschen, dass er irgendwann eine bessere
Stelle erlangt.
Gitarre!
Die Gitarre ist ein Allerweltsinstrument - jeder weiß einfach alles darüber. Und es gibt so
viele verschiedene Formen, dass es schwer fällt, zu entscheiden, ob es "richtiger" ist, mit
einer klassischen Gitarre oder mit einer Stahlsaitengitarre anzufangen, und ob es eine "beste"
Haltung gibt. Viele Leute sagen zu vielen Aspekten "Ist egal, kann man machen, wie man will,
Hauptsache, du fühlst dich gut!". Da ich aufgrund meiner Ausbildung sehr eingebildet bin, wollte
ich auf dieser Seite andere Meinungen vertreten.
Eltern oder Schüler nehmen uns aber nicht immer als wichtige Informationsquelle wahr. Ist ein
Lehrer, der auf einer Haltung mit Fußbank und so besteht, also auf Dinge achtet, die im
Geigenunterricht völlig akzeptiert sind, nicht irgendwie komisch?
Entsetzlich billige und schlechte Gitarren werden für selbstverständlich gehalten, einfach weil
wir von ihnen umgeben sind. Das Internet, die Musikläden, der Instrumentenvorrat des Gymnasiums
und die Weihnachtsprospekte der Supermärkte sind voll davon - also müssen die Teile doch normal
und in Ordnung sein?! Hat der Gitarrenlehrer etwa mehr Ahnung von Konzertgitarren als der
Verkäufer, der dem Kunden vor mir ein Saxophon gezeigt hat, und dem, der nach mir den Laden
betritt ein Keyboard?
Pädagogisch arbeitende Menschen wie Gitarrenlehrer sind immer auch Beobachter. Wir unterrichten,
und wir merken, wenn das Lehren nicht klappt, und versuchen Schlüsse zu ziehen, warum es nicht
klappt. Fehlschläge generieren neue didaktische und methodische Strategien: ein anderes
Lehrbuch muss her, wir müssen mehr mit Tablets unterrichten, Tafel und Kreide sind antiquiert,
es muss ein Smartboard sein!
Täglich unterrichtende Menschen können fundierte Gesellschaftskritik liefern. Neueste
wissenschaftliche Studie: zuviel Smartphonenutzung macht hibbelig? Sensationell! Dazu braucht
man keine wissenschaftliche Studie, das kann Ihnen jeder Gitarrenlehrer sagen, der während der
Jahre des Aufstiegs dieser Geräte unterrichtet hat.
Allgemeine Musiklehre
Musik in der Schule ist für viele Kinder eine Qual. Sie verstehen die Dinge nicht, sind
vielleicht selber nicht so musikalisch, fühlen sich denen, die ein Instrument spielen lernen
gegenüber benachteiligt - Musik ist ein "Begabungsfach", das man vielleicht nicht bewerten
sollte, und in dem viele Dinge gemäß Lehrplan oft zu früh durchgenommen werden.
Da Fünftklässlern die Logik des Quintenzirkels fremd bleibt, lernen sie Merksprüche, aber
dadurch lernen sie eigentlich nichts. Selbst nachweislich begabte Neuntklässler fragen
zwischendurch "Wie war das noch mal - Dur ist '3 - 4', oder?" und meinen damit den Aufbau eines
Durdreiklanges, der aus Grundton, großer Terz und reiner Quinte besteht.
Dabei ist die allgemeine Musiklehre eigentlich ein relativ überschaubares Wissensgebiet, dessen
Grundlagen durchaus lernbar sind. Die "sieben Siegel" beginnen erst dort, wo man die Dinge
hörend erfassen oder kreativ einsetzen soll. Eine Tonleiter korrekt aufbauen kann man auch
lernen, wenn man nicht
musikalisch
ist, verschiedene Dreiklänge beim Hören richtig benennen ist schwieriger, improvisieren wie
Keith Jarret, tja, das können nicht mehr so viele.
Erklärungen und Übungen
Ich bin überzeugt davon, dass man die Grundlagen der Musiktheorie wirklich verstehen muss,
bestimmte Dinge auswendig wissen und aufsagen können muss wie fremdsprachliche Konjugationen,
und dies am besten schnell, und vorwärts und rückwärts. Deshalb habe ich versucht, zu den
Teilbereichen Grundlagen, Tonleitern, Intervalle und Akkorde Informationen und Übungen zu
geben, die sich zu einem Grundwissen über allgemeine Musiklehre gruppieren, wenn man sie und
ihre Zusammenhänge untereinander verstanden hat.
Rhythmus und Gehörbildung sind Bereiche, die sehr in die Praxis führen. Hier reicht
theoretisches Lernen nicht aus, man muss selber etwas tun.
HTML schreiben lernen
Nach Starthilfe durch einen Freund begann ich, mit Microsoft FrontPage und vielen Tabellen meine
Seite zu konstruieren. Dabei habe ich so dies und das über Computer gelernt, mich für Aufgaben
qualifiziert, die ich inzwischen auch in unserer Musikschule wahrnehme, und es hat Spaß gemacht.
Wenn eine Seite durch Schreibwut immer mehr anwächst, muss man die Struktur in Ordnung halten.
Seit einem Jahr wird die Arbeit an vielen Stellen durch ein
Content-Management erleichtert, das mein Sohn aufgesetzt hat. Es bleibt mir, einigermaßen
verständlich zu schreiben.
Nach zehn Jahren schreibe ich nicht mehr so häufig neue Artikelchen. Ich habe geschimpft,
worüber ich ordentlich schimpfen wollte. Über Jazzgitarre schreiben besser Jazzgitarristen.
Kontakt mit Besuchern der Seite
Ich freue mich immer, wenn mir jemand schreibt, eine Meinung äußert, oder eine Frage stellt.
Auch wenn mich jemand auf Fehler hinweist, bin ich enorm dankbar, da man selber jahrelang nicht
sieht, wenn irgendwo "Dominate" statt "Dominante" steht. Etliche Kapitel sind aufgrund von
Fragen entstanden - einem Musiker ist ja nicht immer so klar, was anderen Leuten unklar ist!
Sich seiner selbst versichern
Wenn man über das schreibt, was man beruflich macht - egal, ob Tagebuch, Blog oder eine Seite
wie diese - will man sich wohl auch immer seiner selbst versichern. Man wird älter, neue
Entwicklungen galoppieren vorbei, und plötzlich beobachtet man, dass man bestimmte Dinge für
unwichtig oder gar schädlich hält, und damit liegt man falsch, denn das Neue ist
immer richtig.
"Wieso benutzt du kein Stimmgerät?" - "Weil ich keins brauche!" Wenn ich weiter erkläre, dass es
elektronische Stimmgeräte ja nicht ewig gibt, und dass Musiker früher... hört der Fragesteller
oft schon nicht mehr zu. Eine App muss doch besser als das vergleichende Gehirn sein?
Auch deswegen schreibe ich wahrscheinlich an dieser Seite: um für mich festzuhalten: du weißt
bestimmte Dinge, du kannst sie erklären, du existierst, auch wenn die Aufmerksamkeitsspanne
vieler Schüler nicht mehr ausreicht, deinem Gedankengang bis zum Ende zu folgen.
Für zeitgenössische Entwicklungen und Fehlentwicklungen ist eine Webseite ein angemessenes
Medium, und sie taugt sogar, zu alternativem Handeln aufzurufen: Mach den Computer aus. Jetzt.
Spiel lieber Gitarre!
Notenschreiben mit LilyPond
Für die Seiten
Harmoniemodelle und
Passemezzo antico habe
ich die meisten Notenbeispiele mit der freien Software LilyPond erstellt. Auf den
weiteren Seiten zur Improvisation über harmonische Modelle aus Renaissance und Barock bin ich
dann zu meiner gewohnten Software
Capella zurückgekehrt. Hier möchte ich meine
Erfahrungen mit LilyPond beschreiben.
Dies ist ein sehr subjektiver Bericht: Was ich als problematisch an LilyPond sehe, ist immer in
erster Linie mein Problem, nur vielleicht tatsächlich ein Problem des
Programmes. Trotzdem möchte ich einen Eindruck davon vermitteln, was einen beim Einstieg in
LilyPond erwartet, damit man nicht sofort wieder aufgibt - als Newbie ist es nicht so einfach.
Die wichtigsten Gründe, die einen zur Nutzung von Lilypond motivieren könnten sind:
Das Notenbild ist schöner als das anderer Programme,
es handelt sich um freie Software, und
man hat mehr Kontolle über das Endprodukt.
Was die Schönheit des
erzeugten Notenbildes angeht, ist die Argumentationskette im Wesentlichen folgende:
traditioneller Notenstich, wie er im Beispielartikel durch eine Ausgabe der Violoncellosuiten
Bachs aus dem Bärenreiter-Verlag von 1950 repräsentiert wird, zeigt deutlichere, schwungvollere
Noten und im Gesamtbild weniger regelmäßige Aufteilungen zum Beispiel bei den Taktlängen. Das
Bild ist individueller, regt damit die Aufmerksamkeit an und ist somit nicht nur ästhetischer,
sondern auch besser zu lesen.
Beim Notenbild, das mit einem der bekannten Computerprogramme erstellt wurde, sind viele Dinge
dünner geraten, und die Taktstriche des Präludiums landen alle ziemlich genau in der Mitte des
Blattes, sehen also etwas kühl und gleichförmig aus. Das ist auch der Fall, wenn man das Stück
im Satz mit Capella betrachtet.
Der Vorteil freier Software liegt auf der Hand: es kümmern sich Leute darum, die motiviert sind,
das Produkt stetig zu verbessern und sicher zu halten, und man muss nichts dafür zahlen.
Den Aspekt "Kontrolle", oder die Palette dessen, was Lilypond kann, kann man hier
bewundern: es sieht so aus, als gäbe
es nichts, was nicht machbar wäre. Und wenn man etwas braucht, was es noch nicht gibt, kann man
es selber erstellen, da der Code quelloffen ist.
GUI-Anwendungen verglichen mit LilyPond
Während Capella eine typische GUI - Anwendung ist, also ein Programm, mit dem
der Nutzer mittels der graphischen Benutzeroberfläche ("graphical user interface") interagiert,
wird LilyPond so beschrieben:
... In einer bestimmten Beziehung ist LilyPond eher eine Programm[ier]sprache als ein
graphisches Notensatzprogramm. Man schreibt die Noten nicht, indem man Notensymbole von
einer graphischen Leiste zieht und auf einem sich dynamisch immer wieder erneuernden
Notensystem platziert. Anstatt dessen schreibt man Text. Dieser Text wird von LilyPond
interpretiert (oder „kompiliert“) und dabei schön aussehender Notensatz produziert.
Das ist wirklich ein radikal anderes Konzept, als das konventioneller Notenschreibprogramme wie
Sibelius, Finale oder kleinerer Mitbewerber wie Capella, allerdings bieten diese doch wesentlich
mehr Möglichkeiten als die, Symbole von einer Leiste auszuwählen.
Menü oder Markup
Die hier als "konventionell" bezeichneten Notenschreibprogramme sind menügesteuert.
Ähnlich wie in Schreibprogrammen wird ein Teil des Textes ausgewählt, und auf das Ausgewählte
wird ein Menübefehl angewendet. Was auch immer vor und hinter der markierten Stelle ist, bleibt
von dem Befehl unbehelligt.
Wenn ich den Container für das Bild nicht schließe, gibt es ein schönes Durcheinander auf
dieser Seite.
Das ist grundsätzlich anders in einer "markup language" oder "Auszeichnungssprache".
Ein gutes Beispiel dafür ist das hier verwendete HTML. Um einem
ausgewählten Textabschnitt eine bestimmte Formatierung zuzuweisen, muss ich ein
"tag" (= Schild, Anhänger, Etikett) davor setzen, und fast immer auch ein schließendes
"tag" dahinter platzieren. Damit die Abkürzung HTML so aussieht,
wie sie hier aussieht, schreibe ich <span class="code"> davor
und das schließende </span> dahinter. Die
CSS-Datei meiner Seite sorgt dann für das gewünschte Aussehen.
