Gitarre und Musiklehre, U. Meyer

Gitarrenschule oder Lehrbuch

Viele GitarrenlehrerInnen schreiben ergänzende Noten zu dem Lehrwerk, das sie benutzen oder sogar ihre eigene Gitarrenschule. Hier habe ich mein Material für ältere Lernende so geordnet, dass man danach unterrichten könnte.

In meiner Einführung geht es um klassische Gitarre in der dafür entwickelten Haltung, und ich nutze Noten. Tabulatur gibt es für einige Übungen für die Greifhand in höheren Lagen.

Die Anschlagstechnik

Bevor man losspielen kann, muss man entscheiden, mit welchem Anschlag man beginnen möchte: angelegt oder frei? Dies bestimmt wesentlich den Aufbau der Schule.

Angelegt oder apoyando

Mein Heftchen beginnt mit dem angelegten Wechselschlag und führt den freien Anschlag später ein. Als Schülersschüler von Karl Scheit finde ich immer noch überzeugend, dass man schneller Sicherheit gewinnt, wenn man mit dem Anlegen anfängt, auch wenn mir natürlich klar ist, dass der freie Anschlag das ist, was der fortgeschrittene Gitarrist in seinem Leben wahrscheinlich mehr macht.
Beim Anlegen zielt man durch die gewünschte Saite auf die nächst tiefere; hier landet der Finger. Wenn man kräftiger anschlägt wird der Ton lauter, aber Nebengeräusche halten sich im Rahmen, wenn die Gitarre in Ordnung ist. Dadurch ist der Anschlag also weniger kompliziert und gibt mehr Sicherheit.

Frei oder tirando

Beim freien Anschlag muss man über die nächst höhere Saite hinweg gehend die gewünschte Saite treffen, und danach darf man auch die nächst tiefere Saite nicht berühren. Das ist ein hoch komplexer Vorgang, bei dem Anfänger gerne die ganze Hand von den Saiten wegziehen und dadurch die Saiten zum Aufschlagen auf den Bünden bringen, oder so vorsichtig und leise spielen, dass man kaum etwas hört.

Einführen der Töne

In quasi allen Instrumentalschulen werden die Töne so eingeführt, wie man sie in den ersten Liedern braucht und wie es auf dem Instrument gut geht, nicht ordentlich der Tonleiter nach. Das bedeutet, dass man die Hintergründe später erklären muss. Der Weg führt also zunächst in die Praxis, und dann in die Theorie.

Die Basstöne sind schwierig zu lesen

Auf der Gitarre sind die Töne auf den tiefen Saiten ein besonderes Thema. Normalerweise spielt man Lieder nicht, indem man auf der tiefsten Saite beginnt.
Die tiefen Töne nutzt man vornehmlich in zweiten Stimmen, Begleitungen und als Bassnoten im zweistimmigen Spiel, aber zweite Stimmen kennt man nicht, und sie haben selten eine eingängige Melodie. Außerdem sind die vielen Hilfslinien verwirrend. Folglich braucht man doch genug Liedbeispiele auf den tiefen Saiten.

Die Noten, Zeichen und Akkorde

Los geht es mit der hohen e-Saite. Sie zu treffen ist am einfachsten, da man an keiner höheren Saite vorbei zielen muss. Die Töne der h-Saite kommen dazu - schon kann man Lieder im Fünftonraum spielen.

Noch bevor ich bei den Basssaiten ankomme oder die C-Dur-Tonleiter erklärt habe wird das Kreuz behandelt und direkt bei einigen Tönen benutzt.

Nach den Tönen auf d- und A-Saite kommen quasi als Einschub Lieder, die mit Akkorden zu begleiten sind. Griffwechsel üben bereitet auch das mehrstimmige Spiel vor, und wenn man singt und sich dabei begleitet führt das zu rhythmischer Sicherheit.

Nach der Einführung des Erniedrigungszeichens und den Tönen auf der tiefen E-Saite (inzwischen gibt es Sechzehntel, Punktierungen, Überbindungen, Auftakt - was man alles erklären muss...) geht es ins zweistimmige Spiel mit leeren Bässen.

Zweistimmiges Spiel

Beim zweistimmigen Spiel bleibe ich zunächst in der ersten Lage. Es gibt viele Lieder, die man mit den leeren Basssaiten d, A und E begleiten kann, und die zweite Lage ist doch ein großer nächster Schritt.

Der freie Anschlag wird beim zweistimmigen Spiel erklärt, da hier häufig Melodie und Bass sehr nahe beieinander liegen. Später bekommt er bei den Akkordzerlegungen ein eigenes Kapitel.
Gegriffene Bässe im zweistimmigen Spiel sind ein weiterer großer Sprung.

Nach vielen Liedbeispielen zum ausgiebigen Üben kann sich der Leser dann in die Welt der diversen Hefte mit Gitarrenliteratur stürzen, und bekanntlich kann man auf der Konzertgitarre nicht nur klassische Musik spielen.

Was fehlt...

Es gibt immer Dinge die fehlen. Ich probiere, eine Liste zu machen:

  • Fröhliche Fotos von jungen GitarristInnen - wegen des Datenschutzes müssen Bilder von mir reichen.
  • Tolle Zeichnungen - ich habe mich auf erklärende Texte und Grafiken wie Griffbilder beschränkt.
  • Informationen zur Größe der Gitarre, Stimmung, Besaitung, Kapo... bei diesen Dingen hilft das Internet, zur Not diese Webseite.
  • Es gibt nicht für viele Stücke eine zweite Gitarrenstimme oder Arrangements für noch mehr Gitarren. Das setzt eine andere Motivation und sehr viel rhythmische Sicherheit voraus.
  • Weihnachtslieder. Wenn man mit einer nach Schwierigkeitsgrad geordeneten Gitarrenschule arbeitet, kommt man bei den Weihnachtsliedern nicht immer im Winter an.
  • Musiktheorie, Gehörbildungsübungen - natürlich enthielte die ideale Instrumentalschule auch diese Dinge, aber sie wäre dann viel dicker und nur für eine recht kleine Zielgruppe. Auch hierfür gibt es extra Bücher und Webseiten - es war noch nie so einfach wie heute, Informationen über viele Themen zu finden!
  • Bezeichnungen zum Ausdruck habe ich nicht benutzt. Das Spieltempo richtet sich beim Anfänger nach dem wachsenden Können, und ob man eine Stelle lauter oder leiser spielen möchte, kann man sich selber überlegen und eintragen. Überhaupt ist ein Bleistift für ergänzende Fingersätze und Notizen immer ein wichtiges Werkzeug!