Pentatonische Tonleitern
Pentatonische Tonleitern bestehen, wie der Name schon sagt ("penta" ist das griechische Wort für fünf), aus fünf statt den gewohnten sieben Tönen, und sie enthalten keine Halbtonschritte, sondern nur Ganztonschritte und kleine Terzen. Sie spielen in Lehrwerken für E-Gitarre eine besondere Rolle; um die soll es an anderer Stelle gehen.
Zwei Typen: Dur und Moll
Man unterscheidet zwischen zwei pentatonischen Skalen, einer Dur- und einer Mollpentatonik. Das lässt sich mit ein paar Noten schnell darstellen:
Die obere Tonleiter besteht aus fünf Tönen der C-Dur-Tonleiter. Die große Terz "e" lässt sie uns als "durig" empfinden, obwohl die vierte und die siebte Stufe der Durtonleiter nicht vorkommen.
Die untere Skala besteht aus den Tönen der A-Moll-Tonleiter. Hier fehlen die Stufen 2 und 6. Die kleine Terz a - c sorgt dafür, dass wir sie dem Tongeschlecht Moll zuordnen.
Im Notenbild oben sieht man: der Durpentatonik fehlen die vierte und die siebte Stufe der
Durtonleiter. Dadurch sind die beiden Noten verschwunden, die einen Halbton neben ihrem
Nachbarn liegen, und an diesen Stellen entsehen statt dessen kleine Terzen.
Untere Grafik: der Mollpentatonik fehlen die zweite und die sechste Stufe der reinen
Molltonleiter.
Dur- und Mollpentatonik sind eng miteinander verwandt: wenn man in der Durpentatonik den höchsten Ton a nach unten oktaviert und als Grundton nimmt, hat man die Mollpentatonik und umgekehrt.
Man könnte weitere "Umkehrungen" der Pentatonik als eigenständig annehmen, aber sie hätten gegenüber denen auf c und a doch "Nachteile": während in den beiden gezeigten Skalen Terz und Quinte des Grundtones vorhanden sind, man also einen leitereigenen Akkord der ersten Stufe hat, fehlen
- der Skala auf d die Terz,
- der auf e die Quinte, und
- der auf g wiederum die Terz.
Keine Halbtonschritte
Pentatonik auf den schwarzen Tasten.
Vielleicht ist ihr charakteristischste Merkmal, dass Pentatonische Skalen keine Halbtonschritte enthalten! Das lässt sie eigenartig schwebend klingen. Anders als Dur- oder Molltonleitern "streben" sie nicht so zielgerichtet irgendwo hin.
Man kann sie umkehren, ohne sich groß in eine andere Welt versetzt zu fühlen. Spielt man eine C-Dur-Tonleiter von f bis f, denkt man sofort "Holla, das klingt aber komisch!"; während man traumverloren ohne große Irritation pentatonisch improvisieren kann, zum Beispiel auf den schwarzen Tasten eines Klavieres, die auch eine pentatonische Skala darstellen.
Schwebender Klang
Der eigenartig spannungslose Schwebezustand der pentatonischen Tonleiter dient auch als
Grundgerüst für viele der allereinfachsten traditionellen Kinderlieder wie "Backe backe Kuchen",
und auf einer pentatonischen Blockflöte kann man spielen, ohne dass es jemals falsch klingt.
Trotzdem kann man durchaus Fehler bei der Notierung oder bei der
Begleitung machen.
Pentatonik gilt als das älteste nachgewiesene Tonsystem, was man aus Jahrtausende alten Knochenflöten mit drei bis vier Grifflöchern schließt.
Es klingt immer gut
Die Eigenheit, dass man mit einer pentatonischen Skala nie so richtig aneckt, ist eine große Hilfe beim Einstieg in die Improvisation in Blues, Jazz und Rock. Während zum Beispiel im Blues die Begleitung meist mit Dur- oder D7-Akkorden bestritten wird, improvisiert der Solist mittels der pentatonischen Mollskala. Das klingt meistens gut, und manchmal kommen charakteristische Dissonanzen zustande, die diese Musik ja braucht - insofern spielt man (fast) immer richtig. Und wenn es mal richtig falsch klingt, geht man einen Ton weiter und ist gerettet!