Vergesse ich, das closing tag zu setzen, wird auch der folgende Text
im geänderten Schriftstil formatiert. Mache ich gravierende Fehler, fällt die Seite komplett
auseinander.
Im Fall eines GUI-Programmes wende ich vorformulierte Befehle auf etwas an, im Falle
einer Markup-Anwendung setze ich die Befehle händisch in den Text ein.
Nach dem zweiten Prinzip funktioniert LilyPond. Es gibt Voreinstellungen, die dafür sorgen, dass
die Noten grundsätzlich vernünftig aussehen, aber alles, was man irgendwie anders haben möchte,
muss man in tags einschließen oder mit bestimmten Befehlen anordnen, die man in der
Regel widerrufen muss.
Für alles, was man über die Grundausstattung hinaus haben möchte - Fingersätze,
Akkordbuchstaben, Crescendo-Zeichen - muss man die entsprechenden Befehle finden und sich
merken. Nichts steht oben in einer Menüleiste. Und man wird sich viele Dinge merken oder
irgendwo speichern wollen, weil Noten schreiben als Darstellungsform von Musik die Komplexität
und Genauigkeit seiner Beschreibung anders erzeugt, als dies bei Texten mit den Buchstaben eines
Alphabets gemacht wird.
Noten schreiben hat viele Strukturebenen
Bestandteile einer Partitur
Ein Musikstück hat Sätze, die sich in Abschnitte einteilen lassen, Überschriften, Dynamik und
Agogik-Anweisungen, unterschiedliche Instrumente in verschiedenen Schlüsseln, eventuell
transponierend, in Gruppen zusammengefasst... wenn man ein Programm für das Notieren von Musik
entwerfen möchte, muss man schon weit ausholen.
Strukturbaum einer Note in Capella
Im Programm Capella kann man sich im Menü Ansicht den Strukturbaum
einer Partitur anschauen. Ein Beispiel habe ich hier per Screenshot sichtbar gemacht um
anzudeuten, was alles mit einer Note verbunden ist.
1: Über allem steht "score", und darunter zunächst mal Infos zum
Dateiformat und der verwendeten Programmversion.
Bei Ziffer 2 beginnt die Abteilung "layout", mit Papiergröße und
Seitenrändern. Unter 3 sind die Größen der Notenzeilen, unter
4 die Abstände der Systeme geregelt. Bei
5 ist angezeigt, in welcher Schriftart und -größe Instrumentennamen
vor den Notenzeilen geschrieben werden.
Bei Punkt 6 sind die Eigenschaften der Notenlinien gelistet,
Schlüssel, ob Taktstriche zwischen Systemen durchgezogen werden oder nicht, zusätzliche Abstände
über und unter jeder Notenzeile, Instrumentenname und -abkürzung, Midieinstellungen.
Punkt 7 zeigt den horizontalen Platzbedarf von Noten und die
Balkensteigung - auch das kann man einstellen.
Bei Ziffer 8 beginnen die Einstellungen zu "Systems". Zunächst wird
festgelegt, dass das eingestellte Tempo MM = 120 ist, und dass Namen der Instrumente lang
ausgeschrieben werden.
9 gibt an, dass dieses Layout "unbenannt1" heißt, und dass 4/4-Takt
eingestellt ist.
Dann beginnen bei 10 die Eigenschaften eines möglichen Liedtextes,
Schriftart und -größe, Abstand von der Notenzeile und Abstände zwischen Strophenzeilen, bei
11 werden den Noten nochmals bestimmte Werte zugeordnet, und bei
12 wird es langsam spannend: es gibt einen Akkord (ein Ton ist ein
Akkord), der eine Viertelnote dauert, aber keine Dauer hat, weil ich die Note als Vorhalt (klein
und ohne Wert) formatiert habe.
Der Akkord hat also (13) bei small den Wert
true und ist außerdem um "-2" auf der x-Achse verschoben. Diese
Verschiebung wird genutzt, um zusammenstoßende Notenköpfe zu trennen. Bei
14 steht, dass als Artikulation "staccato" eingetragen ist.
Unter 15 ist der Liedtext (dessen Einstellungen bei
10 angegeben sind, z.B. dass er über den Noten steht) "Hu!" zu sehen,
und bei 16 beginnen die gezeichneten Objekte.
Dabei handelt es sich zunächst um einen Textfeld, das an bestimmten Koordinaten liegt, eine
Schriftart und -größe hat, und als Inhalt (16) "Struktur!". Bei
(17) ist das zweite Objekt beschrieben: ein Crescendo-Keil mit
genauen Koordinaten und Linienstärke.
Schließlich bei 18 - tadaa: die Note, um die es geht heißt
"G5", und sie hat eine besondere Kopfform:
shape="crossDiamond"! - Das ist also die Essenz des ganzen Theaters!
All diese Eigenschaften finden sich in der Menüstruktur von Capella wieder, und das hier sind
nur die Grundlagen. Grafiken, Zeichenelemente und über Plugins steuerbare Sondertricks kommen
noch dazu.
Übersicht in der Hilfe zu Capella
In der Hilfe zu Capella wird folgende Übersicht gegeben:
Eine Partitur besteht aus einem oder mehreren Systemen, die automatisch auf
Seiten aufgeteilt werden.
Ein System besteht aus einer oder mehreren Notenzeilen.
Eine Notenzeile besteht aus einer oder mehreren unabhängigen Stimmen.
Eine Stimme ist eine Aufreihung von Notenobjekten (u. a. Akkorde, Pausen,
Vorzeichnungen, feste Taktstriche).
Ein Akkord besteht aus einer oder mehreren Noten.
An jeden Akkord und jede Pause kann ein (oder mehrere) Grafikobjekt des in capella
integrierten Zeichenprogramms gehängt werden, das sich bei Änderungen der Partitur mit dem
Akkord (bzw. der Pause) mitbewegt.
Die Notenzeilen aller Systeme werden aus einem gemeinsamen Mustersystem entnommen.
Den Umgang mit diesem komplexen System muss man lernen. Man muss lernen, wo man was einstellt
und kämpft sich durch das Handbuch. Man hat aber dabei immer die Erleichterung, dass man die
Menüs durchscrollen und so die Suche etwas eingrenzen kann.
In Menüs steht neben Befehlen - wenn vorhanden - eine Tastenkombination, und so merkt man sich
zunehmend häufig gebrauchte Shortcuts wie zum Beispiel strg+shift+h um
zusätzlichen Zeilenabstand hinzuzufügen, was man bei Gitarrennoten häufig braucht, oder
shift+/, was den vorherigen Akkord wiederholt, oder
"<" bzw. ">", die dafür sorgen, dass
der folgende Akkord zum nächsten Wert vergrößert bzw. verkleinert wird. So hat man nach einiger
Zeit das Gefühl, schnell und sicher mit dem Programm arbeiten zu können. Außerdem ist
Capella im Vergleich zu anderen Notenschreibprogrammen etwas an Schreibprogramme angelehnt.
Während viele Programme, die ich mir angeschaut habe, beim Start eine Zeile mit vier Takten oder
eine ganze Seite mit Zeilen mit je vier Takten vorgeben, und sich dies wenn überhaupt nur mit
großer Überredungskunst ändern lässt, startet man bei Capella beim ersten Ton, die Zeile wird
zunehmend länger, und mit der enter - Taste beginnt man eine neue
Zeile, wie man es von Texten gewohnt ist.
Sich in LilyPond einarbeiten
Die Arbeit mit LilyPond beginnt damit, dass man eine Textdatei erstellt, die man mit der Endung
*.ly abspeichert.
Einen Text-Editor benutzen
Um mit LilyPond Noten zu schreiben, braucht man also einen Text - Editor, und danach die
Möglichkeit, den Befehl zum Kompilieren auszuführen.
Als Editor benutzte ich, als ich dies schrieb Atom, den man mit
"Packages" erweitern kann, und für die Arbeit mit LilyPond habe ich erstens
AtLilyPond installiert, ein Package, dass die
Syntax unterschiedlich einfärbt (syntax highlighter), und dann
Lilycompile von A. Meyer, das es erlaubt, per
Tastenkombination direkt in Atom in einem seperaten Tab eine kompilierte Version der
geschriebenen Noten zu bekommen - oder eine Fehlermeldung. Man lädt also LilyPond
herunter, installiert, und fängt an, indem man die Handbücher durcharbeitet und den Anweisungen
folgt.
Handbücher und Hilfedateien
Beim Versuch, die Handhabung von LilyPond zu erlernen habe ich - das sei mal vorausgeschickt -
mich permanent als zu begriffsstutzig, vergesslich und unfähig, Neues zu lernen erlebt. Der
Anfang ist einfach genug. Im Prinzip schreibt man:
Das hier eine LilyPond-Datei,
hier beginnt eine Partitur,
hier beginnt ein Notensystem,
c d e f g,
hier endet das Notensystem,
hier endet die Partitur,
hier endet die LilyPond-Datei,
Man muss alle Systemebenen, die eine Partitur enthält in bestimmte Klammern oder
tags einschließen wie bei einer html - Datei. Man muss
explizit sagen, dass eine Note in einer Stimme enthalten ist, die in einer Zeile enthalten ist,
die in einer Akkolade enthalten ist, die in einer Partitur enthalten ist usw.
Nach dem Kompilieren hat man die Noten "c d e f g" geschrieben. Aber je
tiefer man in die Materie eindringt, desto mehr Dinge muss man sich merken. Man kann natürlich
Vorlagen benutzen und Dinge kopieren, die bereits funktioniert haben, aber ohne sich
einzuarbeiten kommt man nicht weit.
Man klickt zuerst auf der Seite Handbücher,
auf der tatsächlich ein Dutzend Dokumente verlinkt sind, die in "Einleitung", "Regelmäßig
benötigt" und "Seltener benötigt" eingeteilt sind, auf
Texteingabe, um dort gesagt zu bekommen,
dass man bitte sehr die
Einführung
lesen soll. Hier muss man sich zunächst mal an die quasi wissenschaftliche Ästhetik der Seite
gewöhnen, die manchmal fast ausschließlich aus weiterführenden Links besteht. Nach dem
Klick auf "Grundbegriffe" wechselt die Sprache auf Englisch, was man aber unten in der
Sprachleiste wieder ändern kann, und nach zwei weiteren
Klicks
sieht man die russischen Puppen, die verschachtelten Ebenen, in denen die Noten verpackt sind.
Strukturebenen in LilyPond
Jede Ebene, die geöffnet wird, muss geschlossen werden, und das passiert nicht von alleine. Man
muss behalten, wie welche Ebene heißt, was mit einem kleinen und was mit einem großen Buchstaben
zu beginnen hat, und welche Begriffe zusammen, aber mit einem oder mehreren internen
Großbuchstaben, wie zum Beispiel \autoBeamOff geschrieben werden. Die
schiere Menge an zu verdauendem Lerninhalt kann jemanden, bei dem Schule und Studium schon einen
Moment her sind ganz schön zur Verzweiflung bringen, denn der kleinste Fehler, selbst eine
vergessene Leertaste, kann das erfolgreiche Kompilieren verhindern.
Klammern für den Zusammenhalt
Gleichzeitige Ereignisse
In LilyPond gibt es viele Ebenen und viele Arten von Verschachtelung, die mit unterschiedlichen
Klammern eingefasst werden. Außer in den geschweiften Klammern
{...} werden simultan stattfindende Dinge in diesen Klammern
<<...>> eingefasst.
Nach der Zeile \score mit der sich öffnenden geschweiften Klammer
öffnen sich die ersten spitzen Klammern, die Gesang und Klavier zusammenfassen. Hinter
\new Staff = "singer" öffnen sich die zweiten, dann folgt der Inhalt
an Noten samt Text für "singer", diese Ebene spitzer Klammern wird geschlossen, dann folgt
\new PianoStaff = "piano", worauf sich wieder spitze Klammern öffnen,
die nach den zwei "Inhaltszeilen" geschlossen werden, und dann werden die nach der ersten Zeile
geöffneten spitzen Klammern geschlossen, und schließlich die geschweifte Klammer der ersten
Zeile.
Sobald man beginnt, ein Stück zu schreiben, muss man entscheiden, wie viele Takte man in einer
Zeile der Textdatei unterbringen will. Schreibt man einen Takt pro Zeile, wird die Datei
deutlich länger als in Noten, vor allem, wenn man sich 64 Takte für vier Stimmen vorstellt! Eine
Textdatei, die keinen textlichen Inhalt, sondern Buchstaben, Ziffern und Markup-Befehle enthält,
ist nicht wirklich augenfreundlich.
Die erste Stimme des dritten Teils von
Terzis
Passemezzo antico als Beispiel. Der Eintrag "%4" am Zeilenende ist
meine Notiz für "hier endet Takt 4" (Das Prozentzeichen ist das Zeichen für einen Kommentar,
der beim Kompilieren der Noten nicht berücksichtigt wird.). In den ersten Zeilen steht immer
nur ein Takt, ich bin aber darin nicht konsequent geblieben.
Akkorde
Akkorde schreibt man mit einfachen spitzen Klammern <...>. Am
Anfang des Beispiels steht eine Viertelpause ("r" = rest, die "4" bedeutet Viertelnote oder
-pause), der folgende Dreiklang behält den rhythmischen Wert bei, nach dem F-dur-Quartsextakkord
steht eine "2", damit er den Wert einer Halben bekommt.
Während diese drei ersten "Arten" von Klammern Dinge "umschließen", und deshalb in genau der
richtigen Reihenfolge wieder geschlossen werden müssen, zeigen die folgenden Arten von Klammern
lediglich an, wo etwas beginnt und endet. Sie werden einfach dort geschlossen, wo der Vorgang
abgeschlossen ist. Es gibt also zwei verschiedene
Grundkonzepte
von Klammern.
Bindungen, Phrasierungsbögen, Balken
Weitere Anwendungen von Klammern: Runde Klammern (...) werden benutzt,
um Bindungen zu zeichnen. Die öffnende Klammer steht direkt nach einer Note, dann folgt
eine Leertaste, und die schließende Klammer folgt direkt auf die letzte Note, ebenfalls zwingend
gefolgt von einer Leertaste.
Bei Phrasierungsbögen, im Bild gemeinsam mit Bindungen zu sehen, muss vor die öffnenden
und schließenden runden Klammern ein Backslash gesetzt werden. Haltebögen oder
Ligaturen werden erstellt, indem man einfach eine Tilde an einen Tonbuchstaben anhängt. Dass
Ligaturen, Bindungen (die in Gitarrennoten Aufschläge beziehungsweise Abzüge bedeuten) und
Phrasierungsbögen nicht dasselbe sind, sollte man als Musiker wissen, wie sie in Lilypond
erzeugt werden, muss man sich merken.
Möchte man die automatische Balkensetzung umgestalten, muss man sich der eckigen Klammern
[...] bedienen, die genauso wie die runden Klammern gesetzt werden.
Bei GUI-Notenschreibprogrammen steckt der gleiche Aufwand hinter dem Resultat, nur liegt er
nicht in der Verantwortung des Endbenutzers, sondern wird von den Programmierern der Anwendung
erledigt. Man muss auch bei Capella erst lernen, wie man Bindungen herstellt, findet sie dann
aber in der Gedächtnisstütze "Menü" schnell wieder.
Weitere Konzepte bei LilyPond
Nachdem jetzt geklärt wurde, dass verschieden gestaltete Klammern dafür sorgen, dass die Datei
funktioniert, möchte ich weitere grundsätzliche Konzepte von LilyPond vorstellen. Darunter sind
Ideen, die spontan als einfach und genial einleuchten, und andere Dinge, die schwieriger zu
beherrschen sind.
Relative oder absolute Notation
Man kann in Lilypond Noten absolut oder relativ zu einer vorher angegebenen Tonhöhe eingeben.
Im Beispiel sieht man oben den Text zum Beginn der Melodie von Mozarts A-Dur Klaviersonate in
absoluter Notierung. Das erste cis'' wird tatsächlich mit zwei
Apostrophen geschrieben, man braucht also viele Apostrophe oder Kommata bei hohen und tiefen
Noten.
Unter den Noten steht der Text zur relativen Notierung:
\relative c'' bedeutet, dass die Tonbuchstaben relativ zu
c'' zu interpretieren sind. Die Apostrophe bei jeder einzelnen Note
spart man sich so.
Bei Capella fungieren die Tasten F1 - F4 als Shortcut für die
Oktavbereiche. Wenn man Noten auf der Computertastatur schreibt, muss man hier zwischen
h' und c'' am Beginn des zweiten Taktes ständig
umschalten. Aber das harte Leben wird einem auch erleichtert: Fehler sind schnell korrigiert,
indem man den Cursor vor eine falsche Note setzt, die Taste "o" hält
und dazu Bild aufwärts drückt. Schon ist der Ton oktaviert. Hat
man den Luxus eines Midi-Keyboards zur Verfügung, braucht man sich über solche Dinge nur
Gedanken zu machen, wenn man den Umfang der Tastatur überschreitet. In LilyPond ist der
workflow vor allem bei relativer Notation sehr flüssig - bei kleinen Intervallen
muss man gar nichts tun, bei größeren Sprüngen hängt man einen Apostroph oder ein Komma an,
fertig.
Notenfolge
Grundsätzlich nimmt Lilypond bei relativer Notierung an, dass jede folgende Note
möglichst nahe an der vorherigen liegt. Schreibe ich f c,
erhalte ich eine Quarte abwärts, weil das tiefere c ja näher am
Ausgangston liegt. Möchte ich statt dessen eine Quinte aufwärts als Ergebnis, muss ich
f c' tippen. Die Septime abwärts von
f nach g muss ich so schreiben: f g,. Das ist
lernbar, erfordert aber ständige Aufmerksamkeit, nicht zuletzt bei Akkorden.
Beim Transponieren muss man aufpassen. Die Übergänge von einer Oktave in die nächste können
verschoben werden, und plötzlich tauchen kuriose Oktavverschiebungen auf. Das Beispiel zeigt die
ersten acht Takte des Passemezzo von
Bianchini,
nachdem ich in
Frescobaldi
den Befehl "Alles um einen Ganzton nach oben" eingegeben hatte. So darf man das offenbar nicht
machen! (Die Mididatei zu diesem Beispiel klang großartig!)
Sprachwahl
Am Anfang jeder LilyPond-Datei muss man angeben, in welcher
Sprache
man die Noten eingeben möchte. Die Default-Einstellung ist holländisch, dabei schreibt man die
Noten c, cis, ces, aber leider heißt unser
h auf holländisch b (glückliche Nachbarn!). Das
war mir zu gewöhnungsbedürftig. Mit der englischen Noteneingabe habe ich ein persönliches
Problem, das aber vielleicht verbreiteter ist, denn es gibt einen Grund: man schreibt
c, cs, cf für c, c sharp, c flat. "C flat",
das ich so im Kopf ausspreche, würde ich automatisch aber so schreiben:
cb. Der Grund sind die vielen Akkordbuchstaben, die ich in meinem
Leben geschrieben habe. Ich habe mich immer wieder bei tiefalterierten Noten vertippt, und dann
den Fehler gesucht.
Stimmenverteilung
Setzt man mehrere Stimmen in einem Notensystem, muss man Hälse und Balken richtig und optisch
gut lesbar verteilen. Die Grundregel ist, dass Hälse von Noten, die auf der mittleren Linie und
darunter liegen, nach unten zeigen. Sie wird je nach Bedarf außer Kraft gesetzt.
In LilyPond gilt die Konvention, dass zum Beispiel im vierstimmigen Satz die erste und die
dritte Stimme Hälse nach oben, und die zweite und die vierte Stimme Hälse nach unten haben. Für
die Außenstimmen ist das schön, für die Mittelstimmen aber durchaus gewöhnungsbedürftig, denn
diese Regelung zwingt einen, die zweite Stimme eines Stückes als dritte zu notieren und
umgekehrt. Es wird sogar geraten, als zweite Stimme den Bass zu notieren, den Alt als dritte und
den Tenor als vierte Stimme.
Möchte man die Halsrichtung für einige Noten ändern, helfen Befehle wie
\override Stem.neutral-direction = #up oder
\consists "Melody_engraver" \override Stem.neutral-direction = #'().
Die Zugehörigkeit zu einer Stimme bedeutet auch, dass ihre Töne horizontal um einen bestimmten
Wert verschoben werden. Wenn man die Halsrichtung an einer Stelle ändert, ändert man diese
Eigenschaft nicht mit.
Hier liegt also ein weiteres Grundkonzept vor, das man automatisch nutzt, das man aber außer
Kraft setzen kann, wenn man meint, eine bessere Idee zu haben.
In Capella richtet man zusätzliche Stimmen in einem Notensystem ein, und gibt ihnen die
zusätzliche Eigenschaft "Oberstimme", "Unterstimme" oder "Hauptstimme". Bei letzterer gilt die
normale Halsregel mit der mittleren Linie. Dies scheint mir als Konzept auch nicht schlecht
überlegt zu sein. Die Stimmen werden nach Zeilenumbruch natürlich übernommen, und man kann
sowohl per Menü als auch per Tastenkürzel (i + Pfeiltaste) Hälse
schnell "umlegen".
Unterteilte Balken
Es folgt ein Beispiel für ein Problem, das anscheinend völlig abgelegen ist, mich aber wegen
meines Planes mit den Lautenstücken sofort beschäftigt hat. Weiter unten im Abschnitt
"Benutzerfreundlichkeit" werde ich es noch einmal breittreten.
Wenn man lange Reihen von Zweiunddreißigsteln schreibt, möchte man diese oft der Übersicht
halber unterteilen. Nach einem betreffenden Eintrag in den Hilfedateien habe ich lange gesucht,
denn dieses Problem wird nicht bei den Grundkonzepten behandelt. Gefunden habe ich keinen
direkten Link, sondern nur einen Eintrag bei den "snippets", den Schnipseln, die man
sich zum copypasten zurechtbasteln muss.
Alle Textzeilen hinter dem Prozent - Zeichen "%" sind Kommentare, die
nur der Erläuterung dienen, die restlichen Angaben aber sind notwendig, um die 32tel in Gruppen
von vier oder zwei Noten zu formatieren.
So einfach die Grundidee ist, Noten als Textdatei zu schreiben, ahnt man doch hier, dass
teilweise ganz schön viel Text erforderlich ist.
In Capella bekommt man mit der Tastenfolge Alt+t - b - Alt+u oder
Alt+F10 die Unterteilungen dort, wo der Cursor steht. Die Länge von
Balken wird im Menü Format - Systeme von "nur Fähnchen" über "kleine
Balkengruppen" bis "Ganztaktbalken" voreingestellt.
Oktavierung
Ein weiteres Beispiel für lange Markup-Befehle: die Oktavierung im Bass im dritten Takt des
Passemezzo mit ottava bassa - Zeichen von
Vallet sieht man
im Notenbeispiel. Die Befehle vor und hinter der Note im roten Kasten erleichtern das Lesen der
Textdatei nicht: \set Staff.ottavation = #"8" \set Voice.middleCPosition = #(+ 1 7) a,2. \unset
Staff.ottavation \unset Voice.middleCPosition |.
In
Capella
setze ich einfach ein Grafikobjekt, allerdings bewirkt dieses nicht, dass der Ton nach unten
oktaviert klingt. Aussehen und Klang differieren. Mit verschiedenen Tricks komme ich aber zu
einer Bild- und einer Mididatei. Man muss ab und zu wissen, wie man schummelt.
Musikalische Ausdrücke verschachteln
Ein besonderes Abenteuer in LilyPond ist die Möglichkeit, Stückteile aufzuschreiben, und dann in
einer Partitur unter einem vorher vergebenen Namen einzutragen. Das heißt "Nesting Music
Expressions", was so viel wie "Musikalische Ausdrücke verschachteln" bedeutet. Ein
einfaches Beispiel dafür ist der
Blues in A,
bei dem in der Textdatei oben die Noten für
riffA, riffD und riffE aufgeschrieben sind. Dann folgen nach
\new Staff << die Angaben zu Notensystem, Schlüssel, Tonart,
Taktart, relativer Tonhöhe, und Wiederholungszeichen. In den geschweiften Klammern steht statt
Notenbuchstaben nur noch, welches Riff geschrieben werden, und wo ein Zeilenumbruch (
\break) stattfinden soll.
Das Verfahren ist enorm praktisch und Platz sparend, wenn man den Überblick behält.
Hier sieht man den Beginn eines Chorals, bei dem oben zunächst die Noten der vier Stimmen
aufgeschrieben wurden. Dann folgt der Text, die Partitur wird eröffnet, eine Chorakkolade wird
gesetzt, ein Notensystem für Sopran und Alt wird geöffnet, die oben notierten Stimmen werden
eingesetzt, dann werden die Strophen 1 - 4 dem Sopran zugeordnet, das Notensystem wird
geschlossen, und das für Tenor und Bass folgt. Wenn man keine schließende Klammer vergisst, hat
man perfekte Noten, wobei es schwieriger wird, den Überblick zu behalten, wenn man mehr als zwei
Takte schreibt.
Benutzerfreundlichkeit
Meine Kritik muss sich mit der Zugänglichkeit der Handbücher und Hilfedateien beschäftigen.
Das Programm LilyPond an sich hat ja gar keine Benutzerfreundlichkeit: man öffnet einen
Texteditor, benennt eine Datei mit der Endung ".ly" und kompiliert das Ergebnis, um eine PDF,
eine Vektorgrafik oder eine Midi-Datei zu bekommen. Alles, was das "Wie" beim Erstellen einer
Notendatei betrifft, muss man sich aus den Handbüchern und Hilfedateien aneignen. Alles, was man
vergisst, muss man dort suchen.
Eine Sache fand ich besonders störend: man muss viele besondere Formatierungen an- und
abschalten, kann sich aber in den Handbüchern nicht darauf verlassen, dass der Befehl
zum rückgängig Machen einer Formatierung dort erklärt wird, wo sie selbst erklärt ist. Die
Verfasser gehen eher davon aus, dass der Lernende alles Bisherige verstanden und behalten hat,
und damit weiß, wo er suchen muss oder was das strukturelle Problem ist.
Man muss verstanden haben, welche Ebenen es gibt, welche man gerade bearbeitet, und wie
die
Befehle
zum Beeinflussen einer Eigenschaft lauten. Der \set -
Befehl
ist für
andere
Dinge zuständig, als der \override -
Befehl, und ihre Gegenspieler heißen auch unterschiedlich.
Im Notenbeispiel sorgt der Befehl \autoBeamOff nach dem ersten Takt
dafür, dass die Noten nicht mehr verbalkt werden, und der entsprechene Befehl
\autoBeamOn vor den letzten zwei Noten setzt die automatische
Balkensetzung wieder in Kraft. Die sprachliche Logik von "Off" und "On" als Gegenspieler
ist ja bestechend, aber - so einfach funktioniert es nicht immer.
Wenig Hilfe
Wenn Hilfe-Dateien wenig helfen, fühlt man sich allein gelassen und verfällt leicht in die "Ich
verstehe diesen Kram einfach nicht - Depression".
Es gibt Foren, in denen Fragen diskutiert werden, und eine Mailing-list, der man
beitreten kann. Dort kann man Fragen eingeben
und bekommt wohl auch schnell Antworten - ein Prozedere, das für Informatikstudenten sehr
selbstverständlich zu sein scheint. Ich wollte aber zunächst sehen, was ich allein schaffe.
Dabei war des öfteren mein Problem, dass mir nicht immer klar war, ob ich eigentlich gerade über
ein musikalisches, oder über ein Informatik-Problem nachdachte. Nachdem ich einen Befehl zum
Beeinflussen des Notenbildes gefunden hatte, habe ich nach dem Gegenbefehl an gleicher Stelle
gesucht. Das war ein Fehler: ich hätte auf die Meta-Ebene zurückkehren müssen, die beschreibt,
wie ein bestimmter Typus von Befehl in LilyPond grundsätzlich rückgängig gemacht wird. Womit
noch nicht immer heraus ist, welche Zusätze er für ein bestimmtes Ergebnis benötigt. Das findet
man eventuell bei den "Snippets", Beispielen für Sonderfälle.
Je tiefer man in die Materie einsteigt, desto mehr Konzepte scheint es zu geben, die das
Behandeln unterschiedlicher Probleme erlauben. Mit "assoziativen
Listen", "Abständen
und Maßen" oder "reinen
und unreinen Containern", unterschiedlichen Konzepten für das Steuern des Ergebnisses, habe ich
mich noch gar nicht beschäftigt. Dass diese Dinge in LilyPond existieren bedeutet allerdings,
dass der Benutzer irgendwann, wenn er ein spezifisches Problem hat, erst mal lernen muss, dass
jemand für dieses Problem eine Kategorie und eine spezifische Bezeichnung gefunden hat. Dann
muss man sich deren Handhabung erarbeiten.
Möchte man zum Beispiel veränderte Notenköpfe haben, findet man dazu leicht diese
Seite.
Aber es gibt auch die "Stempel
- Eigenschaft", mit der man anscheinend die Größe eines Notenkopfes manipulieren kann. Auf der
Seite über Notenköpfe sucht man allerdings die Vokabel "Stempel" oder "stencil" vergeblich.
Irrwege
Mein Beispiel für eine lang dauernde Suche seien noch einmal die unterteilten Balken. Das ist
offenbar ein absolutes musikalisches Randproblem (Tatsächlich enthält z.B. Bachs Manuskript des
Adagio der ersten Sonate für Violine solo keine unterteilten Balken; wenn man eine
Peters-Edition von Beethovens Klaviersonaten durchblättert, findet man sie sehr wohl.) - für
mein Vorhaben, Lautenstücke mit Diminuitionen zu übertragen, war es eine der ersten Fragen.
Transkriptionen solcher Stücke sehen ohne unterteilte Balken eben nicht schöner aus als
konventionelle Capella-Dateien. Es geht ja, nur wie? Ich versuche, meine Irrwege wiederzugeben.
Die Beispiele behandeln die ersten Takte der diminuierten Fassung des Passemezzo antico von
Adrian Le Roy.
Beispiel 1 zeigt die 32telkette am Ende des ersten Taktes ohne
Unterteilung der Balken.
Bild 2 liefert den Code zu den vorstehenden Noten. Sie stehen in der
dritten Stimme der Partitur. An der ersten Note, der Achtel punktiert c,
ist die Überschrift "plus diminué" befestigt, ansonsten ist der Text ohne Finessen.
Bild 3 enthält eine Trennung der Balken innerhalb der vierten
Zählzeit nach einer Achtel. Ich wollte aber nicht eine Trennung, sondern eine Unterteilung der
Balken.
Der Text dazu steht in Bild 4: Die von AtLilyPond in Atom automatisch
rot angezeigten eckigen Klammern in der letzten Zeile sorgen für die Trennung der Balken.
In Bild 5 bin ich fast am Ziel: ich habe meine Balkenteilung am Ende
des ersten Taktes, aber jetzt werden die Balken immer nach einer Achtel unterbrochen,
was in der ersten Takthälfte von Takt 3 dann doch zuviel des Guten ist!
Verantwortlich dafür sind in Bild 6 die Befehle in den Zeilen 3, 4
und 5, die wahrscheinlich genau so komplex wie nötig sind, aber eben ganz schön weit schweifend.
Ich habe sie auch nicht wirklich verstanden, sondern als "snippet" kopiert und herum probiert.
Sie setzen ab hier die Unterteilung der Balken für den Rest der Partitur. Wie stellt man das
wieder ab?
In Bild 7 ist das gewünschte Resultat endlich erreicht: die Balken
werden in Takt 3 am Anfang durch den Befehl
\unset subdivideBeams wieder verbunden, und in der zweiten Takthälfte
mittels \set subdivideBeams = ##t (Darauf muss man erst mal kommen!)
unterteilt, aber für eine halbe Note zusammengefasst, wie man in
Bild 8 sehen kann.
Ich vermute, dass ich das Ganze nicht wirklich richtig gemacht habe. Aber nachdem ich eine
funktionierende Lösung gefunden hatte, habe ich nicht weiter geforscht. Irgendwann war mir
näher, mit meiner Seite weiter zu kommen.
Die Erläuterungen zu unterteilten Balken findet man, wie bereits erwähnt, nicht über ein
verlinktes Suchergebnis, sondern indem man diese
Seite der Dokumentation
über Balken durchliest, also eher versteckt. Das lag letztlich daran, das der entsprechende
Abschnitt (noch) nicht auf deutsch vorlag. Rückwirkend muss ich mich also schuldig bekennen:
wenn ich zunächst den Begriff auf englisch gesucht und dann weiter geforscht hätte,
wäre ich vielleicht schneller zum Ziel gekommen. Die Internet-Suche ist ein mächtiges
Instrument, das aber sehr abhängig davon ist, wie geschickt sich der Suchende anstellt.
Was das rückgängig Machen des Befehls angeht, bin ich wirklich fast an meine Grenzen gestoßen:
Es ist in den Hilfeseiten zu LilyPond eben nicht so, dass Befehl und "Anti-Befehl" an einer
Stelle erklärt werden, oder zumindest ein Link vorhanden ist, sondern man muss sich fragen "Was
tue ich gerade? - Ich wende einen \set - Befehl an." Also suche ich
nicht nach "Wie widerrufe ich unterteilte Balken?", sondern nach "Wie widerrufe ich
\set?"
Wenn man diese
Seite
über den Befehl \set in aller Ruhe durchliest, wird einem klar, dass
man wirklich gezwungen ist, die Strukturen des Programmes zu verstehen, bis dahin, dass sich ein
Befehl hierarchisch auf bestimmte Ebenen bezieht, er also eventuell nichts bewirkt, weil man ihn
im falschen Kontext gesetzt hat.
Allgemeine Probleme bei Gitarrennoten
Es ist generell nicht einfach, Noten für Laute in Gitarrennotation aufzuschreiben. Tatsächlich
wird in vielen Ausgaben eine Akkolade mit Violin- und Bassschlüssel benutzt. Die Konvention,
Stücke für Gitarre in einem System aufzuschreiben führt bei mehrstimmiger Musik immer zu
Problemen. Hälse von Mittelstimmen stören, Sekundreibungen müssen seitlich versetzt werden,
eigentlich nötige Pausen lässt man weg oder macht sie unsichtbar (wenn man mit Computern
arbeitet, kann man Zeichen nicht einfach weglassen) - es ist immer schwierig, den Notentext
lesbar zu halten.
Im Passemezzo antico von
Terzi sieht man,
dass LilyPond die Noten eines vierstimmigen Satzes grundsätzlich horizontal um eine bestimmte
Entfernung gegeneinander versetzt. Bei den einfachen Sätzen von
Ortiz habe ich
diese Automatik mit dem Befehl
\override NoteColumn.force-hshift = #0 abgeschaltet; eigentlich sähe
das Notenbild aus wie hier die Recercada Segunda. Das schien mir für so einen
homorhythmischen Satz aber so übersichtlich, dass es schon wieder unübersichtlich wurde.
In Capella setzt man den Cursor vor eine Note, hält die Taste "j" und verschiebt die Note mit
den Pfeiltasten nach Belieben. Man kann also das Versetzen der Noten leicht auf die
neuralgischen Punkte beschränken. Natürlich kann man das auch über das Menü und für mehrere
Noten einer Stimme gleichzeitig machen. Das Problem ist in beiden Fällen das gleiche: es
gibt zu wenig Platz, man bräuchte eigentlich oft zwei
Systeme, und
die Stücke, die ich transkribiert habe verlangen einem ständig Entscheidungen ab in Richtung "Zu
welcher Stimme gehört diese Phrase? Sollte ich diese Pausen sichtbar oder unsichtbar
formatieren? Eigentlich muss dieser Hals nach oben, kann ich ihn hier nach unten klappen?" etc.
Noten, wie die Stückanfänge von Susato im verlinkten
Abschnitt
sind auch in LilyPond hurtig geschrieben; vier Stimmen in einem System hingegen sind auch in
Capella nicht einfach.
Tolle und merkwürdige Ideen
Die ganze Idee von LilyPond ist toll. Wie großartig sie ist, merkt man erst, wenn man sich in
den tweaks oder bei den snippets umschaut. Dass man mit bloßem Text derartig
verrückte graphische Dinge beschreiben kann! Hier beginnt aber irgendwann die Grenze zu dem
Gebiet, wo der Leser (ich zumindest) extrem gefordert wird. Zum Beispiel ist diese
Grundsatzerklärung zum
Thema"grob interface" nicht ganz einfach, hier wird munter mit Begriffen um sich geworfen,
die man eher mit Informatik als mit Musik assoziiert.
Die nötige Präzision der markup language ist für den normalen Nutzer irgendwie auch ein
Pferdefuß. Man kann die Position eines Fingersatzes oder sonstigen Textelementes immer
irgendwie beeinflussen. Aber wenn man von seiner konventionellen Lieblingsanwendung gewohnt ist,
einfach den Cursor in einer Zeile zu platzieren, die TAB-Taste zu
drücken, das erste Grafikelement damit markiert zu haben und dieses dann mit den Pfeiltasten
punktgenau verschieben zu können, fühlt man sich bei LilyPond doch ein bisschen gezwungen, Dinge
zu tun, für die Computer doch eigentlich erfunden worden waren. Die Software sollte mir doch
Arbeitsschritte abnehmen?
Erleichterte Bedienung von LilyPond
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich die Benutzung von LilyPond etwas zu
erleichtern. Ein attraktives
Programm ist Frescobaldi, eine Anwendung, die einen
Text-Editor mit syntax-highlighting, ein Fenster mit einer graphischen Vorschau und eine direkte
Möglichkeit, erstellte Mididateien abzuspielen vereint. Außerordentlich praktisch ist die
Möglichkeit, mit der Maus auf ein Textelement zu zeigen und damit die entsprechende Stelle in
der Notengrafik angezeigt zu bekommen und umgekehrt. Das ist eine Labsal, denn in langen Dateien
kann die Fehlersuche sonst ganz schön schwierig sein!
Das Abspielen von Mididateien ist nicht leicht ans Laufen zu bringen; eine Eingabe über
Midikeyboard gibt es wohl nicht (Ach, in Capella kann man zwei Hände voll Noten gleichzeitig
schreiben!). Insgesamt ist Frescobaldi also eine etwas anders aussehende, und
auch etwas mehr an eine konventionelle Software erinnernde Anwendung. Ich habe spät angefangen,
sie zu benutzen, bin aber für bestimmte Arbeitsprozesse wieder zu
Atom und LilyCompile zurückgekehrt.
Zusammenfassung
Wenn ich Noten mit einem Computer schreiben möchte, muss ich wissen, dass auf der einen Seite
ein Notenbild, und ganz am anderen Ende Einsen und Nullen sind. Dazwischen greife ich ein, und
manipuliere die Einsen und Nullen über mehrere Sprachebenen. Die Frage ist immer wieder: Wie
weit zwingt ein Programm den Nutzer, sich der Maschinenseite der Einsen und Nullen anzunähern?
Für mich ist zum Beispiel die Entwicklung bei den unterschiedlichen Versionen des
Betriebssystems "Windows" immer mehr dahin gegangen, es dem Nutzer bequemer zu machen, und ihn
dabei für immer dümmer zu halten. Die zeitweise Abschaffung des Shortcuts
Alt+Enter zum Aufrufen der Eigenschaften einer Datei oder eines
Ordners im Explorer ist ein Beispiel: Wozu braucht man das denn? Wozu braucht man überhaupt den
Explorer? Wir geben den Nutzern große bunte Kacheln, auf die sie klicken können!
Programme wie LilyPond halten einen im Gegensatz dazu zu extremer Mündigkeit an. Du willst
einfach nur eben größere Abstände zwischen zwei Notenzeilen, dich interessiert nur, wie man es
macht, und in der nächsten Zeile soll es wieder weg sein, weil weniger Noten auf Hilfslinien
vorkommen? Vergiss es! Entweder du bist bereit zu lernen, welche Ebene deines vorgestellten
Notenblattes du gerade bearbeitest, oder...
Es gibt Leute wie den User Interface DesignerBret Victor, die viel darüber nachdenken, wie man zwischen
Mensch und Maschine vermitteln kann. Programmierer sind Menschen, die mehr von den Strukturen
verstehen und sich gedanklich "dichter" an die Ebene der Einsen und Nullen heran denken können.
Sie verstehen mehr von der Materie, und Nicht-Programmierer können viel von ihnen lernen. Aber
man muss immer im Auge behalten, wie viel von den Programmstrukturen man zu wie großen
Zeitanteilen gewöhnlichen Nutzern aufbürdet.
Könnte man parallel eine "Hilfe für Dummies" zu Lilypond schreiben? Könnte man, graphisch anders
aufbereitet, mehr "unwissenschaftliche" Hinweise einbauen, wo man sich möglicherweise
vergallopiert, wo man Problemlösungen besser auf einer Meta-Ebene suchen sollte? Wenn man
überall "Gegenbefehle" verlinken wollte, wäre das sicher eine Heidenarbeit, aber - die LilyPond
Handbücher sind ja jetzt schon umfangreich!
Nicht alle Menschen sind gleich intelligent, oder verfügen über die gleiche Art analytischer
Intelligenz, möchten aber vielleicht trotzdem diese herausfordernde Software benutzen.
Warum nicht Linux nutzen?
Linux ist 30 Jahre alt
Im September 2021 wurde das Betriebssystem Linux 30 Jahre alt. In Presse und Internet erschienen
Artikel, die erklärten, wie wichtig Linux ist, wie weit verbreitet, Basis für Android, sogar der
Mars-Rover..., aber dass es auf PCs, also persönlichen Computern, immer noch kaum genutzt wird.
Die Erklärung dafür ist simpel: auf fast allen PCs, die verkauft werden, ist Windows oder Mac OS
vorinstalliert. Die Hersteller sowohl der Soft- als auch der Hardware profitieren davon und
schweigen sich darüber aus, was das wen kostet, und die Kunden haben keine Lust, ein
Betriebssystem zu installieren, weil das ja so kompliziert ist. Außerdem muss man sich bei Linux
zunächst entscheiden, welche Distribution - so nennt man die verschiedenen Varianten - man haben
möchte, und das ist sehr individuell. Und Linux an sich ist so kompliziert - damit
können nur Nerds umgehen.
Ein Nerd bin ich nicht, aber die mit den Jahren zunehmende Bevormundung durch Windows gefiel mir
noch nie, und ich versuche, Spaß daran zu haben, etwas Neues zu lernen. Manchmal geht das nicht
ohne Haare raufen, aber im Prinzip ist es nicht so unlernbar, man findet Hilfe, und wenn es
läuft, dann läuft es sehr glatt: ich nutze Linux.
Fehlende Software
Ein wichtiges Argument in der Diskussion ist, dass bestimmte Software nicht unter Linux läuft.
Das ist richtig: das von mir genutzte Notenschreibprogramm zum Beispiel gibt es nur als
Anwendung für Windows und inzwischen für MAC-OS. Und es gibt weitere Beispiele für Programme,
die in der Regel auch etwas kosten, die vom Hersteller nicht für Linux gangbar gemacht werden.
Da ist man gezwungen, entweder auf ein anderes (weniger professionelles?) Porgramm
umzusteigen, oder ein Dual-Boot-System einzurichten oder Windows in einer virtuellen Maschine zu
betreiben. Aber mal ehrlich: viele Menschen kommen ohne teure Spezial-Programme aus, und
nutzen nur das, was mit dem Betriebssystem mitgeliefert wird.
In einigen Artikeln zum Geburtstag stand, dass man mit Freeware unter Linux
Microsoft-Office-Dateien nicht öffnen kann. Umgekehrt wird ein Schuh draus: wenn man mit Word
eine Libre-Office-Datei öffnen will, bekommt das Programm einen mittleren Erstickungsanfall,
während Libre Office, egal in welchem Betriebssystem, sogar uralte MS-Works Dateien wie
CD-Hüllen (!) anstandslos öffnet und auch aktuelle Dateien im eigenen oder im fremden
Dateiformat speichert.
Kurz und gut: wenn man nicht etwas Super-Spezielles braucht, kommt man mit Linux als
Betriebssystem wunderbar aus, kann viel Geld sparen, ältere Geräte länger nutzen, also
nachhaltiger arbeiten, und das könnte auch die "öffentliche Hand". Trotzdem kaufen die meisten
Leute, wenn sie merken, dass ihr PC in die Jahre gekommen und langsam geworden ist, wieder ein
Gerät mit den meist genutzten Betriebssystemen.
Was sind die Hindernisse für Linux-Nutzung?
Es gibt keine Rechner mit vorinstalliertem Linux
Das stimmt nicht. Man findet Firmen, die Computer verkaufen, auf denen Linux installiert ist.
Die Frage ist, ob man das will. Wenn man selber installiert, lernt man einige Routinen kennen,
die man wieder brauchen wird, denn auch ein Linux-PC kommt in die Jahre, braucht Updates, und
irgendwann muss man seinen Kram auf eine neue Maschine transferieren.
Aber man kann am Anfang die Arbeit der Installation anderen überlassen, und dann das
System erst mal kennenlernen. So wie wir es bei Windows immer gemacht haben: schauen wir mal,
was sie hier wieder neues eingebaut haben...
Man braucht einen Computer
Entweder man kauft wirklich einen neuen Rechner mit Linux oder ohne Betriebssytem, oder man hat
noch einen alten Computer zum Ausprobieren, oder man richtet ein Dual-Boot ein.
Die zweite Möglichkeit dürfte verbreitet sein: der vorige oder vor-vorige Rechner steht noch
irgendwo, aber die CPU ist so schwach, oder die Austattung mit Arbeitsspeicher so gering, dass
Windows nur noch im Schneckentempo läuft. Das ist doch die Gelegenheit...
Man muss sich für eine Distribution entscheiden
Da es nicht ein Linux gibt, darf man erst mal eine Runde lesen oder nachfragen, und
sich dann für eine Distro entscheiden. Wenn man ein Neuling ist, wäre eine verbreitete Version
empfehlenswert, außerdem gibt es Versionen, die nicht viel anders als Windows funktionieren.
Fixed Release oder Rolling Release
Grundsätzlich gibt es Distros, die feste Versionen haben, die man nach einer gewissen Zeit
updaten muss, wie man es in der Vergangenheit von Windows kannte, und es gibt "Rolling Release"
- Distros, die permanent erneuert werden. Der Vorteil ist, dass man nicht denken muss, "O je,
2023 ist ein großes Update fällig", der Nachteil, dass man von Neuerungen überrascht wird, die
noch nicht ganz ausgegoren sind, wenn man sich für die jeweils frischeste Variante entscheidet.
Aber solche Dinge kann man einstellen. Als ich mich mit Manjaro beschäftigt habe, war es
schwierig, meine Browser- und E-Mail-Daten zu transferieren, weil diese aus einer älteren
Version kamen, und die super aktuellen Programmversionen von Manjaro meine Daten nicht
integrieren wollten.
Der Desktop
Linux-Distros bieten verschiedene Desktops an. Ich musste erst mal lernen, was das bedeutet:
wenn ich einen Computer starte, startet das Betriebssystem, und dieses ist dazu da, dass ich
Programme nutzen kann, mit denen ich Dinge tue, wie im Internet surfen. Aber ich sehe ja etwas:
das ist die Schreibtischoberfläche, der Desktop. Dieser hat verschiedene Funktionen: er
hat einen Hintergrund, er organisiert, wie die Programmfenster aussehen, was für Rahmen sie
haben, wie ich von einem zum anderen wechsele und so weiter. Unter Windows denkt man vielleicht
nicht groß darüber nach, wie das alles gestaltet ist, aber wenn man sich für Linux Mint
entschieden hat (meine Wahl - sehr konservativ, Windows recht ähnlich, verlässlich, sehr
verbreitet, hilfsbereite Community), muss man noch wählen, ob man den "Cinnamon"-Desktop,
"Mate", "XFCE" oder gar "LMDE" als Desktop nutzen will. Diese sind unterschiedlich was die
Nutzung der Ressourcen angeht, eher einfach, oder voller optischer Effekte (die man an- oder
ausschalten kann), und haben Vor- und Nachteile.
Man braucht eine Iso-Datei
Eine ISO-Datei enthält eine installierbare Version eines Betriebssystems. Man lädt sie herunter,
dann braucht man einen USB-Stick und ein Programm (gibt es als Freeware), dass die Datei als
installierbar auf den Stick schreibt, und dann kann man loslegen. So eine ISO-Datei kann man
übrigens auch nutzen, wenn man Windows wiederherstellen möchte, das ist nichts Exotisches.
Der Installationsprozess
Man steckt den USB-Stick in den Rechner, auf dem man Linux installieren möchte, und startet.
Wahrscheinlich muss man ins BIOS oder UEFI gehen und einstellen, dass beim Booten zuerst auf den
Stick zugegriffen wird.
Wurde der Rechner erfolgreich vom Stick gestartet, landet man auf der Linux Oberfläche, die
einem anbietet, sich alles erst mal anzuschauen ohne etwas zu verändern.
Beginnt man die Installation, muss man, falls es ein anderes Betriebssystem auf dem Rechner
gibt, entscheiden was man tun möchte: alles überschreiben, oder Linux neben dem anderen
installieren (das gibt ein Dual-Boot) oder abbrechen.
Dual-Boot
Über Dual-Boot sollte man zunächst ein bisschen lesen. Im Prinzip heißt das: dein Rechner
startet, und beim Hochlaufen bleibt er für einige Sekunden (das kann man einstellen) stehen und
gibt dir die Gelegenheit, zu entscheiden, in welches Betriebssystem du gehen möchtest. Wenn du
eine Windows-Partition behalten hast, kannst du dort weiterhin deine Programme nutzen, die nur
dort laufen.
Updates
Bei der Installation wird man nach Ort und Zeitzone, Name etc. gefragt, und soll ein Passwort
für den Systemverwalter ("root") eingeben. Letzteres sollte man unter Linux durchaus ernst
nehmen.
Nach einem Neustart stellt das System fest, dass es einen Stapel Updates gibt (kennt man von
Windows), da die ISO-Datei ja bereits seit einiger Zeit zum Download bereit gestellt wurde.
Diesen Prozess sollte man sofort laufen lassen.
Starten und Staunen
Dann geht man in das neue Betriebssystem und staunt, was es alles so gibt. Je nach Distro sind
sehr viele Dinge, die man früher unter Windows nutzte, einfach schon da: Browser und Mailclient,
das Office-Paket von Libre-Office, der Gimp zum Bearbeiten von Bildern und so weiter. Man muss
also nicht die proprietären Linux-Alternativen einsetzen, sondern kann die Programme nutzen, die
man schon kennt.
Aber viele Dinge, die man mit einem Windows-Rechner bekommt und hinterher verzweifelt versucht,
loszuwerden, findet man hier nicht. Keine Bloatware, keine Software für das Abspielen von CDs,
die einen überwacht und alles irgendwo hin meldet, und in manchen Distros muss man so etwas wie
die Office-Suite extra anwählen oder nachträglich installieren.
Viele Dinge funktionieren einfach wie man es kannte: es gibt so etwas wie eine Taskleiste, und
wenn man die Windows-Logo-Taste (die wird dann "Supertaste" oder so genannt, aber egal...)
drückt, startet das Menü, und man kann wie gewohnt einen Programmnamen tippen und mit "enter"
dieses starten. Win-Taste+e startet ein Programm, dass die Funktion des Explorers hat.
Win+d klappt alle Fenster herunter - freier Blick aufs Mittelmeer! Und mit Alt+Tab schaltet man
zwischen Fenstern hin- und her. Und wenn man eine Distro gewählt hat, bei der das nicht so ist,
kann man es so einstellen.
Schreibt man zum Beispiel eine Mail, ist es bald ziemlich egal, was im Hintergrund werkelt...
ich gebe Befehle ein, das Programm gibt sie an ein Betriebssystem weiter, dieses sagt zur CPU
"hej, schreib mal 'ne Menge Einsen und Nullen", und dann macht das Programm, was ich von ihm
wollte.
Das Betriebssystem ist irgendwie egal
Welches Betriebssystem zwischen mir, dem Menschen, und der Central Processing Unit vermittelt,
ist doch irgendwie egal, Hauptsache ich kann damit arbeiten, oder?
Moment: Windows kostet immer Geld. Apple ist schicker und kostet mehr Geld. Und Windows
spioniert mein Verhalten bestimmt nicht aus, und dass Apple, sobald die EU Ladegeräte
vereinheitlichen will, um Elektronikmüll zu reduzieren (auch das kann ja nichts mit dem Klima zu
tun haben) sich sofort meldet mit "aber unsere Stecker sind so viel besser, mimimi" ist
natürlich ein reines Sachargument.
Ist Linux stabil?
Mit Linux Mint habe ich noch keine Absturzprobleme gehabt. Wenn man komische Desklets (so etwas
wie den Wetterbericht bei Windows) herunterlädt, kann es sein, dass der Desktop crasht, dann
muss man das rückgängig machen, aber das ist selten. Außerdem gibt es ein
Systemwiederherstellungstool, mit dem man auf eine externe Festplatte ein Image der aktuellen
Konfiguration hinterlegen kann, und damit kann man im Ernstfall das System wieder herstellen.
Ist Linux kompliziert?
Jetzt aber mal ernsthaft... es heißt ja immer, man muss als Linux-Nutzer Dinge tun und können,
die man als normaler PC-Nutzer nicht braucht. Dagegen gibt es durchaus Einwände.
Ein "normaler" PC nimmt mir alles ab und bevormundet mich.
Zunächst sei mal konstatiert: die Entwicklung von Windows über die Jahre (von Apple habe ich
keine Ahnung) war immer eine hin zu "Lieber User, wir machen alles immer einfacher für dich."
Ich spare mir eine lange Mecker-Orgie, füge nur noch an, dass man inzwischen, wenn man nicht von
Cortana beraten werden will und dergleichen, komplizierte Anweisungen im Internet suchen und
umsetzen muss, um diese Dinge abzuschalten. Die Bloatware auf neuen Rechnern loszuwerden ist
auch ein Prozess, für den die meisten Leute Hilfe brauchen.
Was ich sagen will ist: einen normalen PC zu nutzen, ist auch nicht immer einfach, und zu
verhindern, dass er mich nutzt - als Quelle für Big Data - schon gar nicht.
Das Betriebssystem braucht Updates, Programme auch.
Jeder kennt das: man möchte schnell etwas erledigen, und Windows kommt mit der Meldung "Bitte
sofort neu starten, ich habe ein wichtiges Update installiert." Ah, deshalb ging alles in der
letzten Viertelstunde so langsam! Und dann wartet man, bis der PC neu gestartet ist.
Auch hier, oder beim Updaten von Programmen, die man eigentlich nie nutzt, braucht man Wissen,
um diese Vorgänge an den eigenen Workflow anzupassen, und nicht umgekehrt.
Im Katastrophenfall, wenn man sich zum Beispiel ein Virus eingefangen hat und Windows
zurücksetzen möchte, geht es auch nicht ohne längere Lektüre. Desgleichen, wenn man den Computer
weitergeben möchte, aber die eigenen Daten wirklich löschen will.
Im Normalbetrieb kann man mit Windows also völlig sorglos umgehen und wird rundum versorgt, aber
im Ernstfall ist auch Windows kompliziert.
Updates und Installationen unter Linux
Auch Linux meldet sich mit Updates, sowohl für das System, als auch für Programme. Man gibt mit
seinem Passwort die Zustimmung zum Prozess, wartet 20 Sekunden bis wenige Minuten, und nur wenn
am System, zum Beispiel am Kernel Änderungen vorgenommen wurden, wird man aufgefordert, neu zu
starten. Aber diese Dinge funktionieren hier viel schneller.
Mehrere Installationsroutinen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Dinge zu installieren. Grundsätzlich werden Anwendungen, die
in einer Distro genutzt werden können, in "Repositories" (Lager, Speicherort) bereit gestellt.
In einigen Fällen muss ich auf eine Herstellerseite gehen, etwas herunterladen und dann
entpacken, aber meistens sucht mein System eine bereit gestellte Version, die direkt installiert
werden kann. Das ist einfach; das Entpacken macht ein Programm, und das Verfahren kann man
lernen.
GUI oder Konsole
Die "Anwendungsverwaltung" ist eine "GUI", ein "grafical user interface", also ein normales
Programm, indem ich sehen, lesen und auswählen kann. Ich gebe einen Suchbegriff ein, die
Anwendung wird gefunden (oder mehrere Möglichkeiten), ich wähle aus, klicke auf installieren und
kann dann damit arbeiten.
Der andere Weg ist die berühmte Konsole, das Terminal, das, was an Linux so superschwierig ist,
und irgendwie auch antik, und Hacker-mäßig! Man startet ein Textfenster (Bei Windows
"Eingabeaufforderung"), gibt misteriöse Zeichenfolgen ein, bekommt unverständliche Fragen
gestellt, und dann passieren Dinge.
Linux Distros haben hier etwas unterschiedliche Befehle (die man lernen oder irgendwo
abspeichern muss). Im Prinzip schreibt man "Installiere mir bitte Audacity!" Die Konsole fragt
zurück "Bist du sicher, dass du das willst, dann gibt dein Systemverwalter-Passwort ein!" Man
gibt sein Passwort ein, und das Gewünschte, so es möglich ist, passiert. Es kann Rückfragen
geben ("Dazu sind folgende zusätzliche Installationen nötig..."), aber so verfährt man, das
System merkt sich alles, was auf diesem Wege installiert wurde, damit man es mit einem
entsprechenden Befehl wieder restlos entfernen kann.
Der Sudo-Befehl
Mit dem Sudo-Befehl tut man etwas mit erweiterten Rechten, man ist der Systemverwalter. Auch
unter Windows sollte man zum Beispiel Installationsprozesse grundsätzlich nur dem
Systemverwalter erlauben - dann kann ein Fremder (Angreifer aus dem Netz) nicht so leicht
Schadsoftware installieren.
Unter Linux wird man also immer, wenn man etwas tiefer in das System eingreift, um das
Sudo-Passwort gebeten. Wenn man den Befehl "Lösche alles, was auf diesem Rechner ist" (kann man
angeblich) eingibt, wird man noch mal gefragt, ob man das ernst meint.
Wenn ich zum Beispiel einstellen möchte, dass mein Rechner grundsätzlich nur mit Passworteingabe
gestartet werden kann, gehe ich an eine bestimmte Stelle, öffne eine Datei als Systemverwalter,
modifiziere die Datei und speichere, fertig.
Man sollte also verstehen: sudo gibt dir größere Befugnisse, die man aus Boshaftigkeit
oder Unkenntnis missbrauchen kann. Man muss mit einem PC immer aufpassen, denn die Zeitung von
gestern kann man zwar noch mal aus dem Altpapier hervorholen, aber - wer hat nicht schon mal
eine Datei endgültig gelöscht, vorher keine Datensicherung gemacht, und sich dann geärgert?
Hilfe
Wenn etwas hakt, hat man wahrscheinlich keinen Nachbarn, der sich besser mit Linux auskennt als
man selbst. Aber es gibt Hilfeforen der verschiedenen Linux-Distros. Alle werben damit, dass sie
wirklich hilfsbereit und höflich sind, aber es gibt Unterschiede.
Bei allen wird vorausgesetzt, dass man seine Frage fundiert, mit genauen Angaben postet,
Antworten ernsthaft liest und Hinweise genau zu befolgen im Stande ist. Bei Distributionen, die
etwas abseits des Mainstreams sind, wird mehr Selbständigkeit vorausgesetzt, weshalb nicht nur
ich empfehlen würde, so etwas wie Arch Linux nicht zum Einstieg zu wählen.
Aber man bekommt Unterstützung, nachfragen geht, und man kann seine Schwierigkeiten überwinden
ohne in einen Laden rennen zu müssen, und mal ehrlich: mit Windows-Problemen kann man
auch ganz schön auflaufen, sowohl auf den Microsoft-Hilfeseiten als auch in Foren, und im Laden
um die Ecke, in dem man den Computer gar nicht gekauft hat...
Ein Computer ist eine komplizierte Maschine
Eine moderne Waschmaschine ist auch nicht einfach, aber ihre Nutzung ist nicht so intrikat mit
unserem Leben verwoben, wie die des PC oder gar des Smartphones. Viele Menschen machen quasi
nichts mehr ohne die Dinger.
Eigentlich sollte ich darauf vorbereitet sein, dass man so etwas Komplexes wie einen Computer
nicht nur benutzt, sondern auch etwas darüber lernt. Was ist das Ergebnis der aktuellen Debatte
über Digitalisierung in den Schulen? Es werden Apple-Tablets für die Kinder angeschafft. Die
Geräte haben nicht mal eine physische Tastatur! Man kann sie nutzen, ja, also Dinge anschauen,
verfassen, zeigen, aber - laden sie zum Lernen im Bereich "Wie funktioniert eigentlich diese
digitale Welt?" ein?
Ich kann nicht viele Konsolenbefehle auswendig, und ich nutze auch nicht viele. Bevor ich in der
Konsole etwas umbenenne (kann man), verschiebe, lösche, kopiere (geht alles), öffne ich meine
Dateiverwaltungs-GUI und arbeite mit den üblichen Shortcuts. Dass "F2" in der GUI "umbenennen"
heißt, weiß ich, im Terminal müsste ich den Befehl nachschauen. Aber Datensicherung,
Installationen, umwandeln von Bildern in PDF-Dateien mache ich in der Konsole, weil es gut,
sicher und schnell geht. Natürlich habe ich ein "Cheat-Sheet" für die Befehle, die ich immer
nachschauen muss.
Auch unter Windows gibt es eine Konsole, und man kann dort zum Beispiel wunderbar eine
Datensicherung laufen lassen, statt sich dafür eine Software herunter zu laden. Man sollte nicht
vergessen: alle Computer haben Ahnen, die in einer Zeit lebten, als nur kryptische Zeichen über
einen Schwarz-Weiß-Monitor flimmerten und Mäuse noch Tiere waren.
Habe ich übertrieben?
Habe ich jetzt alles als einfacher dargestellt, als es in Wirklichkeit ist? Sagen wir mal so:
Sie haben niemanden in der Familie, der immer ankommt mit "Kannst du mal eben gucken, bei mir
auf dem PC ist was Komisches!"? Wenn man Linux installiert hat, sich ein bisschen mit dem
Terminal vertraut gemacht hat, mal in einem Forum eine Frage gestellt und danach etwas in
Ordnung gebracht hat, dann hat man dies und das gelernt und kann etwas gelassener mit
PC-Problemen umgehen. Ob man das als riesige Zeitverschwendung ansieht, oder sagt "Na ja,
Digitalisierung eben..." ist Ansichtssache.
Unterricht per Videokonferenz
Sieht vergnüglich aus: Unterricht über den Laptop.
An mehreren Stellen meiner Seite müsste laut und deutlich stehen, dass ich nichts von
"Online-Unterricht" halte: ich glaube nicht, dass man mit Videokontakt dasselbe erreichen kann,
wie im direkten Kontakt zwischen Schüler und Lehrer.
Das Coronavirus hat bewirkt, dass ich jetzt, im März 2020, doch über tatsächliche Erfahrungen
mit Unterricht per Videokontakt berichten kann. Nachdem ich einige Wochen meinen Schülern
Aufgaben in Form von Mitspiel-Mp3-Dateien angeboten hatte, gibt es jetzt für die
Musikschule Landkreis Oldenburg die Möglichkeit, legal online
zu unterrichten.
Datenschutz Nebensache
Natürlich ging schon durch Presse und Regionalberichterstattung des Fernsehens, dass
private Musikschulen über Zoom, Skype, Whatsapp und Facetime unterrichten, ja sogar auf
diesem Wege neue Interessenten gewinnen. Diese Plattformen laufen über Server im Ausland und
Daten werden bei Facebook und Co. gespeichert, was für eine
öffentliche Musikschule nicht legal ist. Trotzdem: in der Krise geht alles bunt
durcheinander, selbst Lehrer an allgemeinbildenden Schulen kontaktieren ihre Schüler per "Zoom",
es gibt erst mal Ausnahmen.
Wir haben jetzt vom Anbieter unserer Musikschulsoftware eine datenschutzkonforme, über deutsche
Server laufende verschlüsselte Lösung, und schon unterrichte ich online.
Ist es toll?
Es ist besser als nichts, aber gut ist anders...
Natürlich ist der Kontakt per Video besser als gar nichts, vor allem nach so einer langen Zeit!
Und die Eltern reagieren fast alle sehr positiv und wertschätzen unsere Versuche, ein bisschen
Normalität zu schaffen, dem Üben wieder ein bisschen Schwung zu geben. Diese positiven
Rückmeldungen sind für uns ermutigend!
Andererseits... zuletzt "normal" unterrichtet habe ich am 13. März, das ist erst einen guten
Monat her. Die Sommerferien dauern länger! Trotzdem: die Situation, dass man nicht mehr in die
Schule, nachmittags zu Freunden, nicht normal einkaufen, essen gehen, geschweige denn in Urlaub
fahren kann, lässt diese Zeit so lang scheinen. Also ist es schön, meine Schüler wieder zu
sehen, wenn auch die "virtuelle Realität", die ich erlebt habe, nicht immer so gut aussah wie
die im Fernsehen gezeigten ausgewählten Beispiele.
Es gibt sehr viele Faktoren, die die Qualität der Erfahrung mindern. Ich versuche ein paar
aufzuzählen:
Die Technik
Ich nutze einen Laptop, der per Lankabel am Router hängt, welcher eigentlich ziemlich schnelles
Internet bereit stellt. Trotzdem "hängt" mein Bild bei den Schülern manchmal, was aber oft
amüsant ist, da man dann häufig ulkig aussieht.
Den Laptop kann ich so hinstellen, dass ich brauchbar beleuchtet bin, Notenständer neben dem
Bildschirm, die nötigen Bücher auf einem Stuhl, das kleine Arbeitszimmer ist maximal
sturzgefährdend eingerichtet. Ich kann zwischendurch auf den Steh-Modus umsteigen, indem
ich den Laptop auf ein paar Kartons auf den Tisch stelle. Teleunterricht ist nämlich
viel anstrengender als normaler Unterricht, weil man die ganze Zeit viel stärker an den
Stuhl gefesselt ist und auf den Bildschirm starrt.
Die anderen Endgeräte, Betriebssysteme, Software
Die Eltern meiner Schüler haben einen Link bekommen, der sie normalerweise direkt in den
digitalen Unterrichtsraum führt. Normalerweise! Es folgt Kritik an der digitalen Wunderwelt:
Mit den Browsern Firefox und Chrome soll es
anstandslos klappen, aber wenn der Windows-Browser Edge oder gar noch
der Internet Explorer läuft und vielleicht sogar Standardbrowser ist,
geht nichts. Ganz vielleicht öffnet sich das gewünschte Fenster, aber Kamera- und Mikrozugriff
sind verboten.
Apple-Geräte scheinen unserer Software auch nicht wohl gesonnen zu sein.
"Jitsi Meet", die Software, die wir nutzen, ist Freeware und open
source - zwei Kriterien, die sie für Softwareriesen wie Microsoft und Apple unattraktiv machen.
Es ist anonym, verschlüsselt, es werden keine Daten gespeichert, man braucht nicht mal einen
Account. Es liefert Daten weder an Apple, noch an Microsoft oder Google, also ist es suspekt...
jedenfalls scheint es viele Situationen zu geben, in denen man ganz schön herumprobieren muss,
bis eine Verbindung zu Stande kommt; die installierten Browser lassen vieles nicht zu.
Tablets und Smartphones bieten weitere Fallen: wenn sie nicht unter Android laufen, ist das
Betriebssystem Windows oder I-OS, es gibt also keine kompatiblen Browser, und wenn man die App
"Jitsi Meet" auf dem Smartphone installiert hat, muss der Link auch erst mal darauf zugreifen.
Dann scheint diese Gerätekategorie ein weiteres Problem ins Spiel zu bringen: ich vermute,
dass schlecht platzierte Mikrophone (neben dem Lautsprecher?) für Echos, Rückkopplungen und
weitere Störgeräusche sorgen. Manchmal hat man einen besseren Ton, wenn man in den Einstellungen
des Mikrophons die "Verbesserungen" generell abschaltet. Sonst wird jedes leisere Geräusch nach
kurzer Zeit mit einem Rauschen weg gefiltert wie bei einem "Gate" in Effektgeräten für
E-Gitarren. Manchmal aber auch nicht - es ist ein Ratespiel.
Die Menschen
Technik wird von Menschen bedient, auch hier gibt es Dinge zu berichten.
Die Schüler
Die Kinder und Jugendlichen waren toll! Ich hatte viel mehr Zappeligkeit erwartet, und
permanentes durcheinander reden - das Gegenteil traf zu. Alle waren sehr besonnen und ruhig,
haben konzentriert zugehört und versucht, mitzumachen.
Die Eltern
Die Eltern gehören für mich dazu, weil sie bei den jüngeren Kindern für den Aufbau zuständig
sind. Man muss die Kamera gut ausrichten, sodass Schüler und Gitarre möglichst gut zu sehen und
hören sind, und ein wenig auf das Licht achten. Wir sind alle nicht Regisseur und Kameramann von
Beruf, aber wenn man mit der Video-Funktion ein bisschen herumprobiert, kann man Dinge
optimieren.
Die Altersgruppe 12-14 scheint von den Eltern für ausreichend kompetent gehalten zu werden -
aber das ist leider nicht der Fall. Hier war der Aufbau im Schnitt am schlechtesten. Aber
14jährige lassen sich auch nicht mehr immer so viel sagen...
Der Lehrer
Ich kann nur mutmaßen, wie ich 'rüberkomme. Ich versuche, mich so ins Bild zu bringen, dass man
beide Hände an der Gitarre und meine Mimik sehen kann. Aber ich bin mir sicher: wie im normalen
Unterricht war der Kontakt nicht.
Wenn man einem jüngeren Kind, das gerade das d auf der h-Saite nicht
mehr findet, per Video zu erklären versucht, was "dritter Bund auf der h-Saite" heißt, das Kind
aber gerade so verunsichert ist, dass es alles vergessen hat, dann ist die hochgelobte Technik
"E-Learning" eine richtig hohe Barriere. Es ist per Video nicht so einfach zu
beruhigen, quasi "zurückzutreten", zu sagen "komm, noch mal von vorne, guck mal die Gitarre
an..." - selbst wenn man nicht konkret auf dem Instrument zeigt, oder eine Hand berührt und an
die richtige Stelle führt, ist die Präsenz im gleichen Raum ein ganz entscheidender Faktor!
Die Technik 2
Mikrophone sind nicht intelligent. Sie nehmen das Geräusch, das gerade am lautesten ist als das
wichtigste, und bringen es nach vorne. So dominiert die Amsel vor dem geöffneten Fenster eine
Fünfergruppe, bei mir wurde in der Nachbarschaft gesägt, also musste das Fenster zu. Bei
dieser unendlichen Vielfalt von Geräten unterschiedlichen Alters ist es quasi unmöglich zu
erraten, wie und wo man die Aufnahmelautstärke manuell aussteuert.
Nebengeräusche, egal ob von den Teilnehmern einer Gruppe erzeugt, oder aus dem Internet gesogen,
Echos, die genauso laut wie jedes wirkliches Geräusch sind - die ganze Veranstaltung ist
eklatant anstrengender als lebendiger Unterricht, und wer behauptet, es sei toll, und genauso
gut, und überhaupt die Zukunft, na, der darf bei mir hospitieren! Oder formulieren wir es
mal so: das, was bei mir durchschnittliche Realität ist, habe ich in Nachrichtensendungen noch
nicht gesehen. Da sieht immer alles ziemlich toll aus.
Fazit
Es gab tolle Stunden, mit sehr guter Tonqualität und guter Kommunikation. Im
Einzelunterricht, aber auch in den größeren Gruppen gab es immer Schüler, zu denen meist eine
sehr gute Verbindung bestand. Es gab aber auch im Einzelunterricht ständig unterbrochene
Sitzungen, Rauschen, das lauter als die Gitarre war - alles war dabei. Es ist ein Notbehelf, und
ich hoffe, dass ich bald wieder an die Unterrichtsorte fahren und meine Schüler direkt sehen
kann!
Hauptkritikpunkt ist immer wieder die Technik. Egal ob Laptop, Tablet oder Smartphone - alle
haben Schwächen im Bereich Aufnahme, und alles was aufgenommen wird - Bild und Ton -
muss durch das Internet und wird dabei von der Qualität her
nie verbessert. Ich bin ja eigentlich ein Mensch, der gerne seinen
Computer nutzt. Auch wenn ich nicht viel von Technik verstehe liebe ich es, wie sich damit
Arbeit vereinfachen lässt. Aber als Ersatz für direkten Kontakt muss ich lange überlegen, um
etwas Gutes an der Sache zu finden, außer "Es ist besser als nichts."
Direkter Unterricht ist das Wahre, Punkt.
Videounterricht: konkrete Tipps
Wir sind im Januar 2021 im zweiten Corona-Lockdown, die Schulen sind zu, der Gitarrenunterricht
findet wieder per Videokonferenz statt. Das ist schlecht, aber man sollte versuchen, das Beste
draus zu machen, also probiere ich aufzuschreiben, was mir an möglichen Tipps einfällt.
Tipp 0: rechtzeitig da sein
Nach einer Woche Praxis fällt mir noch ein Tipp ein, der vor allen anderen wichtig ist: wenn die
Videokonferenz ein Erfolg werden soll, sollte man sie nicht vergessen. Man sollte im Gegenteil
am Anfang schon aufgebaut haben, alles bereit haben, das Notenbuch aufschlagen, und
eine mit Stimmapp oder
Stimmgerät gestimmte Gitarre
ist gerade bei kleinen Kindern, die nicht wissen, wo sie drehen sollen, eine große Hilfe!
I. Die Internetverbindung
Tipp 1: ein Lan-Kabel anschließen
Wenn es möglich ist, sich für den Videounterricht in die Nähe des Routers zu begeben, und man
ein Gerät mit dem entsprechenden Stecker hat, sollte man ein Lan-Kabel anschließen. Das macht
die Verbindung schneller und stabiler.
Tablets und Smartphones haben solche Anschlüsse nicht. Da kann man nur in die Nähe des Routers
gehen, dicke, stahlbewerte Wände und Treppenhäuser meiden, und sonst auf die Politiker
schimpfen.
Tipp 2: Updates vorher machen
Wenn man Windows nutzt (nicht gerade selten), hat man sicher schon bemerkt: manchmal arbeitet
der Rechner entschieden langsamer als sonst. Windows-Taste+i drücken (schon ist man in den
Einstellungen), auf den Punkt "Updates" gehen, und schauen, was gerade passiert. Man kann
die Updates für den Moment unterbinden, aber nicht schlecht ist es, wenn man deutlich vor der
Videokonferenz diese Hygienemaßnahme erledigt. Wenn der Laptop selten genutzt wird, kann das
länger dauern.
Tipp 3: für Strom sorgen
Video Live-Übertragungen brauchen wirklich viel Strom. Das Smartphone wird
richtig warm. Also sollte der Laptop am Netzkabel hängen, und das Tablet / Smartphone
aufgeladen sein.
II. Die Software
Tipp 4: vorher probieren
Man kann sich bei vielen der Plattformen wie Zoom oder JitsiMeet kostenlos ein Konto einrichten
und mal testen, wie man eine Einladung zur Konferenz verschickt, und wie man sich dann als
Eingeladener einloggt. Von einem Computer auf den Laptop, und auf ein Smartphone, in drei
verschiedenen Zimmern.
III. Bild geht nicht, Ton geht nicht?
Die Konferenz hat begonnen, und ein Schüler kommt nicht 'rein. Ich rufe an, und frage, was für
ein Gerät denn am Start ist. Auch hier gibt es unendlich viele Fehlerquellen.
Tipp 5: Zugriff auf Kamera und Mikrophon erlauben
Wenn man eventuell nötige Software oder Apps installiert, muss man diesen den Zugriff auf Kamera
und Mikro erlauben. Sonst kann es kein Bild und keinen Ton geben. Wenn man in die Konferenz
einsteigt, also auf einen Link geklickt hat, der dort hin führt und vielleicht noch ein Kennwort
eingegeben hat, muss man auch oft (im Browser) dem Zugriff auf Kamera und Mikro zustimmen. Wenn
man ein Sicherheitsfanatiker ist, und dem Gerät grundsätzlich verboten hat, jemals auf Kamera
und Mikro zuzugreifen, muss man tiefer in die Einstellungen gehen und hier Häkchen setzen. Wo
das ist, ist von Gerät zu Gerät verschieden.
IV. Das Endgerät ist so alt...
Alte Tablets sind ein Problem! Was kann man tun? Wir sind alle Sklaven der digitalen
Entwicklung. Die Anforderungen seitens der Inhalte (Streaming, bling bling) steigen, die
Prozessoren werden schneller, die Lüfter leiser - wir müssen immer wieder mal ein neues
Gerät kaufen. Wie oft, wie schick, wie gut geeignet als Statussymbol es sein muss, muss jeder
selbst entscheiden. Vielleicht kann man Teile austauschen, aber irgendwann braucht man ein neues
Endgerät.
V. Ich höre nichts, ich werde nicht gehört
Laptops, Tablets und Smartphones sind für Videoanwendungen gemacht. Die Kamera kann besser oder
schlechter sein, aber im Grunde funktioniert das. Aber der Ton!
Tipp 6: Soundeinstellungen verändern
Ein einfacher Linksklick auf das Lautsprechersymbol im Windows-Laptop zeigt einem, wie der
Lautsprecher eingestellt ist. Wenn man wenig hört - lauter stellen.
Ein rechter Mausklick führt einen in die tieferen Einstellungen. Man muss suchen, wo die
Aufnahmelautstärke des Mikrophons geregelt wird, und schauen, dass man laut genug aufgenommen
wird, aber nicht so laut, dass es zu Verzerrungen kommt. In der häuslichen Videokonferenz
probieren!
Der Rest der Klangqualität hat viel damit zu tun, wie weit man vom Gerät entfernt ist,
und mit Disziplin!
Tipp 7: Kopfhörer statt Headset
Headsets sind stylisch, und vielleicht gut für die Klassenkonferenz. Das Mikro ist direkt beim
Mund, aber gar nicht bei der Gitarre! Ein Kopfhörer hätte den Vorteil, dass man die
anderen Gitarren hört, die eigene aber an den eigenen Ohren etwas leiser ist.
VI. Teilnehmer und Aufbau
Für die Klassenkonferenz braucht der Lehrer das Gesicht des Kindes, ich sähe gerne auch beide
Hände an der Gitarre... es geht also jetzt um den Aufbau. Irgendwo steht das Gerät, irgendwo
sitzt ein Mensch, irgendwie gibt es Licht.
Zu nah, zu weit von unten, Licht von hinten.
Tipp 8: Probieren, was man sieht
Jedes Gerät mit Webcam hat eine Software dazu. Windows-Taste drücken, "Kamera" tippen, schon
kommt man zum Programm "Kamera", und sieht, wie man gesehen wird. Im Handy oder Tablet muss man
die Selfiefunktion nutzen. Und jetzt muss man mal überlegen!
Tipp 9: auf die Höhe der Kamera achten
Wenn das Tablet auf einem hohen Tisch steht, kann ich ein kleines Kind nicht sehen
können. Wenn schräg von unten gefilmt wird, sehe ich oft Kopf und Zimmerdecke.
Wer ganz dicht vorm Bildschirm sitzt, zeigt auch kaum etwas vom Instrument, wer 3 Meter weg
sitzt, wird extrem leise - Mikros nehmen in der Nähe auf.
Tipp 10: das Licht beachten
Wenn man vor einem hellen Fenster sitzt, ist man nicht gut zu sehen. Man muss vielleicht ein
bisschen experimentieren.
Tipp 11: Nebengeräusche
Wenn bei Grundschulkindern ein Elternteil die ganze Zeit im Zimmer bleibt, guckt das Kind immer
dort hin, und tuschelt eventuell mit ihm. Leider sollten auch kleine Geschwister nicht im selben
Raum spielen.
Man kann sich natürlich stumm schalten, oder ich kann das tun, aber - an, aus, an, aus - das ist
so viel Gefummel am Touchpad, das auch wieder laute Geräusche verursacht...
Tipp 12: Notenständer
Wenn das Kind die Noten kaum sehen kann, weil sie flach auf einem hohem Tisch liegen, hilft das
nicht - Notenständer sind eine tolle Erfindung!
Und Notenbücher, die schon häufiger benutzt wurden, bleiben irgendwann auch aufgeklappt. Je
jünger die Mitglieder einer Gruppe, desto mehr Mühe macht es, die Nummer 33 auf Seite 24 zu
finden, besonders, wenn das quasi neue Buch immer wieder zurückblättert!
VII. Zusammenfassung
Hier stehen zwölf Tipps, von denen nicht jeder alle braucht. Grundsätzlich geht es um diese
Punkte: Kann ich überhaupt an der Konferenz teilnehmen, werde ich gesehen und gehört, kann ich
das, was Inhalt der Konferenz ist, nämlich Gitarre spielen, einigermaßen locker tun.
Im "richtigen", normalen Unterricht wirke ich als Lehrer darauf ein, dass die Schüler vernünftig
sitzen, die Gitarre richtig halten,
die Noten sehen können, und sich in der Gruppe angemessen benehmen. Im Onlineunterricht kann ich
nicht die ganze Zeit protestieren, wenn ein Schüler auf der Couchgarnitur turnt, zwischendurch
verschwindet, mit dem Handy spielt oder nur auf den Bildschirm statt auf die Noten schaut. Jeder
muss sich etwas erwachsener verhalten, damit die Situation etwas bringt. So, wie wir alle uns
verantwortlich verhalten könnten, damit die Corona-Situation sich bessert.